Der Bau neuer Atomkraftwerke ist nach einer französischen Studie die billigste Lösung für Frankreich, um bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen.
Archivfoto des Atomkraftwerks in Fessenheim
Archivfoto des Atomkraftwerks in Fessenheim - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Klimaneutralität bis 2050 erfordert zusätzlich Ausbau erneuerbarer Energieträger.

In jedem Fall müssten aber auch erneuerbare Energieträger massiv ausgebaut werden, heisst es einer Studie des Netzbetreibers RTE, die am Montag in Paris vorgestellt wurde. «Neue Atomreaktoren zu bauen, ist aus wirtschaftlicher Perspektive sinnvoll», heisst es in der Studie.

Der Netzbetreiber hat verschiedene Szenarien entworfen und dabei auch die wirtschaftlichen und sozialen Folgen in Betracht gezogen - von einem kompletten Ausstieg aus der Atomenergie bis zum Bau von bis zu 14 neuen EPR-Atomreaktoren und weiteren kleinen SMR-Atomreaktoren. Dabei verzichtet die Studie auf eine Empfehlung. «Alle Wege sind möglich, auch wenn einige schwieriger oder unsicherer sind», sagte der RTE-Vorsitzende Xavier Piechaczyk.

«Klimaneutralität ist nicht zu erreichen, wenn nicht auch die erneuerbaren Energien massiv ausgebaut werden», heisst es in der Studie weiter. Dies gelte auch für die Szenarien, in denen neue Atomkraftwerke gebaut werden. Selbst im Fall eines massiven Ausbaus der Atomenergie müsse die Solarproduktion versiebenfacht werden, und die Produktion durch Windräder müsse um das Zweieinhalbfache steigen.

«Das Stromsystem kann Klimaneutralität zu akzeptablen Kosten erreichen», resümieren die Autoren der Studie. Dabei würden die Stromkosten um etwa 15 Prozent ansteigen, im Gegenzug würden die Ausgaben für Treibstoff oder Ölheizungen entfallen.

Der Netzbetreiber geht davon aus, dass der Strombedarf Frankreichs bis 2050 um 35 Prozent auf 645 Terawattstunden (TWh) steigen wird, da zugleich der Anteil fossiler Energie reduziert wird. Denkbar sei aber auch ein gedrosselter Energiebedarf von 554 TWh.

Das erfordere jedoch eine veränderte Lebensweise mit mehr Heimarbeit, weniger Reisen und Konsumverzicht. Sollte Frankreich massiv in grünen Wasserstoff investieren, könnte der Energieverbrauch bis 2050 auch auf 754 TWh steigen.

Die Nichtregierungs-Organisation Négawatt hatte in der vergangenen Woche eine Studie vorgelegt, nach der ein Atomausstieg in Frankreich möglich sei, wenn unter anderem die Energieverschwendung energischer bekämpft würde. Sie schlägt etwa vor, die Zahl der Wärmedämmungen von 30.000 im Jahr auf 800.000 im Jahr zu erhöhen. Ausserdem solle durch höhere Mautgebühren der Schienenverkehr ausgebaut werden.

Die Energieversorgung der Zukunft ist zu einem wichtigen Thema im französischen Präsidentschaftswahlkampf geworden. Präsident Emmanuel Macron hatte kürzlich Investitionen in Höhe von einer Milliarde Euro in Atomkraft angekündigt. Dafür sollen unter anderem sechs kleine SMR-Atomkraftwerke (small modular reactor) gebaut werden. Der Energiekonzern EDF rechnet mit dem Bau eines Prototypen in Frankreich ab 2030.

Im Gespräch sind auch sechs weitere EPR-Reaktoren, von denen der Prototyp in Flamanville allerdings frühestens im kommenden Jahr mit zehn Jahren Verspätung ans Netz geht.

Im linken Lager werben Yannick Jadot (Grüne) und Anne Hidalgo (PS) für einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien, ohne jedoch einen schnellen Ausstieg aus der Atomenergie zu fordern. In Frankreich macht der Atomstrom gut 70 Prozent des Stromverbrauchs aus. Bis 2035 soll der Anteil auf 50 Prozent gedrosselt werden.

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