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Dutzende Verletzte bei Protesten gegen Regierung in Bulgarien

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Bulgarien,

Bei Protesten in der bulgarischen Hauptstadt Sofia wurden am Mittwoch mindestens 55 Menschen verletzt.

Demonstranten und Polizisten in der bulgarischen Hauptstadt Sofia
Demonstranten und Polizisten in der bulgarischen Hauptstadt Sofia - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Mittwoch kam es in Sofia zu Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Polizisten.
  • Dabei erlitten mindestens 55 Menschen Verletzungen.
  • Mindestens 95 Menschen wurden den Angaben zufolge festgenommen.

In der bulgarischen Hauptstadt Sofia ist es vor dem Parlament zu schweren Zusammenstössen zwischen regierungskritischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Bei den Protesten am Mittwoch wurden mindestens 55 Menschen verletzt, wie die Behörden mitteilten. Mindestens 95 Menschen wurden den Angaben zufolge festgenommen. Die Proteste richten sich gegen Ministerpräsident Boris Borissow, dem die Demonstranten Korruption und Nähe zu Oligarchen vorwerfen.

Tausende Demonstranten skandierten im Zentrum von Sofia «Rücktritt» und «Mafia». Am Sitz des Parlaments schleuderten manche der Protestierenden Rauchbomben, Feuerwerkskörper, Steine und Flaschen. Die Lage eskalierte, als einige Demonstranten versuchten, eine Polizeiabsperrung um das Parlamentsgebäude zu durchbrechen.

Proteste in Bulgarien
Demonstranten stossen vor dem Gebäude der Nationalversammlung in Sofia mit der Polizei zusammen. - dpa

Mit Schutzschilden ausgerüstete Einsatzkräfte gingen gegen die Demonstranten vor und räumten den Umkreis des Parlaments frei. Die Polizei setzte Pfefferspray, Tränengas und Knallgranaten ein. Zahlreiche der ins Krankenhaus eingelieferten Verletzten hatten Verbrennungen oder Atemprobleme. Unter den Verletzten waren den Behörden-Angaben zufolge 37 Polizisten. Bei den übrigen Verletzten handelte es sich demnach neben Demonstranten auch um Journalisten.

Polizei weist Anschuldigungen zurück

Polizeipräsident Georgi Chadschiew wies Anschuldigungen von Menschenrechtsaktivisten zurück, die Einsatzkräfte seien unverhältnismässig hart vorgegangen. Unter den Festgenommenen waren nach seinen Angaben polizeibekannte Fussball-Ultras.

Die Proteste wurden durch Regierungspläne für eine Verfassungsänderung angeheizt. Am Mittwoch erhielt Borissows Partei Gerb im Parlament die nötigen 120 Stimmen, um den Vorschlag einen Schritt voranzubringen. Beobachter bezweifeln jedoch, dass die Regierung die nötigen 160 Stimmen zusammenbekommt, um die nächste Stufe des Verfahrens zu erreichen.

Bulgariens Regierungschef Borissow
Boiko Borissow, Ministerpräsident von Bulgarien. - dpa

Kritiker werfen Borissow vor, dass die Verfassungsreform keine stärkeren Rechenschaftspflichten für den Chef der bulgarischen Staatsanwaltschaft vorsieht. Der aktuelle Chefankläger Iwan Geschew sieht sich wegen mutmasslicher Verbindungen zu mächtigen Oligarchen ebenfalls mit Rücktrittsforderungen konfrontiert.

Präsident fordert vorgezogene Neuwahlen

Die Reform soll auch die Rechte des Präsidenten beschneiden. Der aktuelle Staatschef Rumen Radew steht der Borissow-Regierung sehr kritisch gegenüber. Er wirft ihr «Verbindungen zu Oligarchen» vor und unterstützt die Forderungen der Demonstranten.

Rumen Radew
Bulgariens Präsident Rumen Radew (M.). - AFP/Archiv

Angesichts der seit Monaten anhaltenden Proteste forderte Radew am Mittwoch in einer Mitteilung an das Parlament abermals vorgezogene Neuwahlen. «Das Vertrauen ist definitiv verloren», sagte der von den oppositionellen Sozialisten unterstützte Ex-General. Razzien der Staatsanwaltschaft an seinem Amtssitz hatten die Proteste vor zwei Monaten ausgelöst.

Borissow ist seit zehn Jahren fast ununterbrochen an der Macht. 2013 und 2016 trat er jeweils zurück, kehrte aber wenige Monate später wieder an die Regierungsspitze zurück. Bisher weigert er sich allerdings, vor Ablauf seiner dritten Amtszeit im kommenden März zurückzutreten.

Bulgarien gilt als das EU-Land, in dem Korruption am weitesten verbreitet ist. Das Land ist vergleichsweise arm. Wenige Oligarchen kontrollieren weite Teile der Wirtschaft.

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