Bundesregierung will mit Azubi-Prämie für Unternehmen Ausbildungsplätze sichern

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Deutschland,

Berufsausbildung trotz Corona-Krise: Die Bundesregierung hat am Mittwoch neue Hilfen zur Sicherung von Ausbildungsplätzen auf den Weg gebracht.

Ausbildung soll nicht unter Corona-Krise leiden
Ausbildung soll nicht unter Corona-Krise leiden - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Kritik an Begrenzung der Massnahmen auf kleinere und mittlere Betriebe.

Kleine und mittlere Unternehmen sollen künftig Prämien bekommen, wenn sie ihr Ausbildungsniveau nicht zurückschrauben oder Azubis von pandemiebedingt insolventen Unternehmen übernehmen.

«Mit der Ausbildungsprämie machen wir deutlich: Wir kämpfen um jeden Ausbildungsplatz», erklärte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Junge Menschen müssten «auch im Corona-Jahr 2020 eine berufliche Perspektive haben», forderte er.

«Wir dürfen jetzt nicht zulassen, dass die Corona-Pandemie zu einer Krise auf dem Ausbildungsmarkt wird», fügte Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hinzu. «Denn die Auszubildenden von heute sind unsere Fachkräfte von morgen.»

Mit dem vom Kabinett beschlossenen Programm «Ausbildungsplätze sichern» sollen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) mit bis zu 249 Beschäftigten zeitlich befristet Unterstützung erhalten, damit sie ihre Ausbildungsaktivitäten aufrechterhalten. Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums stellt die Bundesregierung dafür 2020 und 2021 bis zu 500 Millionen Euro bereit.

«Nach ihrer Ausbildung werden diese jungen Menschen dazu beitragen, dass Wirtschaft und Wohlstand in Deutschland wieder wachsen», erklärte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). «Sicherer und gewinnbringender können wir als Bundesregierung unser Geld gar nicht anlegen.»

Konkret sollen Unternehmen, die ihre Ausbildungsleistung im Vergleich zu den drei Vorjahren aufrechterhalten, mit einer einmaligen Ausbildungsprämie in Höhe von 2000 Euro für jeden für das Ausbildungsjahr 2020 abgeschlossenen Ausbildungsvertrag gefördert werden. KMU, die ihre Ausbildungsleistung sogar erhöhen, erhalten für jeden zusätzlich abgeschlossenen Ausbildungsvertrag einmalig 3000 Euro.

Anreize soll es auch dafür geben, Azubis von Betrieben, die wegen der Pandemie insolvent sind, zu übernehmen. Unternehmen bekommen dafür je Auszubildendem eine Prämie von 3000 Euro.

Zur Vermeidung von Kurzarbeit bei Azubis sollen ausserdem diejenigen Unternehmen, die trotz eines erheblichen Arbeitsausfalls von mindestens 50 Prozent ihre Ausbildungsaktivitäten fortsetzen, mit 75 Prozent der monatlichen Brutto-Ausbildungsvergütung gefördert werden.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) begrüsste den «Schutzschirm für Ausbildung». Dieser komme gerade noch rechtzeitig vor dem Start des neuen Ausbildungsjahrs und könne helfen, «den Corona-Einbruch auf dem Ausbildungsmarkt abzumildern», erklärte DGB-Vizechefin Elke Hannack. Denn zurzeit sei ein Einbruch sowohl bei den angebotenen Ausbildungsplätzen als auch bei der Bewerberzahl zu sehen. «Industrie und Handel, aber auch das Handwerk verzeichnen bisher je nach Region einen Rückgang von bis zu 20 Prozent der Ausbildungsverträge», erklärte Hannack.

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) bezeichnete die Prämien als wichtiges Zeichen der Wertschätzung für die duale Ausbildung. «Die verabredeten Massnahmen zur Unterstützung der Ausbildungsbetriebe müssen nun zeitnah, zielgenau und bürokratiearm bei den Ausbildungsbetrieben ankommen», mahnte ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer.

Der Maschinenbauerverband VDMA und der Handelsverband HDE kritisierten indes, dass nur kleinere Unternehmen die Gelder erhalten sollen. «Auch grössere, mittelständische Handelsunternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern, wie beispielsweise Modehäuser, leiden sehr unter der Corona-Krise und bieten gleichzeitig vielen jungen Menschen eine berufliche Zukunft», gab HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth zu bedenken.

VDMA-Bildungsexperte Jörg Friedrich erklärte, allein im Maschinenbau würden 20.000 Auszubildende in Unternehmen mit 250 bis 1000 Beschäftigten ausgebildet und 26.000 in Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten. Das seien fast zwei Drittel aller Auszubildenden im Maschinenbau. «Die Ausbildungsprämie hilft daher insgesamt nur sehr begrenzt.»

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