«Spinnt's dem?»: Parlament wundert sich über Gaddafi-Asylantrag
Hannibal Gaddafi beantragt Asyl in Genf. Für Parlamentarier absurd, denn die Schweiz und Gaddafi haben eine unschöne Vorgeschichte.
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Das Wichtigste in Kürze
- Diktatoren-Sohn Hannibal Gaddafi beantragt Asyl in Genf.
- Das sorgt für Irritationen im Parlament.
- Bei allen Menschenrechten: Es gebe wohl Leute, die Asyl eher beanspruchen könnten.
Hannibal Gaddafi, Sohn des libyschen Ex-Diktators Muammar Gaddafi, soll in Genf Asyl beantragt haben.
Dieser nicht alltägliche Vorgang sorgt selbst bei alteingesessenen Parlamentariern für Verwunderung. Denn: Hannibal Gaddafi und die Schweiz, insbesondere Genf, haben miteinander eine Vorgeschichte.

«Offenbar hat er das Gefühl, das sei noch eine unbeglichene Schuld und wir sollten uns um ihn kümmern», mutmasst SVP-Nationalrat Roland Büchel.
Denn die Genfer Polizei verhaftete 2008 Hannibal Gaddafi im Hotel Président Wilson, weil er zwei Hausangestellte misshandelt haben soll.
Als Reaktion darauf setzte Vater Gaddafi zwei Schweizer Bürger in Libyen fest. Nicht einmal eine Reise des damaligen Bundespräsidenten Hans-Rudolf Merz konnte ihn umstimmen.
Erst nach fast 700 Tagen konnten die beiden in Begleitung von Aussenministerin Micheline Calmy-Rey wieder heimreisen.
SP-Molina: «Spinnt’s dem?»
Hannibal Gaddafi, sitzt seit zehn Jahren in einem libanesischen Gefängnis. Von allen Ländern der Erde hat er sich ausgerechnet die Schweiz als Asylland ausgesucht.
«Spinnt’s dem?», wundert sich deshalb SP-Nationalrat Fabian Molina.
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Ausgerechnet der Mann, der eine Staatskrise ausgelöst hat, wegen dem Geiseln genommen wurden, der beantragt jetzt Asyl: «Das ist ein absoluter Affront», findet Molina.
Die – wenn auch unschöne – Beziehung zur Schweiz könnte aber schon relevant gewesen sein, meint SVPler Büchel: «Vielleicht hat er noch Beziehungen, die er noch einmal spielen lassen will. Den damaligen Anwalt, der eher etwas erreichen könnte als in einem Land, zu dem er keinerlei Beziehung hat.»
Nicht gerade der typische Asylsuchende
«Natürlich hat auch der Herr Gaddafi Menschenrechte», räumt Fabian Molina ein. Und Roland Büchel ergänzt, es sei natürlich schwierig: «Libyen ist ein Unrechtstaat, war davor einer und ist jetzt einer.»

Aber trotz allem: «Wenn er Asyl beantragen will, gibt es da gewisse Voraussetzungen – die erfüllt er ziemlich offensichtlicherweise nicht», gibt Molina zu bedenken.
Abgesehen davon, dass er von Libanon aus wohl nicht in der Schweiz Asyl beantragen könne.
«Es gibt viele andere Leute, die eher nach Asyl dürsten könnten als jemand aus dem Gaddafi-Clan», findet Roland Büchel.
Zudem gebe es auch andere Wege, die Menschenrechte durchzusetzen, weiss Fabian Molina: «Insbesondere wenn man so auf Rosen gebettet ist wie er.»