Ein deutscher Amateur-Verein nimmt die Sicherheit der Referees nach der brutalen Attacke in Hessen (D) selbst in die Hand. Er engagiert Schiri-Bodyguards!
Schiedsrichter Gewalt
Beschimpft, bespuckt, verprügelt: Übergriffe gegen Schiedsrichter häufen sich. - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Immer häufiger kommt es im Fussball zu Attacken auf Schiedsrichter.
  • Erst am Wochenende schlug ein Spieler einen Referee in Hessen (D) bewusstlos.
  • Nun reagiert ein Berliner Amateur-Verein und engagiert Bodyguards für ihre Unparteiischen.

Deutschlands Amateur-Fussball steht unter Schock! Am Sonntag wurde ein 22-jähriger Schiedsrichter in Hessen bei einem Kreisklasse-Spiel der 11. Liga so brutal attackiert, dass er mit dem Heli ins Spital geflogen werden musste.

Der Täter war ein 28-jähriger Fussballer vom FSV Münster. Er schlug mit seiner Faust zu, nachdem er Gelb-Rot gesehen hatte. Nun ermittelt sogar der Staatsanwalt, die ganze Mannschaft wurde per sofort aufgelöst.

Ein Spieler schlägt den Schiedsrichter bei einem Spiel in Hessen (D) nach der Gelb-Roten Karte bewusstlos. - Nau

Kein Wunder also haben immer weniger Deutsche Bock sich als Amateur-Schiri zur Verfügung zu stellen. Seit 2011 geht die Gesamtzahl der ehrenamtlichen Referees im ganzen Land zurück.

Dabei ist das Problem nicht die Mobilisierung der Freiwilligen, sondern die hohe Abbrecherquote. Viele machen offenbar in ihren ersten Partien so schlechte Erfahrungen, dass sie die Pfeife gleich wieder an den Nagel hängen.

Bodyguards für Schiris in Berlin

Für einen Berliner Klub ist deshalb klar: Es braucht mehr Sicherheit. Dabei nimmt der Landesligist Friedenauer TSC den Schutz der Schiris gleich in die eigene Hand. Wie die «Bild»-Zeitung berichtet, engagiert der Amateur-Verein ab sofort für jeden Sonntag eine Sicherheitsfirma.

Ronny Herms (43), Mitglied im Fussball-Vorstand erklärt: «Bei uns gab es keine Gewalt gegen Schiris. Aber um die Sicherheit auch in Zukunft zu gewährleisten, haben wir uns dazu entschlossen.» Worte und Banner seien nicht genug, so Herms.

Gewalt im Fussball
Schiedsrichter werden im Fussball immer öfters Opfer von Übergriffen durch Fans oder Spieler. - Getty

Bei dem Verein aus der 7. Liga finden am Sonntag die Heimspiele von bis zu fünf Männer-Teams statt. Dann soll jeweils ein professioneller Security-Mitarbeiter auf dem Feld stehen. Dieser wird die Referees vor, während und auch nach dem Spiel vor Angriffen schützen.

Die Schiri-Bodyguards kosten bis Ende der Hinrunde 5000 Euro! Laut Vorstandsmitglied Hems, stemmt der Verein den Betrag aus eigenen Mitteln. «Das fällt schwer – aber die Sicherheit ist es wert!»

Gewalt gegen Schiris auch in der Schweiz

Übergriffe auf Schiedsrichter haben sich in den letzten Jahren stark gehäuft. In Deutschland hatten sich deshalb bereits im September die Referees im Saarland zu einem Streik entschlossen. Am vergangenen Wochenende taten es ihnen ihre Berufskollegin in Berlin gleich.

Auch Schiedsrichter in der Schweiz sind vor Gewalt nicht gefeit. Erst vor wenigen Wochen sorgten etwa Spieler des Rakitic-Clubs NK Pajde für einen Eklat. Sie griffen den Unparteiischen nach Spielschluss eines 2.-Liga-Spiels an.

Wüste Szenen auf dem Fussballplatz in Zofingen: Nach dem Spiel der 2. Liga Interregional zwischen dem SC Zofingen und NK Pajde wird der Fussballschiedsrichter angegriffen. - Nau/zVG

Auch gestreikt wurde hierzulande schon einmal. Im September des letzten Jahres legten die Schiris in der Westschweiz ihre Arbeit nieder. Dies, nachdem ein Berufskollege in einem 5.-Liga-Spiel angegriffen wurde – zurzeit ist jedoch kein Streik geplant (Nau berichtete).

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