Deutschland will mehr ausländische Fachkräfte anlocken

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Fachkräfte händeringend gesucht: Das Fehlen qualifizierter Mitarbeiter wird für immer mehr Unternehmen zum Geschäftsrisiko - doch das Fachkräftepotenzial im Inland allein reicht nicht aus.

Deutschland soll attraktiver für Fachkräfte werden
Deutschland soll attraktiver für Fachkräfte werden - dpa/AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Regierung, Wirtschaft und Gewerkschaften unterzeichnen Abschlusserklärung.

Abhilfe schaffen sollen deshalb künftig auch Arbeiter, IT-Spezialisten oder Pflegekräfte aus anderen Teilen der Welt. Regierung, Wirtschaft und Gewerkschaften wollen Deutschland für Fachkräfte attraktiver machen: Sie unterzeichneten am Montag im Kanzleramt eine Absichtserklärung, um die Anwerbung der Kräfte im Ausland zu fördern.

Die Wirtschaftsvertreter sagten zu, die Fachkräfte bei Spracherwerb, Wohnungssuche und beim Behördenverkehr zu unterstützen. Die Bundesregierung kündigte an, die Vergabe von Visa zu beschleunigen und die Anerkennung ausländischer Qualifikationen zu erleichtern.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bezeichnete den Fachkräftegipfel am Abend als «wirklichen Erfolg». Sie sprach von einem «Paradigmenwechsel, wie wir auf Fachkräfte ausserhalb der Europäischen Union zugehen wollen». Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte, Deutschland werde von qualifizierten Zuwanderern profitieren: «Wir könnten mehr Wirtschaftswachstum haben, wenn genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen würden.»

Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz ist bereits vom Bundestag verabschiedet und soll am 1. März in Kraft treten. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer rechnet mit einer starken Nachfrage. Er gehe davon aus, «dass wir in den Jahren irgendwann auch in den Hunderttausenden rechnen», sagte er zum Abschluss des Gipfels im Kanzleramt. Die Wirtschaft brauche die Fachkräfte dringend.

Merkel wollte sich nicht auf eine Zahl von Zuwandern festlegen. Sie verwies allerdings darauf, dass allein im Handwerk 250.000 Stellen unbesetzt seien. Die Kanzlerin betonte, dass die Besetzung freier Stellen mit Bewerbern aus dem Inland weiter Priorität habe. Die Regierung wolle «das inländische Arbeitskräftepotenzial voll ausreizen», sagte sie.

Mit dem Fachkräftegesetz vollzieht die CDU-geführte Regierung einen Kursschwenk. Gerade die Union hatte sich lange geweigert, einem solchen Einwanderungsgesetz zuzustimmen. Das neue Gesetz führe nun «40 Jahre intensiver Diskussionen zu einem Ende», sagte Minister Altmaier.

Beseitigt werden sollen dabei vor allem bürokratische Hürden bei der Visavergabe oder der Anerkennung von Abschlüssen, die es beispielsweise Altenpflegern aus Mexiko oder Programmiererinnen aus Brasilien bislang erschweren, sich für eine Arbeit in Deutschland zu entscheiden.

Künftig soll es deshalb neuartige Projekte «zur aktiven Fachkräftegewinnung aus ausgewählten Drittstaaten» geben, wie Altmaier ankündigte. Pilotprojekte zur Anwerbung von Fachkräften solle es in Indien, Brasilien und Vietnam geben.

Das neue Gesetz sieht vor, dass die ausländischen Fachkräfte Deutschkenntnisse mitbringen sollen - dies war von manchen Branchenverbänden als hohe Hürde kritisiert worden. Bei der Sprachvermittlung werde auch die Wirtschaft einen Beitrag leisten, sagte Arbeitgeberpräsident Kramer.

Scharfer Protest kam von der AfD. Die Bundesregierung sende mit der Anwerbung von ausländischen Fachkräften ein «fatales Signal», kritisierte Fraktionschefin Alice Weidel. «Am Ende wird es heissen: Wir riefen Fachkräfte und Sozialhilfeempfänger kamen.»

Vor allem für Akademiker ist Deutschland derzeit aber eher mässig attraktiv. Die Bertelsmann-Stiftung veröffentlichte Ergebnisse eines OECD-weiten Vergleichs, wonach Deutschland auf Platz zwölf der 36 Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) liegt. Am beliebtesten bei Akademikern sind demnach als Zuwanderungsländer Australien, Schweden und die Schweiz.

Das grösste Defizit Deutschlands als Arbeitsmarkt für Hochqualifizierte aus dem Ausland sind der Studie zufolge die beruflichen Chancen. Diese stehen für zugewanderte Menschen - insbesondere, wenn sie einen akademischen Abschluss aus Nicht-EU-Ländern mitbringen - der Studie zufolge vergleichsweise schlecht.

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