Ausgerechnet: Gaddafi-Sohn will in Genf Asyl!
Der Sohn von Libyens Ex-Diktator Gaddafi beantragt an dem Ort Asyl, wo der 2008 eine Staatskrise auslöste – in Genf.

Das Wichtigste in Kürze
- Der im Libanon inhaftierte Hannibal Gaddafi (49) hat in Genf Asyl beantragt.
- Er ist der Sohn des libyschen Ex-Diktators Muammar al-Gaddafi (†69).
- Hannibal gilt als Auslöser der Libyen-Affäre, die die Schweiz mehrere Jahre beschäftigte.
Hannibal Gaddafi (49), Sohn des früheren libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi (†69) soll in Genf einen Asylantrag gestellt haben. Ausgerechnet er, der als Auslöser der Libyen-Affäre gilt. Sie sorgte zwischen 2008 und 2011 für einen diplomatischen Bruch zwischen der Schweiz und dem nordafrikanischen Land.
Der Diktatoren-Sohn sitzt seit zehn Jahren im Libanon im Gefängnis. Ein Gerichtsverfahren gab es jedoch nie.
Wie der «Blick» berichtet, betrachtet Gaddafi seine Inhaftierung als willkürlich und politisch motiviert. Deswegen soll er nun einen Asylantrag gestellt haben.
Die Inhaftierung Gaddafis im Libanon erfolgte im Zuge der Ermittlungen um den Fall des 1978 verschwundenen schiitischen Imams Musa Sadr. Eine Beteiligung des einstigen Kronprinzen ist zwar wohl ausgeschlossen – er war zu diesem Zeitpunkt drei Jahre alt. Gaddafi wird aber vorgeworfen, Informationen zurückgehalten zu haben.
Das Staatssekretariat für Migration SEM gibt auf Anfrage von Nau.ch keine Informationen zum mutmasslichen Asylantrag Gaddafis. «Aus Gründen des Daten- und Persönlichkeitsschutzes äussern wir uns nicht zu Einzelfällen», heisst es. «Dies schliesst die Frage mit ein, ob eine Person ein Asylgesuch gestellt hat.»
Brisant ist, dass Hannibal Gaddafi seinen Asylantrag ausgerechnet in Genf stellt. In jener Stadt, in der er mehrere Jahre in Saus und Braus lebte und 2008 einen riesigen Skandal entfachte.
Festnahme von Gaddafi-Sohn löste diplomatische Krise aus
Im Juli 2008 nehmen die Genfer Behörden Gaddafi fest, weil er zwei Hausangestellte misshandelt haben soll. Die Verhaftung erregt weltweit Aufsehen und sorgt für Unmut in Hannibals Heimat Libyen. Dort ist sein Vater Muammar al-Gaddafi an der Macht.
Zunächst richtet das Regime in Tripolis Drohungen an die Schweiz und kürzt Öllieferungen – doch dabei bleibt es nicht. Zwei Schweizer Geschäftsmänner werden monatelang als Geiseln gehalten – ihnen wird die Ausreise verweigert.
Auch eine Reise vom damaligen Bundespräsidenten Hans-Rudolf Merz (82) in die libysche Hauptstadt, inklusive öffentlicher Entschuldigung, zeigt wenig Wirkung. Der riesige Reputationsschaden für die Schweiz ist bereits angerichtet. Die Krise endet erst mit dem Sturz des Gaddafi-Regimes und dem Tod des Diktators im Oktober 2011.