Am heutigen Superwahltag werden in den USA die Weichen gestellt: Nicht ob, sondern wie hoch Trump und Biden gewinnen, ist entscheidend.
Super Tuesday US-Wahlen
Stürmisches Wetter am «Super Tuesday» in Washington D.C., mit Blick auf die Kuppel des Kapitols. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Vorentscheidung bei den US-Wahlen: Heute ist «Super Tuesday».
  • Ein Augenmerk gilt dabei der innerparteilichen Beliebtheit der beiden Spitzenkandidaten.
  • Aussenseiterin Nikki Haley dürfte ihren letzten grossen Auftritt haben.
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Der heutige Super Tuesday heisst so, weil in 15 US-Bundesstaaten gleichzeitig Vorwahlen stattfinden. Es sind dies Alabama, Alaska, Arkansas, Colorado, Kalifornien, Maine, Massachusetts, Minnesota, North Carolina, Oklahoma, Tennessee, Texas, Utah, Vermont, und Virginia. Auch die Demokraten im US-Territorium Amerikanisch-Samoa werden ihre Stimmen abgeben.

Denken Sie, dass Joe Biden bei den US-Wahlen 2024 wiedergewählt wird?

Fast 90 Prozent der Delegiertenstimmen sind noch nicht vergeben und das ändert sich heute schlagartig. Die grossen Überraschungen erwartet zwar niemand. Trotzdem wird es spannend: Wie schlagen sich die beiden alten Männer, Joe Biden und Donald Trump, und was tut Aussenseiterin Nikki Haley? Wegen der Zeitverschiebung und der Auszählung von Briefwahlstimmen wird es sicher bis morgen, womöglich aber auch bis Ende Woche dauern, bis die letzten Resultate klar sind.

Nikki Haley: Zum letzten Mal gegen Trump?

Für viele Beobachter ist klar, dass der Super Tuesday der letzte Auftritt für Nikki Haley wird, der letzten verbliebenen innerparteilichen Kontrahentin von Donald Trump. Zumindest dürfte es die letzte Chance sein, Donald Trump auf dem Weg zur Nominierung zu bremsen. Ob Haley dies ebenfalls so (ein)sieht, bleibt indes offen – sie hat sich in den letzten Wochen sehr kompromisslos gezeigt.

Nikki Haley Super Tuesday
Diese Frau gibt nicht auf: Nikki Haley spricht an einem Kampagnen-Event in Fort Worth im US-Bundesstaat Texas, am 4. März 2024. - keystone

Dabei hat sie sogar die Vorwahlen in ihrem Heimatstaat South Carolina verloren. Einzig im Hauptstadt-Bezirk Washingtons, dem «District of Columbia», gewann sie mit deutlichen 62,8 Prozent. Haley's Kampagne hat im Hinblick auf den Super Tuesday eine siebenstellige Summe ausgegeben für eine nationale TV- und Digital-Werbekampagne. Obwohl Trump bei der Delegiertenzahl und den Stimmen führt, sichert sich Haley immer noch ein Drittel der Wählerstimmen.

Testlauf für Anti-Trump-Stimmung bei Republikanern

Das Abschneiden von Nikki Haley ist auch ein nützliches Barometer für das Ausmass der Anti-Trump-Stimmung innerhalb der Republikaner. «Eine riesige Anzahl» wolle eine Alternative, sagte Haley nach ihrer Niederlage in South Carolina und erklärte damit ihren Verbleib im Rennen.

Donald Trump Super Tuesday
Ex-Präsident Donald Trump spricht auf seinem Anwesen Mar-a-Lago in Palm Beach, Florida, am 4. März 2024. - keystone

Sarah Longwell, eine republikanische Strategin und Trump-Kritikerin, schätzt, dass etwa 30 Prozent der Republikaner Haley während den frühen Vorwahlen unterstützt haben. Die Frage sei nun, was diese Wähler im November tun werden, so Longwell gegenüber der «Washington Post»: Sind sie bis ins Mark gegen Trump und würden einige von ihnen für Präsident Biden stimmen oder ganz auf ihre Stimme verzichten? Beides würde Joe Biden definitiv helfen in der Endabrechnung.

Biden im Konflikt mit der eigenen Basis

Auch Biden steht am Dienstag in 15 Staaten und einem Territorium, Amerikanisch-Samoa, zur Wahl. Es besteht kein ernsthaftes Risiko, dass er die Nominierung verlieren wird. Der Abgeordnete Dean Phillips ist zwar noch im Rennen, hat aber noch keinen einzigen Delegierten gewonnen. Die Schriftstellerin Marianne Williamson hat Ende Februar ihre Kampagne reaktiviert, nachdem sie eine Reihe von Mini-Erfolgen verbuchen konnte.

Joe Biden Super Tuesday
US-Präsident Joe Biden auf dem Weg Richtung Helikopter «Marine One» auf der Südseite des Weissen Hauses, am 29. Februar 2024. - keystone

Die breite Palette an Staaten, die am Super Tuesday wählen, gibt den Demokraten jedoch die Möglichkeit, Bidens Stärke mitten in einer turbulenten Zeit seiner Präsidentschaft zu messen. Eine bemerkenswerte Anzahl von zuverlässigen demokratischen Wählern in Michigan stimmten letzte Woche «unentschlossen» statt für Biden, um gegen seine Handhabung des Krieges in Gaza zu protestieren.

Super Tuesday US-Wahlen
Eine Wählerin füllt ihren Stimmzettel aus in einem Wahllokal in Attleboro, Massachusetts, am 5. März 2024. - keystone

Gemäss Umfragen findet eine Mehrheit der Biden-Wähler von 2020, er sei zu alt, um ein effektiver Präsident zu sein. Zwar gibt es nicht in allen Bundesstaaten die Option, «unentschlossen» zu wählen. Aber die «Abandon Biden»-Bewegung («Verlasst Biden») könnte sich auf anderen Wegen bemerkbar machen. Andersherum könnte Joe Biden aber auch mit einem guten Abschneiden Schwung holen für den Rest des Wahlkampfs.

Nicht das Ende der Vorwahlsaison

Der Super Tuesday markiert nicht das Ende der Vorwahlsaison. Die verbleibenden Staaten werden im Sommer und Herbst ihre Primärwahlen abhalten. Im Juli treffen sich die Republikaner in Milwaukee zur offiziellen Nominierung ihres Kandidaten für die allgemeinen Wahlen; die Demokraten tun dasselbe im August in Chicago.

Der eigentliche Wahlkampf – voraussichtlich eben Biden gegen Trump – wird sich dann erst in den letzten Wochen zuspitzen. Wahltag ist dann am 5. November 2024.

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