Ukrainer Senzow im EU-Parlament: Europa sollte Putin nicht glauben
Der im Rahmen eines spektakulären Gefangenenaustauschs zwischen Russland und der Ukraine freigekommene Filmemacher Oleg Senzow hat das EU-Parlament eindringlich vor falschen Versprechungen aus Moskau gewarnt.

Das Wichtigste in Kürze
- Filmemacher nimmt nachträglich Sacharow-Preis entgegen.
Es sei derzeit viel die Rede von Aussöhnung und Frieden mit Russland, aber «ich glaube Putin nicht, und ich lege Ihnen nahe, ihm nicht zu glauben», sagte der 43-jährige Ukrainer am Dienstag vor den Abgeordneten in Strassburg mit Blick auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Senzow nahm am Dienstag in Strassburg nachträglich den Sacharow-Preis des EU-Parlaments entgegen und forderte in seiner Rede Unterstützung für die Ukraine. Die Ukraine sei das pro-europäischste aller Länder, «weil wir keine Alternative haben», sagte er.
Zugleich übte er scharfe Kritik an der Führung in Moskau. «Jedes Mal, wenn jemand von Ihnen Putin über unseren Kopf hinweg eine Hand der Freundschaft reicht, denken Sie an die 13.000 Toten in der Ukraine», sagte er mit Blick auf die Todesopfer des seit 2014 schwelenden Konflikts in der Ostukraine. Die Russen wollten keinen Frieden in der Ukraine, fügte er hinzu, «sie wollen uns auf den Knien sehen».
Senzow war 2014 auf der Krim festgenommen worden, nachdem er öffentlich gegen die Annexion der ukrainischen Halbinsel durch Russland protestiert hatte. 2015 wurde er in einem international kritisierten Prozess zu 20 Jahren Haft wegen «terroristischer Angriffe» verurteilt und in eine Strafkolonie im russischen Teil der Arktis verlegt.
2018 trat er in einen monatelangen Hungerstreik und forderte die Freilassung aller in Russland inhaftierten ukrainischen politischen Gefangenen. Die EU-Abgeordneten hatten den Ukrainer im vergangenen Jahr für sein Engagement mit dem Sacharow-Preis für Meinungsfreiheit ausgezeichnet. Anfang September dieses Jahres kam er schliesslich zusammen mit 34 weiteren ukrainischen Gefangenen frei. Die Ukraine entliess ihrerseits 35 russische Gefangene aus ihren Gefängnissen.
«Der Preis ist eine grosse Ehre für mich, aber auch eine grosse Verpflichtung», sagte Senzow bei der Verleihung in Strassburg. Er nehme ihn stellvertretend für alle politischen Gefangenen in Russland sowie für die Aktivisten und Soldaten, die weiterhin für die Unabhängigkeit der Ukraine kämpfen, entgegen.