Flitzer sind im Fussball für Zuschauer entweder nervig oder lustig. Manchmal haben sie politische Botschaften, manchmal wollen sie auch nur ins Fernsehen.
Ordner begleiten in der Bundesliga einen Flitzer vom Spielfeld.
Ordner begleiten in der Bundesliga einen Flitzer vom Spielfeld. - Friso Gentsch/dpa

Ob in der Europa League, der Champions League oder bei Fussball-Weltmeisterschaften: Wenn Flitzer den Platz stürmen, sorgt das oftmals für viel Aufsehen.

Was für Ordner zu einem lästigen Katz-und-Maus-Spiel wird, ist für die Flitzer ein grosser Moment.

Seit Jahrzehnten sind solche Auftritte bei grossen Fussballereignissen fast schon Tradition. Hier ein paar Beispiele:

Regenbogen-Flitzer:

Im WM-Spiel zwischen Portugal und Uruguay (2:0) sorgte ein Italiener in Katar mit drei politischen Botschaften für Aufsehen. Der Mann, der in der zweiten Halbzeit des Gruppenspiels den Rasen stürmte, hielt eine Regenbogenfahne in der Hand. Auf der Vorderseite seines Superman-T-Shirts stand «Save Ukraine», auf der Rückseite «Respect for Iranian Woman». Der Mann ist Medienberichten zufolge bereits mehrfach bei internationalen Wettbewerben wie den Weltmeisterschaften 2010 und 2014, in der Champions League und der italienischen Serie A als Flitzer in Erscheinung getreten.

Sturm auf den WM-Pokal:

Jaume Marquet alias «Jimmy Jump» ist der wahrscheinlich bekannteste Flitzer. Der Spanier war immer wieder mit spektakulären Aktionen in Erscheinung getreten. Zu seinen bekanntesten Flitzer-Aktionen gehört der Sturm auf den WM-Pokal vor dem Finale zwischen Spanien und der Niederlande 2010 in Südafrika. «Jimmy Jump» wollte dem Pokal eine rote Mütze aufsetzen. Kurz davor wurde er jedoch von einem Sicherheitsmann gebremst.

Flitzen für Menschenrechte:

Beim WM-Finale 2018 in Moskau sorgte die russische Polit-Punk-Gruppe Pussy Riot für mediales Aufsehen. Damals sorgten vier Flitzer in Polizei-ähnlichen Uniformen für eine kurze Unterbrechung des Endspiels zwischen Frankreich und Kroatien. Das regierungskritische Performance-Kollektiv liess kurz danach über die sozialen Medien verlauten, die Flitzer auf dem Spielfeld seien ihre Mitglieder gewesen. Dazu stellten sie eine Liste von Forderungen auf: Politische Gefangene sollten freigelassen werden, Festnahmen bei Kundgebungen sollten aufhören, das Land brauche mehr politischen Wettbewerb.

Regenbogenfahne in München:

Ein weiteres politisches Statement setzte ein Flitzer kurz vor dem EM-Vorrundenspiel zwischen Deutschland und Ungarn 2021 in München. Der junge Mann – in einem Deutschlandtrikot gekleidet – stellte sich während des Abspielens der ungarischen Nationalhymne mit einer Regenbogenfahne vor die Mannschaften. Kurz darauf wurde er von Ordnern abgeführt. Mit der Aktion sollte gegen ein Gesetz protestiert werden, das die Informationsrechte von Jugendlichen in Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität in Ungarn einschränkt.

Nackte Tatsachen:

Deutlich unpolitischer verhielt sich ein Flitzer beim Geisterspiel in der Europa League 2021 zwischen dem FC Granada und Manchester United. In der sechsten Minute des Viertelfinal-Hinspiels lief plötzlich ein nackter Mann quer über das Spielfeld. Polizisten fingen ihn nach wenigen Sekunden ein und führten ihn ab. Im Fernsehen war das nicht zu sehen. Zum damaligen Zeitpunkt fanden Spiele in Spanien wegen der Corona-Pandemie nur unter Ausschluss der Zuschauer statt. Wie der Flitzer in das Stadion kam und auf das Spielfeld gelangte, blieb unklar.

Fame durch Flitzen:

Für die Tottenham Hotspur war das Champions-League-Finale 2019 gegen den FC Liverpool eine Nacht zum Vergessen. Die Spurs verloren 0:2 gegen das Team von Jürgen Klopp. Für die Influencerin Kinsey Wolanski war der Abend jedoch ein Erfolg: Mit einer Flitzeraktion, bei der sie im Badeanzug über den Rasen sprintete und dabei für eine Erotikseite warb, erntete sie reichlich Internet-Ruhm. «Das Leben ist zum Leben da, und um verrückte Dinge zu tun, an die du dich für immer erinnerst», schrieb sie nach dem Spiel auf Instagram. In den Stunden nach der Aktion stieg ihre Followerzahl in dem sozialen Netzwerk steil an.

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