Bei Luftangriffen der von Saudi-Arabien geführten Militärkoalition im Jemen sind nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) mehr als hundert Menschen getötet worden.
Leichen in den Trümmern des zerstörten Gefängnisses
Leichen in den Trümmern des zerstörten Gefängnisses - AFP
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Rettungskräfte suchen nach Überlebenden in Trümmern.

Getroffen wurde ein ehemaliges Universitätsgebäude, das übergangsweise als Gefängnis genutzt worden sei, teilte das IKRK am Sonntag mit. Der IKRK-Sektionschef im Jemen, Franz Rauchenstein, sprach von einem «schockierenden und traurigen» Vorfall. Die Militärkoalition erklärte, die Angriffe hätten einer Stellung der Huthi-Rebellen in Dhamar südlich der Hauptstadt Sanaa gegolten.

«Mehr als hundert Menschen wurden getötet», sagte Rauchenstein der Nachrichtenagentur AFP. Er rief zu einer «medizinischen Nothilfe» für die Opfer auf. «Ein solches Gebäude anzugreifen ist schockierend und traurig, die Gefangenen sind durch internationales Recht geschützt.» Mindestens 40 Verletzte seien in mehrere Krankenhäuser in Dhamar gebracht worden.

Die Huthi-Rebellen hatten zuvor über ihren Fernsehsender Al-Masirah von «dutzenden» Toten und Verletzten bei insgesamt sieben Attacken gesprochen. Huthi-Rebellenchef Abdelmalek al-Huthi warf der Koalition einen «gezielten» Angriff vor.

Rote-Kreuz-Helfer suchten fieberhaft nach weiteren Opfern unter den Trümmern. Allerdings seien die Chancen «sehr gering», noch lebende Menschen zu finden, sagte Rauchenstein. Das IKRK hatte nach eigenen Angaben Helfer mit medizinischem Bedarf und 200 Leichensäcken nach Dhamar geschickt. Videoaufnahmen, die AFP vorlagen, zeigten ein schwer beschädigtes Gebäude und Leichen unter Trümmern. Bulldozer räumten den Schutt zur Seite.

Laut einer vom saudiarabischen Fernsehsender Al-Echbarija verbreiteten Erklärung der Militärkoalition galten die Luftangriffe einer «militärischen Stellung, wo Drohnen und Raketen gelagert wurden».

Der UN-Gesandte im Jemen, Martin Griffiths, äusserte die Hoffnung auf eine Untersuchung des Vorfalls durch die saudiarabisch geführten Militärkoalition.

Im Jemen herrscht seit 2015 Krieg zwischen den von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi und den Huthi-Rebellen, hinter denen der Iran steht. Nach UN-Angaben wurden in dem Konflikt bereits mehr als 10.000 Menschen getötet, unter ihnen tausende Zivilisten. 3,3 Millionen Menschen wurden in die Flucht getrieben.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

IKRKSanaaHuthiKrieg