Lugano ist neu erster YB-Verfolger, Servette hat nun schon acht Zähler Rückstand. GC gewinnt auch unter Marco Schällibaum nicht. Willkommen beim Fussball-Talk!
Fussball-Talk
Servette bleibt auch in Basel ohne Zähler. Aus den letzten fünf Spielen holten die Grenats nur einen Punkt. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der FC Basel entledigt sich mit dem Heimsieg über Servette seiner Abstiegssorgen.
  • YB kann dank einer Leistungssteigerung gegen Luzern seinen Vorsprung ausbauen.
  • Der FC Luzern und Mario Frick enttäuschen mit dem Verpassen der «Championship Group».
  • Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
Ad

Nau.ch: Der FCB feiert den zweiten Sieg in Serie und schlägt den bisherigen Titelkandidaten Servette. Eure Meinung zum Spiel?

Mischi Wettstein: Es ist beeindruckend, wenn 25‘000 Fans kommen – obwohl der FCB fast die ganze Saison nicht performt hat. Gestern haben die Bebbi so abgeliefert, dass die Zuschauer zufrieden nach Hause gehen: Man hat alles rausgehauen, was man hat – und das brachte den Sieg. Auch wenn die Bebbi nicht den Zauberstab ausgepackt haben – man sah die Tugenden, die man erwarten darf!

Christoph Böhlen: Seit klar ist, dass man die Top-6 verpasst hat, spielen die Bebbi befreiter auf. Es scheint, als hätte diese Tatsache den Druck von den Schultern genommen.

Mit neun Punkten Vorsprung auf GC ist auch die Barrage kein Thema mehr. Das Abstiegs-Gespenst ist verscheucht! FCB-Trainer Fabio Celestini kann in den nächsten Spielen bereits mit der Vorbereitung für die neue Saison beginnen. Aber was ist bloss mit Servette los, Mischi?

Mischi Wettstein
Mischi Wettstein ist Fussball-Chefreporter bei Nau.ch. - Nau.ch

Mischi Wettstein: René Weiler will es nicht kommentieren. Aber natürlich fehlen die beiden Spieler, die man nicht rechtzeitig qualifiziert hat. Das ist Wahnsinn! Die Grenats gehen am Stock, ihnen fehlt nach 50 Pflichtspielen natürlich die Luft.

Zwei Spieler mehr im Kader hätten auch immer eine Erholung für andere Akteure bedeutet. Da ist den Genfern ein Mega-Bock unterlaufen.

Ich hoffe, René Weiler studiert nicht jeden Tag daran herum. Vorbildlich: Er solidarisiert sich mit dem Club und macht keine öffentlichen Vorwürfe. Trotz allem: Die Servettiens können ihre Saison immer noch mit dem Cupsieg erfolgreich abschliessen.

YB
YB dreht gegen Luzern erst nach der Pause auf. - keystone

Nau.ch: Im Titelrennen kann YB wieder vorlegen, die Berner führen mit sechs Punkten Vorsprung vor Lugano. Wie war es in Bern?

Christoph Böhlen: Ich bin seit fast 20 Jahren Gast im Wankdorf: Die erste Halbzeit war eine der schlechtesten seit langem. Jeder Ball in die Tiefe brachte die Defensive ins Wanken, das Zentrum war über weite Strecken inexistent.

Aber in der Pause muss es in der Berner Garderobe wohl heftig rumort haben. Mit den beiden Wechseln Males und Hadjam hat YB danach das Ruder rumgerissen und eine kleine Gala gestartet. Da war für einen kurzen Moment das «alte» und dominante YB zu sehen. Spielen die Berner immer so, müssen sie keinen Gegner fürchten.

Wer wird Meister?

Mischi Wettstein: Ich bin natürlich enttäuscht: Es droht ganz oben wieder Langeweile. Aber das wird in Bern kaum jemanden interessieren. Handkehrum: Bitter enttäuscht bin ich vom FC Luzern und von Trainer Mario Frick! Ich hätte vor der Saison mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass der FCL nicht in den Top-6 ist.

Damit kann man in Luzern definitiv nicht zufrieden sein. Und auch Frick kann sich in dieser Saison keine Pluspunkte in seinen Bewerbungsunterlagen eintragen.

Mario Frick
Mario Frick verpasst mit dem FCL die Top-6. - keystone

Christoph Böhlen: Was mir auffällt: Wir hatten einige Runden lang Spannung im Rennen um die Top-6, da hat der neue Modus durchaus funktioniert. Aber jetzt drohen sechs Spieltage Langeweile, für den FCL warten beispielsweise nur noch bessere Testspiele.

Zudem sorgt der Modus für Verwirrung: YB hätte noch gegen vier von fünf Teams aus der «Championship Group» ein Heimspiel zugute. Doch damit alle Clubs auf 19 Spiele vor eigenem Anhang kommen, muss YB gegen ein Team ein drittes Mal auswärts antreten. Wie das entschieden wird, ist noch nicht wirklich transparent.

Mischi Wettstein: Mich interessieren all die Rechenspiele nicht. Ich freue mich auf einige spannende Partien. Vielleicht können jetzt einige Teams ohne Druck befreit aufspielen. Denn ich habe in dieser Saison ein paar Super-League-Spiele gesehen, die in meinen Erinnerungen keinen Platz gefunden haben.

