Der britische Gesundheitsdienst NHS hat wegen der Corona-Pandemie die Regierung aufgerufen, die Brexit-Übergangsphase zu verlängern.
Brexit Boris Johnson
Boris Johnson spricht am 21. Dezember zu den Medien. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die britischen Spitäler sind wegen der Corona-Pandemie aktuell überlastet.
  • Deswegen fordert der Gesundheitsdienst NHS eine Verlängerung der Brexit-Übergangsphase.
  • Der NHS kämpfe schon so mit der «grössten Herausforderung der Geschichte».

Angesichts der angespannten Lage wegen der Corona-Pandemie hat der staatliche britische Gesundheitsdienst NHS die Regierung in London aufgerufen, die Brexit-Übergangsphase zu verlängern. Eine einmonatige Verlängerung der Übergangsphase würde die Gefahr eines chaotischen Brexit verringern und damit die bereits überlasteten Krankenhäuser im Land aus der «unmittelbaren Gefahrenzone» nehmen, erklärte die NHS-Führung am Mittwoch in einem Schreiben an den britischen Premierminister Boris Johnson.

Mit einem Einlenken solle Johnson verhindern, dass «störende Veränderungen» im Rahmen eines No-Deal-Szenarios den NHS treffen, während er in der ohnehin arbeitsreichsten Zeit im Jahr «mit der grössten Herausforderung in seiner Geschichte» zu kämpfen habe, hiess es in dem Appell weiter.

Brexit - Britischer Gesundheitssektor
Ein Pfleger steht auf einer Station in einem Krankenhaus in London. - dpa

Der NHS werde vielleicht nicht als Akteur am Post-Brexit-Verhandlungstisch wahrgenommen, «aber die zerstörerischen Schockwellen eines No-Deal-Ergebnisses könnten die Funktionsfähigkeit des NHS über den Rand stossen», erklärte der Dachverband NHS Confederation.

Verhandlungen laufen noch

Grossbritannien war zum 1. Februar aus der EU ausgetreten, bis zum Jahresende bleibt das Land aber noch im EU-Binnenmarkt und in der Zollunion. Bei den Verhandlungen zwischen London und Brüssel über ein Handelsabkommen für die Zeit danach verstrichen bereits einige Ultimaten, die Verhandlungen laufen weiter. Die Zeit für die fristgerechte Ratifizierung eines Handelsabkommens ist nach Angaben des EU-Parlaments allerdings bereits abgelaufen.

Zugleich kämpft Grossbritannien derzeit mit einer neuen Variante des neuartigen Coronavirus, das sich in London und im Süden Englands ausgebreitet hat. Das mutierte Virus ist nach Angaben der britischen Regierung bis zu 70 Prozent ansteckender als frühere Varianten.

Brexit - Britischer Gesundheitssektor
Medizinische Mitarbeiter des Royal Blackburn Lehrkrankenhaus in Schutzkleidung schieben einen Patienten auf einem Krankenhausbett durch einen Korridor. - dpa

Viele Länder in der EU und anderen Teilen der Erde reagierten darauf mit Grenzschliessungen und Einreiseverboten für Menschen aus Grossbritannien. Dadurch kam auch der Güterverkehr von der EU nach Grossbritannien vorerst zum Erliegen. Die NHS-Führung warnte in ihrem Schreiben, das gegenwärtige Reisechaos sei nur ein kleiner Vorgeschmack auf die Probleme, die ohne ein Handelsabkommen mit der EU drohten.

Grossbritannien hat eine der höchsten Corona-Opferzahlen in Europa. Mehr als 68.000 Menschen im Vereinigten Königreich starben bereits nach einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus. Am Dienstag erreichte die Zahl der täglichen Neuinfektionen einen neuen Höchststand von 36.804 Fällen.

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