Jungfrau-Marathon – OK-Präsi: «... da sind mir die Tränen gekommen»

Rolf Lutz
Rolf Lutz

Interlaken-Oberhasli,

Seit zehn Jahren ist Toni Alpinice OK-Präsi des Jungfrau-Marathons. Am Samstag feiert der Lauf seine 32. Austragung – restlos ausverkauft, mit 4000 Athleten.

Jungfrau-Marathon
Am Samstag findet der Jungfrau-Marathon statt. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Samstag starten 4000 Athletinnen und Athleten zum Jungfrau-Marathon.
  • Toni Alpinice ist seit zehn Jahren OK-Präsident des Grossanlasses.
  • Im Interview mit dem BärnerBär steht er Red und Antwort.

Am Samstag wird es in Interlaken BE laut. Dann sind im Dorf tausende Menschen, Musik liegt in der Luft, Alphörner klingen, Fahnen schwingen, und 4000 Athletinnen und Athleten laufen dem Abenteuer ihres Lebens entgegen.

Wer OK-Präsident Toni Alpinice in dieser Phase trifft, erlebt einen Mann zwischen höchster Anspannung und unbändiger Vorfreude – und doch mit leuchtenden Augen, wenn er über «seinen» Marathon spricht.

BärnerBär: Wenige Tage vor dem Startschuss: Wie fühlt sich diese Phase für Sie an – Routine oder Nervenkitzel?

Toni Alpinice: Nur Routine wäre gefährlich. Die Woche vor dem Marathon ist für mich die strengste, manchmal sage ich sogar die schlimmste (lacht).

Es ist unglaublich viel los, und im Kopf dreht sich alles darum, was noch erledigt werden muss. Natürlich hilft mir die Erfahrung, aber jedes Jahr bringt neue Herausforderungen. Gleichzeitig bin ich voller Erwartung. Diese Nervosität fällt aber schlagartig weg, sobald der Startschuss ertönt.

Bist du schon einmal einen Marathon gelaufen?

BärnerBär: Der Jungfrau-Marathon gilt als eines der grössten Sportereignisse der Region. Welche Dimensionen erreicht er 2025?

Alpinice: Viele können sich gar nicht vorstellen, wie gross das Ganze ist. Wir haben vor einigen Jahren festgestellt, dass rund 65’000 Handysignale im Umfeld des Startgeländes auf unserer App registriert wurden.

Allein am Freitag, dem ersten Renntag, erwarten wir über 1600 Teilnehmende. Am Samstag, dem eigentlichen Marathon, starten 4000 Läuferinnen und Läufer – zusammen mit Betreuern und Zuschauern bewegen sich bis zu 13’000 Menschen rein im Startbereich. Und entlang der Strecke sind es noch Tausende mehr.

«Das ist eine gewaltige Prüfung»

BärnerBär: «Der schönste Marathon der Welt» – so nannte ihn einst die «New York Times». Gleichzeitig gilt er als einer der härtesten. Wie beschreiben Sie die sportliche Herausforderung?

Alpinice: Die ersten 26 Kilometer sind noch relativ flach, mit wenigen Höhenmetern. Aber dann geht es von Lauterbrunnen bis zum Eigergletscher über 2000 Höhenmeter hinauf. Das ist eine gewaltige Prüfung.

In Lauterbrunnen wartet zudem unsere berühmte Passage «The Wall» – mit Musik und Stimmung, die den Läuferinnen und Läufern einen entscheidenden Schub gibt. Wer dort durchläuft, spürt: Jetzt beginnt das wahre Abenteuer.

Jungfrau-Marathon
Toni Alpinice, OK-Präsident des Jungfrau-Marathons. - BärnerBär / Rolf Lutz

BärnerBär: Sie haben in zehn Jahren viele Geschichten miterlebt. Gibt es ein Erlebnis, das Ihnen besonders naheging?

Alpinice: Darf ich ein persönliches erwähnen?

BärnerBär: Auf jeden Fall.

Alpinice: Als mein ältester Sohn erstmals selbst den Jungfrau-Marathon lief. Ich stand im Ziel, und er kam direkt auf mich zu und umarmte mich. Da sind mir die Tränen gekommen. Solche persönlichen Momente bleiben für immer.

«Besonders in Erinnerung bleibt mir, als Dario Cologna mitlief»

BärnerBär: Auch prominente Athleten haben dem Rennen Glanz verliehen.

Alpinice: Natürlich. Besonders in Erinnerung bleibt mir unser Jubiläumsjahr, als Dario Cologna im Staffellauf die Schlussstrecke von Wengen ins Ziel lief.

Aber speziell erwähnenswert sind auch die über 80-jährigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer – oder die eine Athletin und die sechs Athleten, die dieses Jahr zum 30. Mal «finishen» wollen – das ist schlicht unglaublich.

Gefällt dir das Berner Oberland?

BärnerBär: Was bedeutet der Lauf für die Region?

Alpinice: Ökonomisch ist der Effekt gross: zwischen drei und fünf Millionen Franken Wertschöpfung. Eine Studie der Uni Bern hat zudem gezeigt, dass jeder Läufer im Schnitt vier zusätzliche Übernachtungen pro Jahr generiert.

Dazu kommt die weltweite Ausstrahlung: Bilder von Eiger, Mönch und Jungfrau, die um die Welt gehen. Aber es ist mehr als Wirtschaft – es ist ein kulturelles Fest, ein touristisches Schaufenster und ein emotionales Erlebnis.

BärnerBär: Inwiefern emotional?

Alpinice: Es sind nicht nur die Höhenmeter, sondern die Alphornbläser, Fahnenschwinger, Dudelsackspieler. Es ist die Begeisterung der Tausenden am Streckenrand.

Wer einmal erlebt hat, wie sich die Läuferinnen und Läufer vor der Kulisse der Eigernordwand hochkämpfen, versteht sofort, was für Gefühle dies auslöst.

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«Der schönste Marathon der Welt» – so nannte ihn einst die «New York Times». (Archivbild) - keystone

BärnerBär: Was erwarten Sie konkret von der 32. Austragung?

Alpinice: Ein ausverkauftes Rennen mit Athletinnen und Athleten aus 76 Nationen, ein hochkarätiges Feld mit Namen wie Laura Hottenrott, Karen Van Proeyen, Petra Eggenschwiler oder Robbie Simpson.

Am Freitag gibt es bereits Festbetrieb in Interlaken, mit Pasta Party, Minirun, Pararace Sprint. Am Samstag dann das Grosse: 42,195 Kilometer durch die schönste Kulisse der Welt. (lacht)

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4000 Athletinnen und Athleten werden am diesjährigen Jungfrau-Marathon mitlaufen. (Archivbild) - keystone

BärnerBär: Wenn Sie zehn Jahre nach vorne blicken: Wo steht der Jungfrau-Marathon 2035?

Alpinice: Ich glaube nicht, dass wir die Zahl der Teilnehmenden steigern werden – mehr als 4000 wären für die Qualität nicht tragbar.

Aber wenn wir auch in zehn Jahren sagen können: «Der Jungfrau-Marathon ist innert 48 Stunden ausverkauft, bleibt seiner Originaldistanz treu und pflegt Tradition», dann haben wir sehr viel erreicht.

BärnerBär: Und wie lautet Ihr Schlusswort?

Alpinice: Mein tiefster Dank gilt allen Helferinnen und Helfern, dem gesamten OK, der Bevölkerung in der Region. Ohne sie gäbe es diesen Marathon nicht. Sie sind das Herzstück dieses Festes.

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