Präsidentenwahl in Tunesien hat begonnen
Tunesien gilt als Musterbeispiel einer Demokratie in der arabischen Welt. Doch der Wahlausgang ist offen wie nie.

Das Wichtigste in Kürze
- Heute Sonntag findet die Präsidentschaftswahl in Tunesien statt.
- Bereits vor Öffnung der Wahllokale standen Menschen Schlange.
- Doch der Wahlausgang ist offen wie nie.
Nach dem Tod des bisherigen Staatschefs Beji Caid Essebsi sind Millionen Tunesier aufgerufen worden, einen neuen Präsidenten zu wählen. Schon am Sonntagmorgen bildeten sich teils längere Schlangen vor den Wahllokalen. Am Mittag lag die Wahlbeteiligung bei 16,3 Prozent. Das sind etwa fünf Prozent mehr als an der vergangenen Präsidentschaftswahl 2014.

Während ein Grossteil der mehr als 4500 Wahllokale gegen 8 Uhr morgens (9.00 Uhr MESZ) öffnete, wurden die Öffnungszeiten für rund 250 Wahllokale nach Angaben der ISIE aus Sicherheitsgründen verkürzt.
Die betroffenen Wahllokale lagen im Süd-Westen Tunesiens, wo es immer wieder zu Zusammenstössen zwischen Islamisten und Sicherheitskräften kommt. Etwa 100'000 Sicherheitskräfte von Polizei und Militär überwachten die Wahlen.
26 Kandidaten buhlen um den Posten als Staatschef
Offiziell traten 26 Kandidaten zur Wahl an. Mit Slim Riahi und Mohsen Marzouk hatten aber zwei Kandidaten erklärt, sich aus dem Rennen zurückzuziehen. Sie riefen ihre Unterstützer auf, für den bisherigen Verteidigungsminister Abdelkarim Zbidi zu stimmen. Er gilt aus dem bürgerlichen Lager als Favorit für die Stichwahl.

Sollte keiner der 26 Kandidaten im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit gewinnen, kommt es zur Stichwahl. Im Rennen sind dann die beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen. Zu den Favoriten zählte auch der Medienunternehmer Nabil Karoui, dessen Inhaftierung die Wahl überschattete.
Kurz vor Beginn des offiziellen Wahlkampfs vor drei Wochen war Karoui verhaftet worden. Die tunesische Justiz wirft ihm Geldwäsche und Steuerhinterziehung vor. Die Vorwürfe sind allerdings bereits drei Jahre alt. Die Wahlbeobachtungsmission der Europäischen Union hatte die Inhaftierung Karouis scharf kritisiert.
Präsidentschaftswahl in Tunesien wegen Tod vorverschoben
Rund sieben Millionen Tunesier waren aufgerufen, zur Wahl zu gehen. Sie war eigentlich für November geplant, musste aber wegen des Todes des Präsidenten Beji Caid Essebsi vorgezogen werden.

Es war das zweite Mal nach dem «Arabischen Frühling», dass die Tunesier in freier Wahl ihr Staatsoberhaupt bestimmen konnten. Beobachter schätzten den Ausgang der Wahl als vollkommen offen ein. Unklar war zunächst, wann die Ergebnisse offiziell bekanntgegeben werden würden.