Saif al-Islam al-Gaddafi will in Libyen an die Macht. Die Wahlkommission bestätigte die Kandidatur des 40-Jährigen.
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Saif al-Islam al-Gaddafi (r.) will zurück in die Politik. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Sohn von Ex-Machthaber Muammar al-Gaddafi will Präsident von Libyen werden.
  • Die Wahlkommission bestätigte am Sonntag die Kandidatur des 40-jährigen Seif al-Islam.
  • Er wird vom IStGH in Den Haag wegen mutmasslicher Kriegsverbrechen gesucht.

Saif al-Islam al-Gaddafi, Sohn des früheren libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi, kandidiert bei der Präsidentenwahl. Gaddafi habe am Sonntag seine Kandidatur angemeldet. Das teilte die libysche Wahlkommission mit, die die Präsidentenwahl am 24. Dezember und die Parlamentswahl einen Monat später organisiert.

Der 40-Jährige habe alle «erforderlichen rechtlichen Bedingungen» erfüllt. Zudem sei er als Wähler für einen Wahlbezirk der Stadt Sebha registriert worden.

Saif al-Islam al-Gaddafi wegen Kriegsverbrechen gesucht

Saif al-Islam Gaddafi hatte im Juli erstmals Präsidentschaftsambitionen geäussert. In einem Interview mit der «New York Times» beklagte sich der Sohn von Muammar al-Gaddafi: Die libyschen Politiker der vergangenen zehn Jahre hätten dem Land «nichts als Elend» gebracht. Nun sei es «Zeit für eine Rückkehr zur Vergangenheit».

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Saif al-Islam al-Gaddafi im März 2011. - AFP/Archiv

Vom Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag wird Saif al-Islam al-Gaddafi wegen mutmasslicher Kriegsverbrechen gesucht. Ein Gericht in Tripolis verurteilte ihn zudem 2015 in Abwesenheit zum Tode. Er sei «zuversichtlich, dass diese juristischen Probleme weg verhandelt werden können.» Dies, wenn eine Mehrheit der Libyer ihn «als ihren Anführer wollen», sagte Saif al-Islam der «New York Times».

Libyen von gewaltsamen Konflikten und Machtkämpfen geprägt

Saif al-Islam galt lange als möglicher Nachfolger seines Vaters. Vor der Revolte gegen Gaddafi galt er als Befürworter einer Annäherung an den Westen und einer Öffnung des Systems. Nach Beginn der Proteste im Februar 2011 befürwortete er jedoch ein hartes Vorgehen gegen die Opposition.

Einen Monat nach dem Tod seines Vaters Muammar al-Gaddafi im Oktober 2011 wurde Saif al-Islam von einer Bewaffneten gefasst. Sie weigerte sich jedoch, den Gaddafi-Sohn an den IStGH auszuliefern. 2017 wurde Saif al-Islam freigelassen, danach verlor sich seine Spur.

Muammar al-Gaddafi
Der frühere Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi - Keystone

Bis zu dem Interview hatte es seit Juni 2014 kein öffentliches Lebenszeichen des Gaddafi-Sohnes gegeben. In dem Interview sagte er, die Milizionäre, die ihn einst festgenommen hätten, seien heute seine «Freunde». Er sei ein freier Mann, der seine Rückkehr in die Politik organisiere.

Libyen ist seit dem Sturz Gaddafis 2011 von gewaltsamen Konflikten und Machtkämpfen geprägt. Auch ausländische Truppen und Söldnergruppen etwa aus Russland und der Türkei sind vor Ort in Kämpfe verwickelt.

Eine seit Oktober geltende Waffenruhe in dem Land gilt als brüchig. Ursprünglich waren beide Wahlen für den 24. Dezember geplant gewesen. Die Parlamentswahl wurde aber vor dem Hintergrund von Machtkämpfen zwischen den einflussreichen politischen Gruppen des Landes verschoben.

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