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«Unnötig Öl ins Feuer»: Fans kritisieren Hoeness-Aussagen

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Bolivien,

Ein «Weiter so» soll es nach der Corona-Krise im Fussball nicht geben. An einem Reformprozess wollen Verbände, Vereine und Fans gemeinsam arbeiten. Gerade was die Bedeutung der Anhänger und insbesondere der Ultras dabei angeht, gibt es aber Dissonanzen.

Sorgte mal wieder für Gesprächsstoff: Ex-Bayern-Präsident Uli Hoeness. Foto: Ronald Wittek/epa/Pool/dpa
Sorgte mal wieder für Gesprächsstoff: Ex-Bayern-Präsident Uli Hoeness. Foto: Ronald Wittek/epa/Pool/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Debatte um Reformen im Fussball nimmt die Diskussion um die Bedeutung von Fans und deren Mitsprache wieder Fahrt auf.

Uli Hoeness wünscht sich mehr Mässigung von Ultras, engagierte Fans kontern Aussagen von Funktionären, die die Rolle von Anhängern im Milliardengeschäft Profi-Fussball aus ihrer Sicht zu kleinreden. Die Frage, wie wichtig Fans - insbesondere Ultras - im Gesamtkonstrukt Fussball überhaupt sind und was sie zu sagen haben, überlagert derzeit in der öffentlichen Wahrnehmung eine gemeinsame inhaltliche Suche nach Konsequenzen aus der Corona-Krise. Für einen Reform-Prozess könnte das gefährlich sein.

«Der Fussball gehört allen und es ist sehr wichtig, dass die Ultras begreifen, dass sie auch ein wichtiges Element sind, aber nicht alles alleine bestimmen dürfen», hatte Bayern Münchens Ehrenpräsident Hoeness in «Der Sonntags-Stammtisch» im BR Fernsehen gesagt. Der 68-Jährige meinte: «Ich bin immer für Kooperation, aber auch die Ultras müssen wissen, dass der Fussball auch ohne Ultras möglich ist.»

Sig Zelt vom Bündnis «ProFans», das vor allem Ultras vertritt, sieht solche Sätze kritisch. «Mit solchen Aussagen giesst man unnötig Öl ins Feuer», sagte Zelt der Deutschen Presse-Agentur. «Wenn er so zuspitzt: Was soll das? Dann kann ich auch sagen, dass die Bundesliga ohne den FC Bayern möglich ist, wenn er sich einer solidarischen Verteilung der TV-Gelder widersetzt.» Fans - nicht nur Ultras - fordern eine aus ihrer Sicht gerechtere Verteilung der Fernseheinnahmen im Profifussball.

Wie man das machen könnte, dafür will das Bündnis «Unser Fussball» mit Hilfe von Experten Vorschläge erarbeiten und diese dem Deutschen Fussball-Bund (DFB) und der Deutschen Fussball Liga (DFL) unterbreiten. Ist das eine gute Idee, die die Diskussion bereichert, oder überschätzen die Fans ihre Befugnisse? Schon daran entzündet sich die Debatte, noch bevor konkrete Vorschläge öffentlich geworden sind.

Eine zentrale Frage ist aus Zelts Sicht: «Für wen ist der Fussball da?» Seine Antwort: «Er ist doch für die Fans da. Die Fans - auch die Fernsehzuschauer - sind ja auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht die Kunden, die das Ganze finanzieren. Die Fans sind doch das, wofür der Fussball gemacht wird.» Das sehen nicht alle so.

Bereits der Name des Bündnisses «Unser Fussball», das nach eigenen Angaben von rund 2400 Fanclubs und Gruppen sowie etwa 13 000 Einzelpersonen unterstützt wird, hatte zuletzt für Misstöne gesorgt. Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte die Bezeichnung des Bündnisses, dem Ultras aber auch viele andere Fussballfans angehören, «etwas anmassend» genannt.

Aus Sicht des 64-Jährigen nehmen die Forderungen von Ultras überhand. Wenn «ich immer nur fordere, aber nie bereit bin, Pflichten und auch Verantwortung zu übernehmen, endet das in einer Einbahnstrasse», hatte Rummenigge in der «Sport Bild» gesagt. Gerade des Verhältnis des FC Bayern zu seinen Ultras war zuletzt alles andere als einfach. Ende Februar stand die Partie der Münchner bei der TSG 1899 Hoffenheim wegen Beleidigungen von Bayern-Anhängern gegen den Hoffenheimer Mäzen Dietmar Hopp kurz vor dem Abbruch.

Fanvertreter betonten zuletzt immer wieder, dass Anhänger - und gerade auch Ultras - in der Corona-Krise sehr wohl gezeigt hätten, dass sie Verantwortung übernehmen könnten. Tatsächlich machten zahlreiche Gruppen mit Hilfsaktionen und sozialem Engagement von sich reden.

Ob sich der Wunsch einiger Funktionäre nach einem Entgegenkommen der Anhänger bei fanpolitischen Themen erfüllt - zum Beispiel durch den Verzicht auf Pyrotechnik in Stadien - ist dagegen sehr fraglich. Verhandlungen nach dem Motto: Wenn ihr mitreden wollt, dann müsst ihr uns im Gegenzug auch etwas anbieten, sind mit sehr heterogenen Fanszenen nur schwer zu führen, wie auch Zelt mit Bezug auf das Streitthema Pyro verdeutlicht. «Das ist nicht realistisch, weil Fans keine hierarchisch aufgebaute Organisation sind», sagt er. «Man kann also nicht etwas von oben nach unten durchdrücken.»

Dass auch bei den Verbänden grundsätzlich der Wille da ist, Fans in Reformüberlegungen mit einzubeziehen, hatte die DFL schon vor einiger Zeit kundgetan. So sollen in der für September geplanten Taskforce «Zukunft Profifussball» auch Fan-Vertreter dabei sein. Bis dahin sollte dann zumindest geklärt sein, welche Bedeutung sie grundsätzlich haben, was sie fordern dürfen und was nicht.

Alleine die Tatsache, dass sich Vereinsvertreter und Fans so schwer damit tun, bei dieser Frage auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, lässt erahnen, wie schwierig es werden wird, für alle Parteien halbwegs zufriedenstellende Reformen zu erarbeiten. Derzeit scheint es fast unmöglich.

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