Kurz vor der Abstimmung über das wichtige Verfassungsreferendum in Russland hat Präsident Wladimir Putin mit einer gigantischen Militärparade in Moskau den Sieg der Sowjetunion über Nazi-Deutschland vor 75 Jahren gewürdigt.
Russische Marinesoldaten auf dem Roten Platz
Russische Marinesoldaten auf dem Roten Platz - Host photo agency/AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Zehntausende Soldaten marschieren kurz vor Verfassungsreferendum in Moskau auf.

Unter der Aufsicht des Kreml-Chefs und einer Reihe von Staatsgästen paradierten am Mittwoch 14.000 Soldaten - ohne Corona-Schutzmasken - auf dem Roten Platz im Zentrum der russischen Hauptstadt, zudem wurde historisches und modernes Kriegsgerät vorgeführt. Die ursprünglich für den 9. Mai geplante Militärparade zum 75. Jahrestag war wegen der Corona-Pandemie verschoben worden.

«Es ist unmöglich sich vorzustellen, wie die Welt geworden wäre, wenn die Rote Armee sie nicht verteidigt hätte», sagte Putin. Die sowjetischen Soldaten hätten «Europa von den Invasoren befreit, der Tragödie des Holocaust ein Ende gemacht und das deutsche Volk vor dem Nationalsozialismus, dieser tödlichen Ideologie, gerettet», sagte der russische Präsident vor den Truppen. Es sei «unsere Pflicht, dies in Erinnerung zu behalten».

Die Rede Putins fiel patriotisch, aber vergleichsweise versöhnlich aus. Im Vorfeld der Parade hatte er dem Westen vorgeworfen, Russland zu «beleidigen», indem dieser die Rolle der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg herunterspiele.

An Putins Seite verfolgten unter anderem der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko und der serbische Staatschef Aleksandar Vucic das Spektakel, bei dem die Soldaten in der knallenden Sonne ohne Masken aufmarschierten. Ursprünglich sollten auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Chinas Staatschef Xi Jinping der für den 9. Mai geplante Parade zum Ende des Zweiten Weltkriegs beiwohnen, sie sagten jedoch wegen der Corona-Pandemie ab.

Wegen stark steigender Corona-Fallzahlen hatte der Kreml die Parade verschoben. Als Alternativtermin wählte Putin allerdings ein anderes symbolkräftiges Datum: Am 24. Juni 1945 fand in Moskau die Siegesparade der Roten Armee statt, bei der sowjetische Soldaten demonstrativ deutsche Standarten vor dem Lenin-Mausoleum stürzten.

Und noch ein wichtiger Termin spielte bei der Planung wohl eine Reihe: In einer Woche stimmen die Russen über eine Reihe von Verfassungsänderungen ab, die Putins Machterhalt bis ins Jahr 2036 sichern könnten. Die Änderungen würden den Weg für Putins erneute Präsidentschaftskandidatur freimachen und ihm zwei weitere Amtszeiten erlauben.

Dass die Parade trotz weiterhin steigender Corona-Infektionszahlen in Russland abgehalten wurde, sorgte bei Oppositionsvertretern für Kritik. Sie warfen der Regierung vor, sich die patriotische Stimmung nach der Militärparade bei der Abstimmung über die Verfassungsänderungen am 1. Juli zunutze machen zu wollen. Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin und Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hatten den Bürgern vor der Parade empfohlen, das Grossereignis wegen der Corona-Krise lieber im Fernsehen zu verfolgen als live im Zentrum der Hauptstadt.

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