Zürich: Grüne verlangen Netto-Null im Kleiderschrank

Kaspar Schwarzenbach
Kaspar Schwarzenbach

Zürich,

Der links-grün dominierte Gemeinderat in Zürich will den Textilien-Konsum senken – top down. Bürgerliche finden klare Worte und sprechen von «Bevormundung».

Kleider Textilien Zürich Grüne
Zusammengepresste Kleider stapeln sich im Sortierbetrieb einer Kleidersammlung. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Zürcher Gemeinderat will den Textilienkonsum der Stadtbevölkerung senken.
  • Ein Postulat der Grünen verlangt, dass der Stadtrat entsprechende Massnahmen prüfe.
  • Die Bürgerlichen sprechen ihrerseits von Bevormundung und «erzieherischem Messianismus».

Gemäss WWF trägt die Textilindustrie jährlich rund 1,7 Milliarden Tonnen CO2 zu den globalen Treibhausgasemissionen bei. Auch in der Schweiz werden jährlich fast 65'000 Tonnen Altkleider gesammelt – 2000 davon alleine in der Stadt Zürich. Im Schnitt kaufen Schweizerinnen und Schweizer knapp 20 Kilogramm Textilien pro Jahr.

Für die Grünen ist dies ein klarer Fall für staatliches Handeln, wenigstens in Zürich: Am Mittwochabend hat der Gemeinderat ein entsprechendes Postulat an den Stadtrat überwiesen. Die Stadtregierung muss nun prüfen, wie in Zürich die Treibhausgasemissionen im Bereich des Textilien-Konsums gesenkt werden könnten.

Links: «Eines der vielen Beispiele, wo es staatliche Intervention braucht»

Das Geschäft stammt aus der Feder der Grünen-Gemeinderätinnen Selina Walgis und Anna-Béatrice Schmaltz. Der Fokus soll dabei auf der Sensibilisierung der Bevölkerung und der Förderung von niederschwelligen Angeboten zur Wiederverwendung liegen. Auf diese Weise soll die Kleidermenge, die in den Sammelcontainern landet, reduziert werden.

Walgis Schmaltz Zürich
Gemeinderätinnen Selina Walgis und Anne-Béatrice Schmaltz von den Grünen. - Gemeinderat Zürich

Für Walgis und Schmaltz steht fest, dass die Stadt Zürich mit gutem Beispiel vorangehen sollte. Überdies könne das Netto-Null-Ziel in der Stadt nur dann erreicht werden, wenn auch die CO2-Emissionen im Bereich der Textilien sinken. «Die meisten Kleidungsstücke werden entsorgt, bevor sie nicht mehr tragbar sind. Nicht selten sogar, bevor sie einmal getragen wurden», erklärt Walgis im Gemeinderat.

Die Sozialdemokraten stellten sich ebenfalls hinter das Postulat: «Im Bereich des Textilienkonsums herrscht eine Verschwendung, wie sonst kaum wo», erklärt SP-Gemeinderätin Marion Schmid. Sie ist überzeugt, dass der Markt dieses Problem nicht von alleine regeln würde. «Das ist eines der vielen Beispiele, wo es staatliche Intervention braucht!»

Bürgerliche: «Erzieherischer Messianismus» und «Kleiderpeitsche»

Anderer Meinung sind die Bürgerlichen: FDP-Gemeinderat Michael Schmid nennt das Grünen-Postulat «ein Element der überbordenden Bürokratisierung und des erzieherischen Messianismus» des Gemeinderats. Die Grünen würden die Rolle der Stadt und der Regierung überschätzen, wenn sie meinten, man könne die Bevölkerung umerziehen. Das Thema sei bei Konsumenten, Produzenten und im Handel längst angekommen, so Schmid.

Schmid Anken Zürich
Gemeinderäte Michael Schmid (FDP) und Walter Anken (SVP). - Gemeinderat Zürich

Auch die Volkspartei hat gegen das Postulat geweibelt: «Unaufhaltsam dringt linke Politik unter dem Deckmantel des Klimaschutzes in alle Lebensbereiche der Menschen vor. Druck und Vorschriften von allen Seiten – beim Essen, Fliegen, Duschen, Heizen. Jetzt wird auch noch die Kleiderpeitsche ausgepackt, um das illusorische Netto-Null-Ziel zu erreichen», erklärt SVP-Gemeinderat Walter Anken.

Trotz Widerstand von Mitte bis Rechts angenommen

Ähnliche, wenn auch weniger bestimmte Töne stimmten auch die GLP und Mitte an – beide Parteien lehnten das Postulat ab. Der Vorschlag sei «zu vage» und die Stadt Zürich unternehme bereits genug. Ferner handle es sich um eine Thema, das – wenn überhaupt – auf nationaler Ebene angegangen werden sollte.

Geben Sie viel Geld aus für Kleider?

Schliesslich setzten sich Schmaltz und Walgis mit ihrem Anliegen im Links-Grün dominierten Gemeinderat durch: hauchdünn mit 60 zu 58 Stimmen. Der Stadtrat wird nun entsprechende Handlungsoptionen prüfen müssen.

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