Wie es aus EU-Kreisen heisst, gibt es bei den Brexit-Verhandlungen gewichtige Diskrepanzen beim Thema faire Wettbewerbsbedingungen.
Brexit
Die Flaggen von Grossbritannien und der EU. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Noch immer gibt es beim geplanten Brexit-Handelspaket gewichtige Diskrepanzen.
  • Laut EU stelle die britische Haltung das Funktionieren des Binnenmarkts in Frage.
  • Für den Samstagnachmittag ist ein Telefonat zwischen Johnson und von der Leyen geplant.

Der geplante Brexit-Handelspakt mit Grossbritannien steht aus Sicht der Europäischen Union auf Messers Schneide. Es gebe gewichtige Diskrepanzen beim Thema faire Wettbewerbsbedingungen, hiess es am Samstag aus EU-Kreisen in Brüssel. Die britische Haltung stelle das Funktionieren des Binnenmarkts ernsthaft in Frage. Die Chefunterhändler hatten ihre Verhandlungen am Freitagabend unterbrochen und erklärt, die Bedingungen für eine Einigung seien nicht erfüllt.

Bei einem für den späten Nachmittag (17.30 Uhr) geplanten Telefonat von EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Premierminister Boris Johnson gehe es darum zu analysieren, wie man die Gespräche wieder in Gang bekommen könnte. Echte Verhandlungen der beiden oder Angebote der EU seien nicht zu erwarten.

Brexit-Handelspakt: Nun sollen die Chefs ran
Grossbritanniens Premierminister Boris Johnson und Ursula von der Leyen, die Präsidentin der Europäischen Kommission, treffen sich am 8. Januar 2020 vor der Downing Street 10. - dpa

Der SPD-Brexit-Experte im Europaparlament, Bernd Lange, sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Es steht Spitz auf Knopf.» Die britische Seite lehne Instrumente zur Durchsetzung gleicher Wettbewerbsbedingungen fundamental ab. Es könne aber kein Abkommen um jeden Preis geben.

Es geht unter anderem um Umwelt-, Sozial- und Beihilfestandards

Bei den Wettbewerbsbedingungen – das Stichwort heisst Level Playing Field – geht es unter anderem um Umwelt-, Sozial- und Beihilfestandards. Grossbritannien möchte sich dabei von der EU möglichst wenig Vorgaben machen lassen. Die EU möchte hingegen Wettbewerbsvorteile für britische Firmen durch übermässige Subventionen, Sozial-, Umwelt- oder Regeldumping verhindern. Denn das angestrebte Handelsabkommen würde britische Waren unverzollt und ohne Mengenbegrenzung auf den EU-Markt lassen.

Beim zweiten wichtigen Streitthema Fischerei sieht Brexit-Experte Lange hingegen Einigungschancen. Dabei geht es um den Zugang von EU-Fischern zu britischen Gewässern und die Menge Fisch, die sie dort fangen dürfen. Im Gespräch seien Quoten und eine Klausel zur Überprüfung der Regelung nach einer bestimmten Frist (Revisionsklausel), sagte Lange.

Als grosses Hindernis in den Verhandlungen gilt weiter das geplante britische Binnenmarktgesetz, das Teile des bereits gültigen EU-Austrittsvertrags aushebeln würde. Werde dies wie geplant am Montag erneut mit den umstrittenen Klauseln ins britische Unterhaus eingebracht, wäre eine Fortsetzung der Gespräche politisch nahezu ausgeschlossen, sagte Lange.

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