USA lehnen Auslieferung von Diplomaten-Ehefrau an Grossbritannien ab
Die USA wollen eine Diplomaten-Frau nicht nach Grossbritannien ausliefern. Diese soll für den Tod eines Teenagers bei einem Verkehrsunfall verantwortlich sein.

Das Wichtigste in Kürze
- Die britische Regierung ist «enttäuscht» über den Entscheid der USA.
- Der Streit um die Frau belastet die Beziehungen zwischen den USA und Grossbritannien.
Die USA haben die Auslieferung der Ehefrau eines Diplomaten nach Grossbritannien abgelehnt, die für den Tod eines Teenagers bei einem Verkehrsunfall verantwortlich sein soll.
Die Frau habe während ihres Aufenthalts in Grossbritannien diplomatische Immunität genossen, begründete das Aussenministerium in Washington am Donnerstag die Entscheidung. Kämen die USA dem britischen Auslieferungsantrag nach, würde dies «einen ausserordentlich problematischen Präzedenzfall darstellen».
Die britische Regierung reagierte «enttäuscht» auf die Entscheidung. Eine Sprecherin des Innenministeriums in London sagte, ihre Regierung prüfe nun «dringlich», welche Optionen sie in dem Fall noch habe.
Belastung für britisch-amerikanische Beziehungen
Der Streit um die Ehefrau des US-Diplomaten hat sich zu einer Belastung für die traditionell engen Beziehungen zwischen London und Washington ausgewachsen. Die Frau hatte Grossbritannien nach dem Unfall unter Berufung auf diplomatische Immunität verlassen, bevor sie von der Polizei befragt werden konnte.
Bei dem Unfall war Ende August der 19-jährige Harry Dunn tödlich verunglückt, als sein Motorrad in der Nähe eines britischen Luftwaffenstützpunkts mit dem Auto der Frau des Diplomaten kollidierte. Sie war auf der falschen Seite der Fahrbahn unterwegs. In einer Erklärung räumte die Frau ein, am Steuer des Unfallwagens gesessen zu haben.
Die Eltern des 19-Jährigen seien «nicht überrascht» über die Weigerung der US-Regierung, die Frau auszuliefern, sagte ein Sprecher der Familie. Es handle sich um eine «gesetzlose» und «korrupte» Regierung, die offenbar sogar «ihren engsten internationalen Verbündeten attackieren» wolle, kritisierte der Sprecher unter Bezug auf die Beziehungen beider Länder. Die Familie werde nun mit der britischen Regierung über die nächsten Schritte beraten.
Dunns Eltern hatten im Oktober US-Präsident Donald Trump in Washington besucht. Anschliessend kritisierten sie, dass das Weisse Haus versucht habe, ohne Vorankündigung ein Treffen mit der Frau des Diplomaten zustande zu bringen, die sich in einem Nebenraum aufhielt. Trump hat den Tod des Teenagers als «fürchterlichen Unfall» bezeichnet. Er sagte aber auch, dass US-Bürger oft Schwierigkeiten damit hätten, gemäss den britischen Verkehrsregeln auf der linken Strassenseite zu fahren.