Die Enthüllungen der «Pandora Papers» zu versteckten Geldern in Steueroasen haben Politiker und Prominente weltweit unter Druck gesetzt.
Jordan Pandora Papers
Der jordanische König soll laut den «Pandora Papers» in den letzten vierzehn Jahren heimlich Häuser im Wert von 106 Millionen gekauft haben. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die aufgedeckten «Pandora Papers» setzen Politiker und Promis weltweit unter Druck.
  • Diverse Regierungen haben folglich Untersuchungen angekündigt.
  • Laut den Enthüllungen sollen hunderte Player ihre Vermögenswerte versteckt haben.

Die Enthüllungen der «Pandora Papers» zu versteckten Geldern in Steueroasen haben Politiker und Prominente weltweit unter Druck gesetzt. Unter anderem in Grossbritannien, Australien und Tschechien kündigten die zuständigen Behörden Untersuchungen an.

Der Kreml sah hingegen keinen Anlass, auf Grundlage der Recherchen Überprüfungen einzuleiten. In den Veröffentlichungen werden auch Personen mit Nähe zum russischen Machtapparat genannt. Russland wies dies als eine Ansammlung «unbewiesener Behauptungen» zurück.

Offshore-Konten genutzt

Hunderte Politiker, Amtsträger, Firmenvorstände und Spitzensportler in aller Welt sollen jahrelang Finanzdienstleister genutzt haben, um ihre Vermögen und Wertgegenstände zu verstecken. Das geht aus Unterlagen («Pandora Papers») hervor, die internationale Medien, darunter die «Süddeutsche Zeitung», NDR und WDR ausgewertet haben. Die Datenlecks sollen aus 11,9 Millionen Dokumenten bestehen.

ARCHIV - Der jordanische König Abdullah II. hat nach den Veröffentlichungen aus den «Pandora Papers» mit rechtlichen Schritten gedroht. Foto: Johanna Geron/Pool Reuters/AAP/dpa
ARCHIV - Der jordanische König Abdullah II. hat nach den Veröffentlichungen aus den «Pandora Papers» mit rechtlichen Schritten gedroht. Foto: Johanna Geron/Pool Reuters/AAP/dpa - sda - Keystone/Pool Reuters/Johanna Geron

Den Recherchen zufolge soll etwa Jordaniens König Abdullah II. für Anwesen in den USA und Grossbritannien zwischen 2003 und 2017 mehr als 100 Millionen Dollar ausgegeben haben. Dafür habe er ein «umfassendes Netzwerk an Offshore-Konten genutzt, die seine Transaktionen tarnten», schreibt die «Washington Post», die ebenfalls an den Recherchen mitwirkte. Der jordanische Monarch drohte nach den Veröffentlichungen am Montag mit rechtlichen Schritten.

Die EU-Kommission reagierte zurückhaltend auf die Veröffentlichungen. Man sei nicht in der Position, einzelne namentlich genannte Fälle zu kommentieren, sagte eine Sprecherin der Brüsseler Behörde. Neben Tschechiens amtierendem Ministerpräsidenten Andrej Babis oder dem britischen Ex-Premierminister Tony Blair sind auch andere Namen im Rahmen des Leaks aufgetaucht, die eine engere Verbindung zur EU haben oder hatten.

Steueroasen austrocknen

Wie die EU-Kommission betonte, unternehme Brüssel bereits viel gegen Steuervermeidung und es sei gerade angesichts der enormen Kosten der Corona-Pandemie eine Sache von Gerechtigkeit, dass alle Steuern zahlten.

Die Bundesregierung sieht die brisanten Finanzdokumente als weiteren Ansporn im Kampf gegen Steuervermeidung und Steuerbetrug, wie Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin deutlich machte. Seibert verwies dabei auf Massnahmen der amtierenden Regierung wie das sogenannte Steueroasen-Abwehrgesetz und betonte die Bedeutung einer internationalen Zusammenarbeit, um Steueroasen austrocknen zu können.

Steffen Seibert
Steffen Seibert, Sprecher der Bundesregierung. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH

Die Gründung einer Briefkastenfirma ist nicht grundsätzlich illegal. Entscheidend ist, wofür sie genutzt wird. Wenn zum Beispiel eine solche Gesellschaft in Luxemburg oder Irland gegründet wird, um Steuern zu sparen und das gegenüber den Finanzbehörden auch transparent gemacht wird, ist das rechtlich nach Ansicht von Steuerexperten in Ordnung.

Strafbar ist hingegen, über Briefkastenfirmen Vermögen vor den Finanzbehörden zu verstecken, um Steuern in der Heimat zu sparen oder mit Hilfe solcher Firmenhüllen Gelder aus kriminellen Geschäften zu waschen.

Tony Blair profitierte von Schlupfloch

Der Coach des englischen Meisters Manchester City und früherer Bayern-Trainer Pep Guardiola nutzte den Recherchen zufolge etwa 2012 eine spanische Steueramnestie, um ein geheimes Bankkonto in Andorra zu legalisieren. Das bestätigte der Steuerberater Guardiolas, Lluis Orobitg, am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

Guardiola habe auf dem Konto in Andorra ein Guthaben von fast einer halben Million Euro gehabt, als er von der Steueramnestie 2012 Gebrauch machte, berichtete die spanische Zeitung «El País», eine der Medien, die die Pandora-Papiere auswertete.

Pep Guardiola
Pep Guardiola an der Seitenlinie bei Manchester City. - dpa

Guardiolas Name tauche in Dokumenten aus der Anwaltssozietät Alemán, Cordero, Galindo & Lee in Panama als Bevollmächtigter des 2007 gegründeten Unternehmens Repox in Panama auf. Orobitg betonte, Repox habe nur dazu gedient, die Identität des tatsächlichen Inhabers des Kontos in Andorra, eben Guardiola, geheim zu halten.

Wie aus den Recherchen der BBC aus den «Pandora Papers» hervorgeht, haben der britische Ex-Premierminister Tony Blair und seine Ehefrau Cherie beim Kauf einer Immobilie ebenfalls von einem Steuerschlupfloch profitiert. Das Paar handelte zwar nicht illegal, die BBC wies allerdings in der Nacht zum Montag darauf hin, dass Blair sich wiederholt kritisch über Steuerschlupflöcher geäussert habe.

Mehr Steuergerechtigkeit

Hessens Finanzminister Michael Boddenberg (CDU) bot derweil die zentrale Auswertung der «Pandora Papers» an. «Wir haben die Kompetenz und den festen Willen, für mehr Steuergerechtigkeit zu sorgen», erklärte Boddenberg am Montag in Wiesbaden. «Sollten wir die »Pandora Papers« bekommen, werten wir diese mit aller Professionalität aus und versorgen Behörden weltweit mit Informationen, wie wir das bereits bei den »Panama Papers« und weiteren Leaks erfolgreich getan haben.»

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