SRF entfernt einen «10 vor 10»-Beitrag zu den «Pandora Papers», nachdem eine Protagonistin beim Sender interveniert. Chefredaktor Tristan Brenn nennt Gründe.
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Die SRF-Sendung «10 vor 10» ist nicht mehr in voller Länge abrufbar: «Dieser Beitrag ist aus rechtlichen Gründen nicht verfügbar». - Twitter
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Das Wichtigste in Kürze

  • SRF sendet am Montagabend einen Beitrag zu den «Pandora Papers».
  • Eine Protagonistin interveniert danach beim Sender und dieser nimmt den Beitrag vom Netz.
  • Chefredaktor Tristan Brenn erklärt die Gründe auf Twitter.

Wie alle Medienhäuser beschäftigten die «Pandora Papers» am Montagabend das Schweizer Fernsehen. Online gibt es derzeit allerdings nur noch die Vorschau und das anschliessende Gespräch mit Wirtschaftsrechtler Peter Kunz zu sehen. Der «10 vor 10»-Beitrag zu den Steuertricks der Reichen fehlt.

Grünen-Nationalrätin Sibel Arslan will von SRF die Gründe für das Verschwinden wissen. Die Antwort: «Auf persönliche Bitte einer Person, die im Beitrag vorkommt, haben wir diesen online entfernt.»

Diese Bitte kann eigentlich nur von einer Frau aus dem Kanton Schwyz stammen. Sie erklärt im Beitrag, wie ihr Name es in die «Pandora Papers» geschafft hat. Sie hat Offshore-Firmen von Machthaber aus Aserbaidschan verwaltet und damit «gutes Geld verdient», wie sie selber zugibt.

Chefredaktor von SRF erklärt die Löschung des Beitrags

SRF-Chefredaktor Tristan Brenn präzisiert, es gehe in diesem Fall um Persönlichkeitsrechte. «Der Beitrag wurde vom Netz genommen und wird nun in Bezug auf eine Person anonymisiert. Wird dann wieder abrufbar sein.»

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Tristan Brenn, Chefredaktor bei SRF, zum fehlenden Beitrag zu den «Pandora Papers». - Twitter/@brenntr

Ob eine Person mit Namen und Bild an die Öffentlichkeit gehöre, sei nicht immer eindeutig zu beantworten. Man würde sich in einer Grauzone bewegen. In diesem Fall gehe es nicht um involvierte Politiker, sondern um Verwalter von Briefkastenfirmen.

Was halten Sie von den «Pandora Papers»?

«Damit wir keine Missverständnisse haben, ich rede nur von der Grauzone bezüglich Namensnennung von Treuhändern in den Medien. Nicht von Grauzone bezüglich Praktiken bei Steuerhinterziehung», schreibt Brenn dazu.

«Das Internet vergisst nicht»

Der Sender veröffentlichte am Mittwoch eine zur Anonymisierung des Beitrags. Im Nachgang zur Ausstrahlung habe sich der NDR, der das Interview geführt hat, gemeldet. Der deutsche Sender teilte SRF mit, die Offshore-Managerin wünsche sich einen Anonymisierung. Zu einer juristischen Intervention sei es nicht gekommen.

«Schliesslich wurde der publizistische Entscheid gefällt, den Beitrag vorübergehend online zu entfernen und dann anonymisiert wieder bereitzustellen.» Der Beitrag stehe nun in dieser Form wieder zur Verfügung.

Das Interview sei dabei nicht das Problem, sondern die Namensnennung der völlig unbekannten Betroffenen. «Das Internet vergisst nicht, eine Person kann durch eine Namensnennung in einem unrühmlichen Zusammenhang auffindbar bleiben.»

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