Im Brexit-Streit bröckelt zunehmend der Rückhalt für den britischen Premier Boris Johnson. Dieser versucht derzeit Teile des Brexit-Vertrags auszuhebeln.
Boris Johnson, Premierminister von Grossbritannien, spricht bei einer virtuellen Pressekonferenz in der Downing Street 10. Foto: Stefan Rousseau/PA Wire/dpa
Boris Johnson, Premierminister von Grossbritannien, spricht bei einer virtuellen Pressekonferenz in der Downing Street 10. Foto: Stefan Rousseau/PA Wire/dpa - sda - Keystone/PA Wire/Stefan Rousseau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Grossbritanniens Premier Boris Johnson verliert immer mehr Rückhalt.
  • Mit einem neuen Gesetz versucht er Teile des Brexit-Vertrags mit der EU auszuhebeln.
  • Damit beschädige er das Ansehen des Landes, findet Geoffrey Cox.

Im Brexit-Streit bröckelt zunehmend der Rückhalt für den britischen Premier Boris Johnson. Dieser will mit einem neuen Gesetz Teile des gültigen Scheidungsabkommens mit der EU aushebeln. Der ehemalige britische Ex-Generalstaatsanwalt Geoffrey Cox warf Johnson vor, er beschädige das Ansehen Grossbritanniens.

Die geplante Einführung des sogenannten Binnenmarktgesetzes sei unzumutbar. Dies sagte der Tory-Abgeordnete, der der wichtigste juristische Berater der britischen Regierung war, am Montag der Zeitung «Times».

Johnsons Mehrheit des Unterhauses

Es gibt laut Cox «keinen Zweifel» daran, dass die Folgen des Abkommens bereits bei der Unterzeichnung bekannt gewesen seien. Der Brexiteer kündigte an, den Gesetzesentwurf bei den Abstimmungen im Parlament nicht zu unterstützen. Cox war Generalstaatsanwalt sowohl in der Amtszeit von Johnson als auch von dessen Vorgängerin Theresa May.

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Boris Johnson muss sich auf Gegenwind gefasst machen. - AP Photo

Damit schliesst sich Cox etwa 30 Abgeordneten der regierenden Konservativen an, die Medien zufolge Johnson die Gefolgschaft verweigern. Johnson verfügt über eine Mehrheit von 80 Stimmen im Unterhaus. Auch einige frühere Regierungschefs, zuletzt am Montag David Cameron, hatten sich bereits von Johnson distanziert.

Der Premier will mit dem Binnenmarktgesetz den 2019 mit der EU vereinbarten Austrittsvertrag in wesentlichen Punkten ändern. Dabei geht es um Sonderregeln für das britische Nordirland. Diese soll eine harte Grenze zum EU-Staat Irland und neue Feindseligkeiten dort verhindern.

Todesstoss für Handelsvertrag

Das Binnenmarktgesetz wird in den nächsten Tagen im Parlament debattiert. Eine erste Abstimmung, die britische Medien als Stimmungsbarometer werteten, war noch für Montagabend geplant.

Für die EU handelt es sich bei Johnsons Vorstoss um einen Rechtsbruch. Brüssel forderte London daher auf, bis Ende September einzulenken. Kritiker befürchten, dass das geplante Gesetz der Todesstoss für den Handelsvertrag sein könnte, der die künftigen Wirtschaftsbeziehungen neu regeln soll. Nach dem Ende der Brexit-Übergangsphase droht ohne Vertrag ein harter Bruch mit Zöllen und hohen Handelshürden.

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