Über 100 Admirale zeigen sich in einem Schreiben besorgt über die mögliche Auflösung des Montreux-Abkommens. Erdogan leitet rechtliche Schritte ein.
Recep Tayyip Erdogan
Recep Tayyip Erdogan, Präsident der Türkei. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Türkei stieg kürzlich aus der Istanbul-Konvention aus.
  • Das sorgte für Diskussionsstoff. Erdogan könnte weitere Austritte planen.
  • Das stösst auf Unmut bei pensionierten Admiralen.

Eine von mehr als 100 pensionierten Admiralen unterschriebene Erklärung zu einem internationalen Schifffahrtsabkommen hat für Aufregung in der Türkei gesorgt. Die Generalstaatsanwaltschaft in Ankara leitete am Sonntag Ermittlungen gegen die ehemaligen Marinesoldaten ein. Das bestätigte Kommunikationsdirektor Fahrettin Altun auf Twitter.

Nicht nur die Unterzeichner, sondern auch diejenigen, die sie ermutigt hätten, würden von der Justiz zur Rechenschaft gezogen, schrieb er. Die türkische Führung verurteilte die Erklärung scharf, die in türkischen Medien veröffentlicht wurde.

Erdogan-Sprecher: Erklärung beschwöre Putschzeiten herauf

Darin bekennen sich die Unterzeichner zum Vertrag von Montreux. Dieser regelt die Durchfahrt durch den Bosporus und die Dardanellen - also die Meerengen zwischen Schwarzem Meer und Mittelmeer.

Die Diskussion um einen möglichen Ausstieg aus dem Vertrag habe man mit Sorge aufgenommen, hiess es etwa. Weiter hiess es, die türkischen Streitkräfte müssten die Grundsätze der Verfassung, in der etwa der Laizismus festgeschrieben ist, wahren.

Präsidentensprecher Ibrahim Kalin schrieb auf Twitter, die Erklärung beschwöre Putschzeiten herauf. Das Verteidigungsministerium erklärte, man glaube daran, dass die «unabhängige türkische Justiz» das Nötige veranlasse.

Erdogan will alternative Wasserstrasse bauen

Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte vor zwei Wochen per Dekret den Ausstieg aus der Istanbul-Konvention zum Schutz von Frauen verkündet. Das hatte eine Diskussion darüber befeuert, ob Erdogan auch aus anderen Abkommen wie dem Vertrag von Montreux austreten könnte.

Turkey Kurds
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. - keystone

Der 1936 geschlossene Vertrag von Montreux gab der Türkei die Souveränität über den Bosporus, das Marmarameer und die Dardanellen zurück, die das Osmanische Reich mit der Niederlage im Ersten Weltkrieg verloren hatte. Für Handelsschiffe ist in Friedenszeiten die freie Durchfahrt garantiert. Für Kriegsschiffe gelten gesonderte Regeln.

Erdogan will seit Langem eine alternative Wasserstrasse zum Bosporus bauen lassen. Der «Kanal Istanbul» gilt als ambitioniertes und umstrittenes Prestigeprojekt des türkischen Präsidenten.

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