Im Rennen um die Nachfolge des britischen Premierministers Boris Johnson sieht sich die aussichtsreiche Kandidatin Penny Mordaunt Angriffen von politischen Widersachern ausgesetzt.
Penny Mordaunt
Penny Mordaunt - AFP

Während der Aussenhandels-Staatssekretärin aus dem Lager von Aussenministerin Liz Truss «Lügen» bezüglich ihrer Haltung zu Transgender vorgeworfen wurden, zweifelte der ehemalige Brexit-Minister David Frost an Mordaunts Arbeitsethos. Bei der ersten Abstimmung über die Nachfolge Johnsons am Mittwoch hatte die 49-Jährige überraschend den zweiten Platz hinter Ex-Finanzminister Rishi Sunak belegt.

Die Zeitung «Daily Mail» berichtete am Donnerstag, Mordaunt habe in ihrer Zeit als Gleichberechtigungsministerin ihre Unterstützung für Transgender ausgedrückt. Bei der Bekanntgabe ihrer Kandidatur am Sonntag habe sie hingegen eine härtere Rhetorik gefahren, zitierte die Zeitung jemanden aus Truss' Umfeld. Das Thema Transgender ist als Teil der sogenannten «Kulturkrieg»-Debatte im Vereinigten Königreich ein wichtiger Mobilisierungsmotor für den rechten Parteiflügel der Tories.

Die weitgehend unbekannte Mordaunt hat sich zum Liebling der Parteibasis der konservativen Tories entwickelt. Bei Buchmachern liegt die Marine-Reservistin vor Sunak und Truss. Die Abstimmung am Mittwoch hatte das Kandidatenfeld auf sechs reduziert. Bei einer zweiten Abstimmung der Tory-Abgeordneten, die am Donnerstagmorgen begann, soll ein weiterer Kandidat ausscheiden.

Bei politischen Widersachern wird Mordaunt bisweilen «Teilzeit-Penny» genannt. Ihr wird unterstellt, ihre Regierungsämter nicht ernst genommen zu haben.

Mordaunts ehemaliger Vorgesetzter Frost stiess mit seinen Bemerkungen nun ins gleiche Horn. Gemessen an ihrer Zeit zusammen, habe er «ernsthafte Bedenken» an Mordaunts Eignung zur Premierministerin, sagte der ehemalige Brexit-Minister dem Sender TalkTV. «Sie war nicht immer sichtbar. Manchmal wusste ich nicht einmal, wo sie war», sagte Frost über Mordaunts Verhalten während der Brexit-Verhandlungen mit der Europäischen Union.

Eine Erwiderung aus dem Lager der Kandidatin gab es zunächst nicht. Am Freitag steht die erste TV-Debatte der verbliebenen Kandidaten an. Am 5. September soll der neue Parteivorsitzende benannt werden, der dann auch das Amt des Regierungschefs von Johnson übernimmt.

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