Die Heimteams freuen sich über die Rückkehr der Fans in die Stadien. Denn: In Geisterspielen war der Heimvorteil um 50 Prozent schwächer, wie eine Studie zeigt.
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Die Fans stehen am Wochenende vor dem Wankdorf Schlange. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Letztes Wochenende durften erstmals seit dem Lockdown mehr als 1'000 Fans in die Stadien.
  • Die Rückkehr der Zuschauer dürfte die Spiele massiv beeinflussen, wie eine Studie zeigt.
  • Schiedsrichter dürften in Zukunft wieder heimteamfreundlicher pfeifen.

Gross war die Freude am Wochenende bei den Clubs der Schweizer Super League. Erstmals seit dem Lockdown waren bei den Matches wieder 10'000 Zuschauer – oder sogar etwas darüber – in den Stadien. Es ist ein erster Schritt zurück in die Normalität, wie es YB-Trainer Gerardo Seoane nach dem Spiel beschreibt.

Gerardo Seoane, Trainer YB, über die Fan-Rückkehr ins Stadion. - Nau.ch

Rückkehr in die Normalität bedeutet auch: Die Heimteams werden wieder mehr Spiele für sich entscheiden. Das geht aus einer Studie von Carlos Cueva (†) in Zusammenarbeit mit der spanischen Universität Alicante hervor.

Heimvorteil ohne Zuschauer 50 Prozent schwächer

In der Studie wurden 233'000 Spiele von 1'700 Teams in 41 Ligen in der Zeitspanne von 1993 bis 2020 untersucht. Es stellte sich heraus, dass Covid-19 und die damit verbundenen Geisterspiele einen massiven Einfluss auf den Heimvorteil hatte.

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9'257 Fans verfolgten die Partie zwischen dem FC Basel und Luzern am letzten Sonntag.
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Nach dem Spiel bedanken sich die Spieler beim Publikum.
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Lange Zeit mussten die Teams in leeren Stadien spielen.
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Fans beim YB-Sieg zu Hause im Wankdorf gegen Vaduz.
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Fast 11'000 Fans durften in Bern wieder ins Stadion.

Vor dem Lockdown entschieden die Gastgeber 45 Prozent der Spiele für sich. Auswärts-Teams siegten nur in 29 Prozent der Partien (16 Prozent Differenz). Das änderte sich mit den Geisterspielen nach dem Lockdown schlagartig.

Die Heimmannschaften gewannen nur noch 41 Prozent der Partien. In 33 Prozent aller Spiele gab es Auswärtssiege (acht Prozent Differenz).

Heisst: Der Heimvorteil ist mit den Geisterspielen um die Hälfte geschmolzen!

Schiedsrichter lassen sich von Fans beeinflussen

Ciriaco Sforza sagte nach dem ersten Spiel mit mehr als 10'000 Zuschauern, als Basel zu Hause gegen Luzern 3:2 siegte: «Das hat uns in den letzten Spielen gefehlt und die Spieler haben sich unglaublich auf die Fans gefreut.»

Ciriaco Sforza, Trainer FC Basel, im Nau.ch-Interview über das Spiel gegen Luzern. - Nau.ch

Nebst dem Anfeuern dürften die Zuschauer auch einen anderen Effekt auf das Spiel haben. Die Schiedsrichter pfeifen nämlich in Geisterspielen gemäss der Studie deutlich heimteamunfreundlicher.

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Bei Geisterspielen leiden die Heimteams unter den Schiri-Entscheidungen. - Keystone

Die Untersuchungen deuten darauf hin, dass sich die Schiedsrichter durch das Heimpublikum beeinflussen lassen.

Vor allem Gelbe Karten liegen häufig im Ermessensspielraum des Unparteiischen. Während des Lockdowns wurden zwölf Prozent weniger Verwarnungen gegen Auswärts-Teams gezückt.

Gleichzeitig pfiffen die Unparteiischen 0,8 Fouls pro Spiel mehr gegen die Heimmannschaften. Das entspricht einem Anstieg von sechs Prozent.

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