Vereinigtes Königreich: US-Diplomatengattin nach Unfall beschuldigt
Ende August war eine US-amerikanische Diplomatengattin im Vereinigten Königreich in einen tödlichen Unfall involviert. Nun wurde sie offiziell beschuldigt.

Das Wichtigste in Kürze
- Britische Behörden haben eine US-Diplomatengattin offiziell beschuldigt.
- Sie war Ende August auf der falschen Strassenseite gefahren und an einem Unfall beteiligt.
- Die USA kritisierten den Entscheid – sie habe damals diplomatische Immunität gehabt.
Rund vier Monate nach einem tödlichen Verkehrsunfall in Grossbritannien haben britische Behörden trotz US-amerikanischen Widerstands eine US-Diplomatengattin offiziell beschuldigt.
Die Staatsanwaltschaft habe genehmigt, Anne S. wegen «gefährlichen Fahrens mit Todesfolge anzuklagen», teilte Staatsanwältin Janine Smith am Freitag mit. Das US-Aussenministerium zeigte sich in einer Mitteilung «enttäuscht» über die Entscheidung und argumentierte erneut, S. geniesse diplomatische Immunität.
Vereinigtes Königreich: 19-Jähriger starb bei Frontalzusammenstoss
Ein 19-jähriger Motorradfahrer war Ende August nahe einer Militärbasis in Northamptonshire getötet worden. Dies bei einem Frontalzusammenstoss mit einem SUV, der auf der falschen Strassenseite fuhr.
S., die nach dem Vorfall in die USA zurückgekehrt war, hatte im Oktober zugegeben, am Steuer des Unfallautos gesessen zu haben. Die 42-Jährige weigerte sich jedoch, nach Grossbritannien zurückzukehren, um vor Gericht gestellt werden zu können.
Die Entscheidung über die Einleitung der Ermittlungen sei «nicht hilfreich» und keine Lösung, kritisierte das US-Aussenministerium. Zum Zeitpunkt des Unfalls habe S. unter einem Status gestanden, der ihr «diplomatische Immunität gewährt» habe.
Britischer Aussenminister: «Wichtiger Schritt»
Der britische Aussenminister Dominic Raab sprach von einem «wichtigen Schritt», um zu erreichen, dass sie sich der britischen Justiz stelle. Raab teilte mit: Er hoffe, dass S. «nun einsehen wird, dass es die einzig richtige Entscheidung ist, nach Grossbritannien zurückzukehren und im Rahmen des Strafverfahrens zu kooperieren.»

Anfang Oktober hatte sich auch Grossbritanniens Premierminister Boris Johnson dafür ausgesprochen, die Immunität der Diplomatengattin aufzuheben.
Eltern trafen Donald Trump
Die Eltern des Unfallopfers hatten Mitte Oktober US-Präsident Donald Trump im Weissen Haus getroffen. Sie hatten von seiner Regierung gefordert, S. nach Grossbritannien auszuliefern – jedoch ohne Erfolg.
Die Eltern kritisierten, dass kurzfristig versucht worden sei, ein Treffen mit S. zu arrangieren, die im Nebenraum mit Fotografen wartete. Daraufhin verliessen sie das Weisse Haus, ohne die Diplomatengattin zu treffen.
Trump hatte den Verkehrsunfall als einen «schrecklichen Unfall» bezeichnet. Und hinzugefügt, dass es für US-Staatsbürger normal sei, beim Fahren auf der anderen Strassenseite Probleme zu haben.