Im Zusammenhang mit der Prügelattacke eines Mitarbeiters des französischen Präsidenten auf Demonstranten wurden drei Polizisten in Gewahrsam genommen.
Alexandre Benalla (l.) war bis zu seiner Suspendierung der Bodyguard des französischen Präsidenten Emmanuel Macron.
Alexandre Benalla (l.) war bis zu seiner Suspendierung der Bodyguard des französischen Präsidenten Emmanuel Macron. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Miniskandal um Macron weitet sich aus.
  • Drei Polizisten sollen dem präsidialen Mitarbeiter illegal Videos der Tat beschafft haben.

Den drei Polizisten werde vorgeworfen, dem beschuldigten Sicherheitsmitarbeiter Emmanuel Macrons illegalerweise Videomaterial beschafft zu haben, teilte die Staatsanwaltschaft am Samstag in Paris mit. Innenminister Gérard Collomb soll am Montagmorgen im Parlament zu der Angelegenheit angehört werden.

Der Skandal war in dieser Woche mit der Veröffentlichung mehrerer Videos durch die Zeitung «Le Monde» ins Rollen gekommen. Darauf ist zu sehen, wie Alexandre Benalla heftig auf Teilnehmer der Kundgebung zum 1. Mai in Paris einprügelt. Er trug dabei einen Polizeihelm, obwohl er kein Polizist ist.

Amtsanmassung

Am Freitag nahm die Polizei den Mann in Gewahrsam, am Samstagmorgen durchsuchte sie seine Wohnung. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem vor, als öffentlicher Amtsträger Gewalt angewendet und sich als Polizist ausgegeben zu haben.

Alexandre Benalla wird unter anderem vorgeworfen sich als Polizist ausgegeben zu haben. Während der Prügelattacke trug er zudem noch einen Schutzhelm der Pariser Polizei.
Alexandre Benalla wird unter anderem vorgeworfen sich als Polizist ausgegeben zu haben. Während der Prügelattacke trug er zudem noch einen Schutzhelm der Pariser Polizei. - dpa

Zudem soll er sich von den drei zunächst suspendierten und nun festgenommenen Beamten der Pariser Polizei Videomaterial von Überwachungskameras der Stadt beschafft haben. Nach Angaben der Polizeipräfektur wurden Videoüberwachungsbilder «am Abend des 18. Juli zu Unrecht an Dritte weitergegeben» – zu dem Zeitpunkt, an dem «Le Monde» den Vorfall aufdeckte.

Öffentliche Anhörung im Parlament

Innenminister Collomb hatte das Verhalten der drei Polizisten am Freitag bereits scharf verurteilt. Am Montag soll er in einem Ausschuss der Nationalversammlung befragt werden. Die Anhörung werde öffentlich sein und übertragen werden, kündigte die Präsidentin der Nationalversammlung, Yaël Braun-Pivet, an. Abgeordnete der Opposition forderten Collombs Rücktritt, sollte er frühzeitig von dem Vorfall gewusst und nichts unternommen haben.

Frankreichs Innenminister Gérard Collomb wird ebenfalls befragt. Sollte er frühzeitig von dem Vorfall erfahren und nichts unternommen haben, fordern Abgeordnete der Opposition seinen Rücktritt.
Frankreichs Innenminister Gérard Collomb wird ebenfalls befragt. Sollte er frühzeitig von dem Vorfall erfahren und nichts unternommen haben, fordern Abgeordnete der Opposition seinen Rücktritt. - dpa

Im Präsidialamt war die Prügelattacke bereits am Tag nach der Demonstration bekannt geworden. Benalla wurde nach Angaben der Präsidentschaft im Mai für zwei Wochen ohne Bezahlung suspendiert und in die Verwaltung versetzt. Wer genau von dem Vorfall wusste, blieb jedoch zunächst unklar. Auch soll Benalla seitdem wieder im Einsatz gewesen sein.

Präsident Macron steht in der Angelegenheit enorm unter Druck, hat sich bislang jedoch nicht geäussert. Bei seinem Amtsantritt hatte er angekündigt, Moral und Transparenz in die französische Politik zurückzubringen.

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