Aber aufgepasst: Wenn Leader YB schwächelt, ist Lugano da. Die Tessiner sind heiss, wie man im Interview mit Goalie Saipi hört. Er bestätigt: «Wer will nicht gerne Meister werden?»

Wollen Sie Meister werden, Lugano-Goalie Saipi? - Nau.ch

Nau.ch: Bleiben wir doch gleich bei Lugano, die Tessiner gewinnen gegen GC 1:0, der Trainerwechsel hatte bei den Hoppers also nicht den gewünschten Effekt?

Mischi Wettstein: Vulkan Marco Schällibaum ist noch nicht ausgebrochen! Schälli wirkte zu Beginn des Spiels noch sehr entspannt. In der zweiten Halbzeit fing das Feuer aber langsam an zu brodeln.

Mein Fazit ist klar: GC ist einfach nicht besser, weil die Offensive die grösste Baustelle ist. Ohne Tor gibt es keine Punkte. Captain Amir Abrashi bringt es nach dem Spiel auf den Punkt: «Auch Schällibaum kann nicht zaubern!»

GC
Marco Schällibaum verliert seine Premiere mit GC. - keystone

Nau.ch: Dafür gelingt dem FCSG zuhause ein Befreiungsschlag, Yverdon wird mit 5:1 aus dem Kybunpark gefegt!

Mischi Wettstein: Sie haben das geliefert, was das treue und zahlreiche Ostschweizer Publikum auch verdient hat. Es wäre jammerschade gewesen, wären die St.Galler mit ihrem Fussballtempel nicht in die Top-6 gekommen.

Christoph Böhlen: Daneben darf man auch den FC Winterthur für eine tolle erste Meisterschaftsphase loben! Das Team von Patrick Rahmen gewinnt gegen Ouchy und ist, Stand jetzt, das beste Zürcher Team!

Mischi Wettstein: Patrick Rahmen ist für mich der Trainer der Saison! Was er in Winterthur für eine Arbeit leistet, dafür winde ich Päti ein Kränzchen, Chapeau!

FC Winterthur
Patrick Rahmen ist mit dem FC Winterthur auf den vierten Platz geklettert. - keystone

Nau.ch: Neu hinter dem Kantonsrivalen liegt der FCZ, der gegen Ex-Trainer Ludovic Magnin und Lausanne verliert. Was sagst du dazu, Mischi?

Mischi Wettstein: Der FCZ kann sich bei YB bedanken, kommen sie nicht noch in Schwierigkeiten! Der Druck, zuhause gegen einen befreiten FCSG gewinnen zu müssen, wäre gross gewesen. Passend zum heutigen Sechseläuten: Ende Woche hätte aus den FCZlern die richtigen «Böögge» werden können. Ich bin erleichtert, kann dieses Szenario jetzt nicht mehr eintreten.

Nau.ch: Und was ist euch sonst noch aufgefallen?

Mischi Wettstein: Ich habe Bayer Leverkusen früher regelmässig besucht, vor allem, als Ilja Kaenzig noch dort tätig war. In der «Vizekusen»-Saison war ich beim Champions-League-Final in Glasgow, als die Werkself an Real Madrid scheiterte.

Damals habe ich mitgelitten und seit dieser Saison hängen die Aufkleber an meinem Kasten. Ich bin froh, kann ich die Kleber nach dem erfolgreichen Titelgewinn endlich abreissen!

Und natürlich ein Sonderlob für Granit Xhaka! Unser Nati-Captain darf momentan wie ein stolzer Pfau herumlaufen, wenn er möchte: Er hat sowas von abgeliefert, ihm gebührt ein Fussball-Oscar! Wenn die Leverkusener im Meisterwahn nicht ganz versaufen, traue ich ihnen sogar das Triple zu.

Fussball-Talk
Mischi Wettstein kann endlich den «Vizekusen»-Sticker entfernen. - Nau.ch

Christoph Böhlen: Ich gratuliere Leverkusen und bleibe in der Bundesliga: Was Ex-FCZ-Coach Bo Henriksen mit Mainz abzieht, ist grosse Klasse. Die Rheinhessen waren eigentlich schon fast abgestiegen, jetzt besteht sogar die Chance auf eine direkte Rettung.

Mischi Wettstein: Bo ist ein geiler Typ! Ich habe ihm nach seinem Abgang geschrieben, viel Glück gewünscht und gesagt, dass ich überzeugt bin, dass er Mainz retten wird.

Christoph Böhlen: Aber Mischi, etwas fehlt doch zum Abschluss noch?

Mischi Wettstein: Genau! Der FC Aarau steht nach dem 1:3 in Neuchâtel weiter bei null Punkten im dritten Spiel seit dem Abgang von Alex Frei. Der nächste Gegner heisst übrigens Thun…

Christoph Böhlen
Christoph Böhlen ist Sportchef bei Nau.ch. - Nau.ch
Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Bayer LeverkusenFabio CelestiniLudovic MagninGranit XhakaSechseläutenRené WeilerReal MadridBundesligaAlex FreiFC LuzernServetteFC AarauTrainerFeuerGalaFC ZürichGCBSC Young BoysFussball-TalkFC Basel