Die SRG sucht einen neuen Chef. Ginge es nach den Schweizer Journalistinnen und Journalisten, sucht sie eine Chefin: Susanne Wille. Doch da ist ein Haken.
Nathalie Wappler Susanne Wille
SRF-Direktorin Nathalie Wappler und Kulturchefin Susanne Wille treffen auf dem Grünen Teppich des Zurich Film Festivals (ZFF) ein, am 22. September 2022. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Umfrage unter Journalisten ergibt: Nächster SRG-Boss soll eine Frau sein.
  • Insbesondere Susanne Wille sähen die Berufskolleginnen und -kollegen gerne an der Spitze.
  • Offenbar erfüllt Wille aber nicht alle Wunschkriterien.
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Die Zeitschrift «Schweizer Journalist:in» hat die Leserschaft um ihre geschätzte Meinung gebeten: Wer soll den Chefposten bei der SRG übernehmen, nach dem Rücktritt von Gilles Marchand? Das Verdikt – oder wohl eher: die Wunschliste – fällt ziemlich deutlich und doch sehr interessant aus.

Kronfavoritin Susanne Wille: Ist sie chancenlos?

Mit überwältigenden 45 Prozent der Antworten erreichte SRF-Kulturchefin und Ex-«10vor10»-Moderatorin Susanne Wille den Spitzenplatz. Sie erhält auch Bestnoten in den Bereichen «Kommunikation», «Teamplayer» und «Charisma». Die Sache hat nur einen Haken: Wie Headhunter Maurice Zufferey gegenüber «CH Media» bestätigte, kommen nur Personen infrage, die 500 oder mehr Personen geführt haben.

Ladina Heimgartner Doris Leuthard
Ladina Heimgartner, CEO Ringier Medien (links), und Doris Leuthard, alt Bundesrätin. - keystone

Dies würde auf Susanne Wille und ihre Kulturabteilung aber nicht zutreffen. Wohl aber auf Ladina Heimgartner und Doris Leuthard, die im Ranking auf die Plätze zwei und drei gesetzt werden. Heimgartner ist CEO von Ringier Medien, Leuthard ist ehemalige Medienministerin. Frauen scheinen generell hoch im Kurs zu sein, mit Larissa Bieler auf Rang vier. Die Swissinfo-Chefin würde aber ebenfalls an der 500-Personen-Hürde scheitern.

Männer und interne Favoritin abgeschlagen

Erst danach kommen die Männer ins Spiel: Ex-Journalist Jonas Projer, der allerdings gerade eben zum neuen Generalsekretär der FDP nominiert wurde. Dicht hinter ihm schon wieder ein Ex-Mitglied der Landesregierung: Alain Berset, der aber zuerst einmal bei der Wahl zum Präsidenten des Europarats scheitern müsste.

Alain Berset Susanne Wille
Moderatorin Susanne Wille interviewt den damaligen Bundespräsidenten Alain Berset während dem 20. Swiss Economic Forum (SEF) in Interlaken am 7. Juni 2018. - keystone

Wegen der 500-Personen-Limite und wegen der auffallenden Kürze des Stelleninserats kam sofort der Verdacht auf, dass SRG-intern der Entscheid schon gefallen sein könnte. Nämlich zugunsten der jetzigen SRF-Direktorin Nathalie Wappler. Sie liegt im Journi-Ranking lediglich auf Platz 8, noch hinter Radio-Pionier Roger Schawinski.

Wer sollte Ihrer Meinung nach die Nachfolge von Gilles Marchand als SRG-Generaldirektor antreten?

Hingegen hätte sie immerhin Erfahrung im Journalismus, im Gegensatz zu den Ex-Bundesräten. Und sie schneidet um Längen besser ab als drei weitere Männer: die Direktoren der rätoromanischen, französischen und italienischen Senderketten der SRG. Ganz grundsätzlich scheint man Deutschschweizer Kandidatinnen und Kandidaten zu favorisieren.

Die Ausnahmen sind der oben erwähnte Alain Berset und Christa Rigozzi, der man zutraut, ihr Studium in Kommunikationswissenschaften auch von Zürich aus in die Praxis umzusetzen.

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