Gstaad-Palace-Chef: «Blödheit der Menschheit kann manchmal ärgern»

Die Äusserungen in der SRF-Serie «Inside Gstaad Palace» haben für Aufsehen gesorgt. Nun erklärt Hotelier Andrea Scherz, weshalb Authentizität Vorrang hatte.

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Mit den Gästen solle man sich lieber nicht anfreunden, sagte der Kulinarik-Chef Franz Faeh in der SRF-Dok-Serie «Inside Gstaad Palace». - SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • In der SRF-Dok «Inside Gstaad Palace» äussern sich Mitarbeiter sehr direkt über die Gäste.
  • Nun zeigt Hotelbesitzer Andrea Scherz auf, weshalb er sich für Transparenz entschied.
  • Scherz räumt aber auch ein: «Die Blödheit der Menschheit kann mich manchmal schon ärgern.»

Hoch über Gstaad thront das «Gstaad Palace», seit Jahrzehnten eine bevorzugte Adresse der internationalen High Society. Zusätzliche Aufmerksamkeit erhielt das Luxushotel jüngst durch die SRF-Dok-Serie «Inside Gstaad Palace».

Dort äussern sich Mitarbeitende, darunter auch Küchenchef Franz Faeh, ungewohnt offen über ihre Gäste. Und sie lassen die Zuschauenden an der Dekadenz der wohlhabenden Kundschaft teilhaben.

Dabei gelte in solchen Häusern eigentlich «absolute Diskretion», sagte kürzlich ein Experte gegenüber Nau.ch. Und riet: «Ein bisschen mehr Diskretion wäre sicherlich angebracht.»

«Schon ein Mmh auf den Lippen»

Dass zwischen Offenheit und Tratsch ein schmaler Grat verläuft, ist Hotelbesitzer Andrea Scherz offenbar bewusst.

Gegenüber dem «Tagesanzeiger» erklärt er, weshalb er sich dennoch für Transparenz entschieden hat: Weil «die Doku nur Erfolg hat, wenn sie authentisch ist und nichts gespielt».

Einige Aussagen dürften allerdings auch bei Scherz für Stirnrunzeln gesorgt haben. Dazu zählt wohl auch die Aussage von Küchenchef Faeh: «Du darfst nie Freund sein mit den Gästen. Du musst sie aber so behandeln, als seien sie es.» Dann würden sie öfters kommen.

«Ich hatte bei manchen Szenen schon ein Mmh auf den Lippen», räumt Scherz gegenüber der Zeitung ein. Aber Faeh sei einfach «total authentisch».

Mit seiner langjährigen Erfahrung dürfte der Küchenchef genau wissen, wie die noble Kundschaft tickt. Schliesslich arbeitet Faeh seit fast 30 Jahren im Palace.

Naturrasen für den Vierbeiner

Auch Scherz ist bewusst, dass seine Gäste mit besonderen Erwartungen anreisen. «Gewisse Wünsche unserer Gäste überschreiten selbst mein Verständnis», sagt er. Klar ist jedoch: Im Gstaad Palace haben solche Anliegen höchste Priorität.

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Die vertrauten Ehegelübde vorlesen? «Das dürfte ich glaub nicht, das ist sehr privat», sagt die Event-Chefin. - SRF

Dass diese Wünsche teils auch erfüllt werden, liegt nicht zuletzt an den Summen, die dafür bezahlt werden. Wer eine der teuersten Suiten für rund 100'000 Franken über zwei Wochen buche, darf mit aussergewöhnlichem Service rechnen.

So sei für den Hund eines Gastes eigens ein Stück Naturrasen in der Dusche ausgelegt worden. Damit der Vierbeiner sein Geschäft nicht draussen im Schnee verrichten müsse.

Hast du die SRF-Dok-Serie «Inside Gstaad Palace» gesehen?

Nicht auf einen konkreten Gast, sondern auf seine allgemeine Lebenserfahrung bezogen sagt Scherz dazu: «Die Blödheit der Menschheit kann mich manchmal schon ärgern.»

Erlebnisse statt Luxusgüter

Negative Folgen für das Geschäft hat der Hotelbesitzer durch die offenen Einblicke der Dok-Serie nicht zu befürchten. «Seit dem Covid-Ende machen wir Umsatzzahlen, die ich mir nie erträumt hätte», sagt Scherz.

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In den Zimmern liege Sexspielzeug rum, sagt Michaela Gäng, Head of Housekeeping. - SRF

Der Trend zeige offenbar: Erlebnisse hätten heute einen höheren Stellenwert als klassische Luxusgüter. Wer für 500'000 Franken heiraten oder per Helikopter zu einem Bergspaziergang fliegen will, bekommt diese Wünsche im Palace erfüllt.

Offen bleibt derzeit noch die Frage der Nachfolge. Nach dem 56-jährigen Scherz könnte das Hotel eines Tages von seiner Tochter und seinem Sohn übernommen werden. Es wäre die vierte Generation der Familie Scherz.

Kommentare

User #4357 (nicht angemeldet)

... schon etwas bigott .... man nennt es in der CH "authentisch".

User #5547 (nicht angemeldet)

Egal wie dekadent die Reichen ihr Geld ohne Geiz rausschmeissen, sie bringen es ja unter die Leute, die davon leben und davon Lieferanten und Angestellte bezahlen.

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