Die Schiebungs-Vorwürfe wegen der Vergabe der SRG-Generaldirektion seien wie Kaffeesatzlesen in einer sauberen Tasse, erklärt Präsident Jean-Michel Cina auf X.
SRG-Generaldirektion Cina Luftgitarre Kaffeesatzlesen
Nach den Manipulations-Vorwürfen gegen die SRG wehrt sich Präsident Jean-Michel Cina auf X: Die Vorwürfe seien «wie Luftgitarre spielen» – Töne kämen dabei keine heraus. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Favoritinnen für den Posten des SRG-Generaldirektors erfüllen das Stellenprofil nicht.
  • Deshalb war von Schiebung und Manipulation die Rede – jetzt wehrt sich SRG-Direktor Cina.
  • Die Vorwürfe erinnerten an Luftgitarre spielen – Töne kämen dabei nämlich keine heraus.
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Nach dem vorzeitigen Ausscheiden von Generaldirektor Gilles Marchand sucht die SRG händeringend nach einem geeigneten Nachfolger oder einer geeigneten Nachfolgerin: Spätestens Ende 2024 soll der Posten neu besetzt werden – bisher wurden Nathalie Wappler und Susanne Wille als Favoritinnen gehandelt.

SRG-Generaldirektion Anforderungen Wappler Wille
Nach dem Rücktritt von SRG-Generaldirektor Gilles Marchand kursieren zahlreiche Namen möglicher Nachfolger: Susanne Wille und Nathalie Wappler werden als Favoritinnen gehandelt. (Archivbild) - keystone

Zum Wochenstart hatte «CH Media» aber berichtet, dass weder Wappler noch Wille das Anforderungsprofil für die ausgeschriebene Stelle erfüllen. Vor diesem Hintergrund erklärte FDP-Ständerat Damian Müller, dass die ganze Episode einen manipulativen Eindruck vermittle: «Die beiden Parameter im Stellenprofil machen mich stutzig. Das erweckt den Eindruck, dass gezielt Kandidaten ausgeschlossen werden sollen.»

Von Kaffeesätzen und Luftgitarren

Gegenüber «CH Media» wollte die SRG keine Stellung nehmen – auch auf allen anderen Kanälen herrschte Funkstille. Kurze Zeit später brachte sich dann SRG-Präsident Jean-Michel Cina trotzdem in die Debatte ein: Auf X (ehemals Twitter) mokierte er sich über die kursierenden Gerüchte und Manipulationsvorwürfe. Der Vorwurf sei reine Spekulation und basiere keineswegs auf Fakten.

SRG-Generaldirektion Cina Luftgitarre Kaffeesatzlesen
Jean-Michel Cina nimmt auf X (ehemals Twitter) zu den Manipulationsvorwürfen um die Vergabe der SRG-Generaldirektion Stellung. - X / @jmcina

«Es gibt Journalisten, die in einer ungebrauchten, leeren Tasse Kaffeesatz lesen wollen. Das erinnert mich an Luftgitarre spielen. Es kommen keine Töne raus», schreibt der SRG-Präsident in seinem Beitrag. «But the show must go on», so Cina weiter.

Tatsächlich verfügt SRF-Kulturleiterin Susanne Wille über keine Führungserfahrung in einer Organisation mit 500 oder mehr Mitarbeitenden. Die stellvertretende SRG-Generaldirektorin Nathalie Wappler wiederum hat ihr 55. Lebensjahr bereits vollendet.

Wer sollte Ihrer Meinung nach die Nachfolge von Gilles Marchand als SRG-Generaldirektor antreten?

Im Anforderungsprofil ist aber festgehalten, dass die ideale Bewerberin über Führungserfahrung in einer Organisation mit mindestens 500 Angestellten verfügen müsse. Daneben ist auch das «ideale Alter» mit rund 42 bis 55 Jahren angegeben. Ob es sich bei den Spekulationen vonseiten «CH Media» also tatsächlich um Kaffeesatzlesen handelt, ist schwierig zu beurteilen: Man könnte hier schon fast erneut von Kaffeesatzlesen sprechen.

«Make Air Not War»

Fest steht hingegen, dass es sich um einen regelrechten Steilpass handelt, um über die hohe Kunst des Luftgitarre-Spielens zu berichten. In Finnland finden seit 1996 nämlich jedes Jahr – mit einer pandemiebedingten Ausnahme 2020 – die offiziellen Luftgitarren-Weltmeisterschaften statt.

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Nanami 'Seven Seas' Nagura aus Japan wurde nach 2014 und 2018 im Jahr 2023 bereits zum dritten Mal zur Luftgitarren-Weltmeisterin gekürt. (Archivbild)
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Marc 'Airbreaker' Dumont aus Deutschland während den 22. Luftgitarren-Weltmeisterschaften 2017 in Oulu, Finnland. (Archivbild)
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Kirill 'Guitarantula' Blumenkrants aus Frankreich während seiner Sieger-Performance im Final der 25. Luftgitarren-Weltmeisterschaften 2022 in Oulu, Finnland. (Archivbild)
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Linnea 'Mistrex Linn' Minin aus Schweden während eines Auftritts an den Luftgitarren-Weltmeisterschaften 2023 in Oulu, Finnland. (Archivbild)
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Natürlich darf auch ein Luftgitarrenständer an der Weltmeisterschaft nicht fehlen – hier stehen die Instrumente von zahlreichen bekannten Luftgitarrenspielern und -spielerinnen. (Archivbild)

Töne kommen dabei tatsächlich keine heraus – aber leise bleibt es keineswegs: Meist werden die Luftgitarristen von Playback-Musik oder gar einer Live-Band begleitet. Sie geben ihre imaginären Gitarrenkünste zu bekannten Rock- und Heavymetal-Liedern zum Besten. Gegenwärtig sitzt mit Nanami «Seven Seas» Nagura eine junge Frau aus Japan auf dem Luftgitarren-Thron.

Auftritt der Luftgitarren-Weltmeisterin von 2023, Nanami «Seven Seas» Nagura aus Japan.

Um für sich die Endrunde in Oulu zu qualifizieren, finden in mittlerweile 13 unterschiedlichen Ländern offizielle nationale Meisterschaften statt. Veranstaltet wird der Wettkampf unter dem Motto «Make Air Not War». Die nächste Luftgitarren-Weltmeisterschafts-Endrunde wird im August 2024 ausgetragen – möglicherweise könnten auch gewisse Journalisten in die imaginären Saiten greifen?

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