Pflanzen und Tiere sind vor allem in Agrarräumen gefährdet

Das Wichtigste in Kürze
- Naturschutz-Bericht der Regierung zeigt aber auch positive Entwicklungen auf.
Das ist das Ergebnis des Berichts zur Lage der Natur, den Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) am Dienstag in Berlin vorstellte. Gefährdet seien besonders Schmetterlinge und andere Insekten, «die auf blütenreiche Wiesen und Weiden angewiesen sind». Hingegen gehe es etwa vielen Buchenwäldern gut.
Der Bericht zur Lage der Natur zeichne insgesamt «ein sehr gemischtes Bild» des Zustands von Flora und Fauna in Deutschland, sagte Schulze. In manchen Teilen des Landes erhole sich die Natur. In den Wäldern und Siedlungen gebe es wieder mehr Vögel, auch die Renaturierung von Flüssen und Auen trage zur Erholung der Natur bei. Besorgniserregend sei die Lage hingegen auf den Agrarflächen. Starke Verluste gebe es dort bei Vogelarten wie Kiebitz und Rebhuhn.
Im Einzelnen sind dem Bericht zufolge 25 Prozent der untersuchten Arten in einem günstigen Erhaltungszustand, darunter der Seehund und die Kegelrobbe in der Nordsee oder der Steinbock in den Alpen. 30 Prozent befinden in einem unzureichenden Zustand. 33 Prozent sind in einem schlechten Zustand, das betrifft vor allem Schmetterlinge, Käfer und Libellen.
«Auf vielen Wiesen und Weiden wird so viel gedüngt und so oft gemäht, dass sie für die Natur immer wertloser werden», beklagte Schulze. «Hier ist eine Trendwende dringend nötig.» Die Ministerin will noch in diesem Jahr ein Insektenschutzgesetz auf den Weg bringen, das unter anderem artenreiches Grünland und Streuobstwiesen besser schützt.
Naturschutz ist nach Schulzes Überzeugung gerade in Zeiten der Corona-Pandemie von grosser Bedeutung. «Denn wenn Menschen in bislang weitgehend natürliche Ökosysteme vordringen, steigt das Risiko, dass neuartige Viren von der Tierwelt auf die Menschen übergehen», erklärte die Ministerin. «Aber nicht nur in der Pandemie-Prävention, auch im Kampf gegen den Klimawandel wirkt der Naturschutz wie ein Impfstoff.»
Für den Bericht zur Lage der Natur wurde zwischen 2013 und 2018 der Zustand von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen erfasst, die über europäischen Richtlinien geschützt sind. «Artenreiche Wiesen und Weiden verzeichnen sowohl in der Fläche als auch in ihrer Artenvielfalt starke Rückgänge», beklagte die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Beate Jessel. Dieser Trend setzt sich seit 2001 ungebrochen fort.
«Die artenreichen Lebensräume in der Agrarlandschaft sind auf ein Rekordtief gesunken», erklärte auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). «Sogar streng geschütztes Grünland in Schutzgebieten geht verloren», beklagte die politische Geschäftsführerin Antje von Broock. Dabei sei das Ende der Pestizidanwendung in Naturschutzgebieten «in weite Ferne gerückt». In der Landwirtschaft sei ein Umdenken beim Einsatz von Pestiziden und dem übermässigen Ausbringen von Gülle nötig.
Aus der Union kam Unterstützung für mehr Naturschutz. «Es gibt noch viel zu tun», erklärte die Umweltexpertin der Unionsfraktion, Marie-Luise Dött (CDU). «Dafür haben wir auch in dieser Legislaturperiode einen klaren Fahrplan.» Dazu gehöre die Umsetzung des Aktionsprogramms Insektenschutz sowie das Bundesprogramm «Blaues Band» zur Renaturierung von Flüssen und Auen.
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