Schottische Regierungschefin Sturgeon mit Medienpreis M100 ausgezeichnet
Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon sieht die Zukunft Schottlands eindeutig in der Europäischen Union.

Das Wichtigste in Kürze
- Johnson-Kritikerin sieht Schottlands Zukunft in der EU.
«Meine Regierung in Schottland tut alles, was in ihrer Macht steht, um mit der EU verbunden zu bleiben», sagte Sturgeon am Dienstag in Potsdam, wo ihr der Medienpreis M100 verliehen wurde. Sollte Schottland durch den Brexit zum EU-Austritt gezwungen sein, «so werden wir hart daran arbeiten, die europäischen Standards beizubehalten».
Auf diese Weise hoffe sie, «besser darauf vorbereitet zu sein, um in der Zukunft wieder beizutreten», sagte sie. «Die Mitgliedschaft in der Europäischen Union ist ganz offensichtlich in unserem Interesse.»
Sturgeon erhielt den Medienpreis M100 für ihren Einsatz gegen den Austritt Grossbritanniens aus der EU. «Nicola Sturgeon ist eine Freundin Europas und eine verlässliche pro-europäische Stimme in Grossbritannien», sagte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) in seiner Laudatio. Sturgeon setze sich «mit Leidenschaft und sehr guten Argumenten für den Verbleib Grossbritanniens in der Europäischen Union ein».
Die Erste Ministerin Schottlands ist eine der schärfsten Kritikerinnen des britischen Premierministers Boris Johnson. Die 49-Jährige nennt dessen Regierung «gefährlich» und wirft ihr vor, in Wahrheit einen No-Deal-Brexit anzustreben, also einen ungeregelten Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union am 31. Oktober.
Grossbritannien befinde sich in einer beispiellosen Phase seiner Geschichte, sagte Sturgeon. «Es ist nicht einfach, in dieser Zeit Zeichen der Hoffnung zu finden», sagte sie. Das grösste Zeichen der Hoffnung sei, dass die Abgeordneten im Parlament über alle Parteigrenzen hinweg versuchten, einen No-Deal-Brexit zu verhindern.
Da die Schotten mehrheitlich für einen Verbleib in der Europäischen Union sind, strebt Sturgeon für kommendes Jahr ein zweites Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands an. Im ersten Referendum 2014 entschieden sich die Schotten klar für einen Verbleib im Vereinigten Königreich.
Der Preis M100 wird seit 2005 jährlich an Menschen vergeben, die «Fussspuren» in der Welt hinterlassen haben und sich für die europäische Verständigung sowie Meinungs- und Pressefreiheit einsetzen. Im vergangenen Jahr erhielt der ehemals in der Türkei inhaftierte deutsch-türkische «Welt»-Journalist Deniz Yücel die Auszeichnung. Weitere Preisträger sind unter anderen der italienische Schriftsteller Roberto Saviano, der dänische Karikaturist Kurt Westergaard oder das französische Satiremagazin «Charlie Hebdo».