Alvaro Morata wollte nicht an EM teilnehmen
Spaniens Kapitän Alvaro Morata kämpfte vor der letztjährigen EM mit starken psychischen Problemen. Er hatte sich sogar überlegt, eine Verletzung vorzutäuschen.

Das Wichtigste in Kürze
- Alvaro Morata kämpfte vor der EM 2024 mit schweren psychischen Problemen.
- Der spanische Captain dachte sogar darüber nach, eine Verletzung vorzutäuschen.
- Besonders nach dem CL-Aus gegen Dortmund im April 2024 verschlechterte sich sein Zustand.
- In einer neuen Doku spricht er offen über Depressionen und Panikattacken.
In einer neuen Dokumentation gewährt Alvaro Morata tiefe Einblicke in seine psychische Gesundheit. Der spanische Kapitän verrät unter anderem, dass er nur Monate vor der letztjährigen EM gar nicht nach Deutschland reisen wollte.
Der heute 32-Jährige hatte nämlich mit schweren psychischen Problemen zu kämpfen. Diese hätten ihn an seinen Tiefpunkt geführt. «Ich hatte viele furchtbare, selbstzerstörerische Gedanken», zitiert «The Athletic» den Stürmer.
Besonders brisant: Es sei ihm sogar durch den Kopf gegangen, eine Verletzung vorzutäuschen, damit er nicht zur EM fahren musste.
Alvaro Morata verliess Atlético wegen Fan-Anfeindungen
In der am 17. Juni in Spanien erscheinenden Dokumentation «Morata: They Don’t Know Who I Am» spricht der Angreifer erstmals ausführlich über seine Krise.
Besonders eindrücklich beschreibt er die körperlichen Symptome, die seine psychische Verfassung auslösten: «Du spürst viele Dinge in deinem Körper und weisst nicht, warum oder wie. Deine Beine schmerzen, dein Brustkorb verschliesst sich, du kannst nicht atmen. Ich hatte Angst, einzuschlafen und nicht mehr aufzuwachen. Ich hatte vor allem Angst.»

Moratas mentale Probleme reichen Jahre zurück. Seit seiner Zeit beim FC Chelsea 2017 durchlebe er immer wieder «sehr schlechte Zeiten», so der Spieler. Einen besonders belastenden Moment erlebte er im April 2024, nach dem verlorenen Halbfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Borussia Dortmund.
Atlético Madrid schied mit 2:4 aus – auch, weil Morata mehrere Grosschancen vergab. «Ich war nicht in der Lage, dem Ball zu folgen. Als das Spiel vorbei war, blieb ich lange Zeit allein in der Umkleidekabine. Ich wollte nur noch weinen, da fing alles an», erzählt er.

Die anhaltenden Belastungen führten schliesslich dazu, dass Morata Atlético verliess. Nach zunehmender Fan-Kritik zog er die Reissleine und wechselte zum AC Milan. «Ich konnte keine weitere Depression riskieren. Es ist nicht schön für mich, das zu sagen, aber der Wechsel war die einfachste Entscheidung, die ich treffen konnte.»
Alvaro Morata macht einen Appell
Auch als Nationalspieler bleibt Alvaro Morata nicht von Anfeindungen verschont. Trotz seiner Rolle als Kapitän wird er regelmässig ausgebuht.
Tränennah fragt er: «Lohnt es sich, für Spanien zu spielen, wenn es überall unangenehme Zwischenfälle gibt, bei denen man beleidigt wird? Wenn du in die Stadien gehst und das Spanien-Trikot trägst, und die Fans dich auspfeifen und beschimpfen?»
Schliesslich überzeugten ihn Trainer, Teamkollegen und Psychologen, die Reise zur Europameisterschaft doch anzutreten. Spanien holte am Ende den Titel.

Moratas Geschichte ist mehr als ein persönliches Bekenntnis – sie ist ein Appell: «Psychische Gesundheit hat nichts mit dem Status zu tun. Man hat keine Ahnung, was mit einem passiert. Depressionen sind ein sehr tiefgreifendes Problem, Angstattacken auch.»
Man sei nicht schwächer, wenn man sage, dass es einem nicht gut gehe und man jemanden brauche, der einem hilft.
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