Neue EU-Regeln könnten Schweizer KMUs Milliarden kosten
Eine neue Studie alarmiert die KMU-Branche. Neue Berichterstattungspflichten im Bereich der Nachhaltigkeit könnten hohe Kosten verursachen.

Das Wichtigste in Kürze
- Neue EU-Regeln könnten Schweizer Unternehmen bis zu 1,7 Milliarden Franken kosten.
- Die KMUs müssten bis zu 70 Prozent der Kosten tragen.
- Die KMU-Branche fordert den Bundesrat nun dazu auf, die Vorgaben nicht zu übernehmen.
Der Bundesrat prüft derzeit, ob die umfangreiche EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung auch in der Schweiz eingeführt werden soll. Die Richtlinie soll mehr Transparenz und Verantwortung schaffen.
Für viele Unternehmen könnte sie jedoch auch eine erhebliche Zusatzbelastung bedeuten.
Eine neue Studie von Avenir Suisse zeigt nun nämlich: Schweizer Firmen müssten künftig jährlich rund 680 Millionen Franken für die Erfüllung neuer ESG-Berichtspflichten aufwenden. Heute sind es etwa 130 Millionen Franken.
ESG steht für Environmental, Social and Corporate – also Umwelt, Soziales und Unternehmungsführung.
Besonders betroffen wären kleinere und mittlere Unternehmen (KMUs). Diese müssten rund 70 Prozent der Mehrkosten tragen.
Interessant ist: Die EU selbst hat nach Kritik an der Überregulierung bereits reagiert. Mit der sogenannten Omnibus-Initiative wurden Schwellenwerte angehoben, Übergangsfristen verlängert und Spielräume erweitert.
Kosten könnten bis auf 1,7 Milliarden Franken ansteigen
Die Schweiz hingegen hält bislang an einer Übernahme der Richtlinie fest. Bereits 2024 leitete der Bundesrat eine entsprechende Anpassung ein, auch wenn die Umsetzung frühestens 2026 ansteht.
Sollte die Schweiz die Regelungen in ihrer heutigen Form übernehmen, entstünden deutlich höhere Kosten. Laut Studie könnten diese pro Jahr sogar auf bis zu 1,7 Milliarden Franken ansteigen.

KMU-Vertreter reagieren alarmiert auf die Studie. Urs Furrer, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands, schreibt in einer Mitteilung: «Die Berichterstattungspflichten sind ein Bürokratiemonster, das in unseren KMU immer mehr Zeit und Geld frisst.»
Der Verband warnt, dass die EU-Regeln auch ohne formellen Nachvollzug wirken. Für Schweizer Unternehmen könnten dadurch mehrere hundert Millionen Franken pro Jahr an Kosten entstehen. Denn: Bis zu 50'000 KMU seien indirekt über Lieferketten betroffen.
KMU-Verband fordert Regulierungsbremse
Vor diesem Hintergrund fordert der SGV vom Bund ein umfassendes Entlastungs- und Revitalisierungspaket. Konkret verlangt der Verband einen endgültigen Verzicht auf die Übernahme von EU-Recht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Zudem sollen bestehende Pflichten abgebaut werden sowie eine Regulierungskostenbremse eingeführt werden. Weiter brauche es eine unabhängige Instanz zur Kontrolle der Regulierungskosten.
Bereits nach Donald Trumps Zollhammer von 39 Prozent für die Schweiz wurden hierzulande Forderungen nach einem Bürokratie-Abbau laut. Die gesamte Bürokratie frisst allein bei KMUs sechs Milliarden Franken jährlich.