Nach dem Triumph der argentinischen Mannschaft bei der Fussball-WM in Katar haben Millionen von Menschen in Argentinien auf den Strassen gefeiert.
Jubelnde Menge am Obelisken in Buenos Aires
Jubelnde Menge am Obelisken in Buenos Aires - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Enttäuschung in Frankreich: «Wir waren so nah dran».

Allein in der Hauptstadt Buenos Aires feierten Hunderttausende in der Nacht zum Montag ausgelassen den dritten Fussballweltmeister-Titel. «Das wird noch Tage so weitergehen», sagte ein Fussball-Fan der AFP. In Frankreich hingegen herrschte tiefe Enttäuschung, vereinzelt gab es gewaltsame Zwischenfälle.

Rund um den berühmten Obelisken im Zentrum der argentinischen Hauptstadt waren die Strassen von Menschenmengen überfüllt. Das Krachen von Feuerwerkskörpern, die Hupkonzerte der Fahrzeuge und der Jubel der Menschen verschmolzen zu frenetischen Lärm. Der Autoverkehr kam zum Erliegen, auch die U-Bahn stellte wegen Überfüllung den Betrieb ein.

Viele Menschen waren nach dem argentinischen Sieg in einem extrem dramatischen Finale gegen Frankreich von ihren Emotionen überwältigt, es flossen Freudentränen. «Ich kann fast nicht sprechen, es ist so bewegend, es ist eine Freude, die lange anhalten wird», sagte die 22-jährige Cecila Corato nach dem Triumph des Teams um Superstar Lionel Messi im Elfmeterschiessen.

Argentinien wurde nach 36 Jahren wieder Weltmeister, und Lionel Messi erlangte den wichtigsten Titel, der ihm in seiner Fussballkarriere noch fehlte. «Natürlich wollte ich meine Karriere damit beenden, besser geht es nicht», sagte er. «Aber ich möchte schon noch ein paar Spiele als Weltmeister spielen», fügte er hinzu.

Vor der Pokalübergabe hatte der Emir von Katar dem argentinischen Mannschaftskapitän ein traditionelles schwarzes Gewand (Bischt) umgehängt – eine Szene, die bei vielen Unbehagen auslöste, da sie als Vereinnahmung empfunden wurde. «Für dieses Bild hat Katar 200 Milliarden Euro ausgegeben», war auf Twitter zu lesen. Messi war 2021 zum französischen Club Paris Saint-Germain (PSG) gewechselt, der Katar gehört.

Der reiche Golfstaat hatte rund 200 Milliarden Dollar unter anderem für den Bau von Stadien und Infrastruktur ausgegeben. Dafür wurden zahlreiche Gastarbeiter eingesetzt, deren Arbeitsbedingungen von Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert wurden. Nach katarischen Angaben kamen etwa 400 Arbeiter bei Unfällen in Katar ums Leben, Hilfsorganisationen gehen von mehreren tausend Toten seit 2010 aus.

Auf Seiten der Franzosen herrschte Enttäuschung. «Es war grausam am Ende, wir waren so nah dran», sagte der französische Trainer Didier Deschamps. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der zum zweiten Mal innerhalb einer Woche nach Doha geflogen war, gratulierte Argentinien zum Sieg und lobte die französische Mannschaft «für ihre Leistung und ihren Kampfgeist». «Sie haben die Nation und die Fans auf der ganzen Welt begeistert», erklärte er auf Twitter.

Nach dem Spiel versuchte der Präsident, den französischen Star-Spieler Kylian Mbappé zu trösten, der jedoch eher abweisend reagierte. Diese Szene löste viel Spott in den Online-Netzen aus. Mbappé, der ebenfalls in den Diensten von PSG steht, ist der erste Spieler seit 1966, dem in einem WM-Spiel ein Hattrick gelang, also drei Tore innerhalb eines Spiels.

In der Nacht zum Montag gab es an mehreren Orten in Frankreich Zusammenstösse zwischen enttäuschten Fans und Sicherheitskräften. 227 Menschen kamen landesweit in Polizeigewahrsam, davon 47 im Grossraum Paris. Auf der Prachtstrasse Champs-Elysées, dem traditionellen Fan-Treffpunkt, wurden Polizisten mit Flaschen und Feuerwerkskörpern beworfen, die Polizei setzte ihrerseits Tränengas ein. In ganz Frankreich waren am Sonntag 14.000 Sicherheitskräfte im Einsatz.

Angesichts der Temperaturen verfolgten viele Franzosen das Spiel vor dem Fernseher. Der Sender TF1 erreichte mit 24,08 Millionen Zuschauern eine Rekordquote.

Beide Mannschaften wurden ungeduldig in ihrer Heimat erwartet. Während es in Buenos Aires eine riesige Siegesfeier geben wird, will die französische Mannschaft ihre Fans erst später treffen. Ein zunächst geplante Veranstaltung auf der Place Concorde wurde abgesagt.

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