Tunesiens Ex-Machthaber Ben Ali im Alter von 83 Jahren gestorben

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Tunisien,

Tunesiens Ex-Machthaber Zine El Abidine Ben Ali, der erste im Arabischen Frühling vom Volk aus der Amt gejagte Machthaber, ist tot.

Tunesiens Ex-Präsident Ben Ali 1987
Tunesiens Ex-Präsident Ben Ali 1987 - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Todesnachricht erreicht das nordafrikanische Land in politisch unruhigen Zeiten.

Wie das Aussenministerium in Tunis mitteilte, starb Ben Ali am Donnerstag im Exil in Saudi-Arabien. Er wurde 83 Jahre alt.

«Wir haben seit 30 Minuten eine Bestätigung seines Todes», sagte ein Sprecher des Aussenministeriums am Donnerstagabend. Seine Angaben wurden von Ben Alis Anwalt bestätigt, der sich auf die Ärzte und die Familie des Ex-Präsidenten bezog.

Ben Ali stand 23 Jahre lang an der Spitze des nordafrikanischen Staates. Bei seinem Machtantritt 1987 galt der Karrieresoldat als Hoffnungsträger. In den ersten Jahren seiner Amtszeit trieb er die Modernisierung Tunesiens voran, er schuf ein Sozialversicherungssystem und bekämpfte die Armut. Zudem setzte er sich für die Emanzipation der Frauen ein und baute das Bildungswesen aus.

Doch je länger Ben Ali an der Macht war, desto autoritärer und rücksichtsloser griff er durch. Es war kein Zufall, dass die Proteste in der arabischen Welt, die als Arabischer Frühling bekannt wurden, im Dezember 2010 mit der Selbstanzündung eines Arbeitslosen in Tunesien ihren Anfang nahmen. Nach mehrwöchigen Protesten floh Ben Ali ins Exil nach Saudi-Arabien, wo er nun starb. Er hinterlässt sechs Kinder.

In seinem Heimatland wurde Ben Ali 2012 in Abwesenheit wegen des Todes von Demonstranten während der Revolte gegen ihn zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Arabische Frühling führte auch zum Sturz des damaligen ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak und des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi. Tunesien nimmt aber für sich in Anspruch, als einziges Land des Arabischen Frühlings eine funktionierende Demokratie zu sein.

Die Nachricht vom Tod von Ben Ali erreicht Tunesien jedoch in einer politisch aufgeladenen Situation: Erst am Sonntag hatte die erste Runde der Präsidentschaftswahl stattgefunden, bei der ein Nachfolger für den verstorbenen Amtsinhaber Béji Caïd Essebsi gesucht wurde, der seinerseits 2011 nach dem Sturz von Ben Ali als erster demokratisch gewählter Präsident an die Spitze des Staates gerückt war.

Die erste Runde der Präsidentenwahl endete mit einer herben Schlappe für die derzeit herrschende politische Klasse: Mit dem Jura-Professor Kaïs Saïed und dem inhaftierten Medienmogul Nabil Karoui zogen zwei Kandidaten in die Stichwahl ein, die bewusst Wahlkampf gegen die Politiker des Landes gemacht hatten. Die Stichwahl soll parallel zur Parlamentswahl am 6. Oktober oder eine Woche später abgehalten werden. Bei der Parlamentswahl droht der tunesischen Führung eine weitere Schlappe.

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