Magdalena Martullo-Blocher fordert mehr Strom aus der Kernkraft, um die Schweiz im Winter zu versorgen. Dafür gibt es Kritik – auch aus bürgerlichen Parteien.
AKW Strom Grüne Mitte
Magdalena Martullo-Blocher will nicht ganz von der Kernkraftenergie wegkommen. Für die Grünen (hier abgebildet, links: Kurt Egger (TG)) und die Mitte (Stefan Müller-Altermatt (SO) und Nicolo Paganini (SG)) ist das kein Thema. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Schweiz droht eine mangelnde Stromversorgung aufgrund des EU-Streits.
  • Vonseiten der SVP wird jetzt gefordert, in Kernenergie und Gaskraftwerke zu investieren.
  • Mitte- und Grünen-Politiker schütteln den Kopf und weisen auf die Sicherheitsfrage hin.

Die Stromversorgung ist ein grosses Sorgenkind des Bundes, seit er das Rahmenabkommen mit der EU beerdigt hat. Ein Stromabkommen sei unmöglich, die Importfähigkeit infrage gestellt, kommentiert der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen.

Martullo-Blocher AKW Strom
Magdalena Martullo-Blocher (SVP/GR) möchte die Stromversorgung der Schweiz im Winter vorwiegend über Kernkraftwerke sicherstellen.
AKW Gösgen
Das Atomkraftwerk Gösgen in Däniken SO.

SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher (GR) schlägt deswegen im «Blick»-Interview mehrere Alternativen vor, um die Schweiz lückenlos und auch im Winter mit Strom zu versorgen. Dabei spricht sie sich für die Verlängerung der Kernkraftwerk-Laufzeiten und gar für den Bau neuere AKW aus. Von erneuerbaren Energiequellen zeigte sie sich weniger begeistert.

«Dauert zu lange, ist zu teuer»

«Die Idee, ein neues AKW bauen zu wollen, ist absurd», erwidert Kurt Egger (Grüne/TG) auf Anfrage. «Das dauert zu lange und ist viel zu teuer – erneuerbare Energien sind deutlich günstiger.» Zum einen, so Egger, sei das Problem des radioaktiven Abfalls noch nicht gelöst. Und zum anderen habe das Stimmvolk mit dem Ja zur Energiestrategie den Bau neuer AKW abgelehnt.

Grüne Egger Strom Energie
Der Energie-Politiker Kurt Egger (Grüne/TG) will für die Schweizer Stromversorgung auf erneuerbare Energiequellen wie Photovoltaik oder Speicherseen setzen. Neue AKW kommen für ihn nicht infrage. - Keystone

«Die Winterstromproblematik ist nicht akut und mit der EU muss man sicher wieder ins Gespräch kommen», glaubt der Maschineningenieur. Die Grünen befürworten allem voran den Ausbau der Stromproduktion aus Fotovoltaik, Biomasseanlagen und Speicherseen.

Auch Mitte will an erneuerbaren Kurs festhalten

Eggers Energie-Kommissionskollege Stefan Müller-Altermatt (Mitte) unterstützt diese Argumentation – teilweise. Seiner Meinung nach müsse der Zubau von erneuerbaren Energien zustande kommen: «Es gibt gar keine andere Möglichkeit

Müller-Altermatt Mitte Strom
Stefan Müller-Altermatt (Mitte/SO) hält eine Strommangellage für wahrscheinlich. Deshalb sei er froh, habe die Schweiz während der Abstimmung zur Energiestrategie 2050 nicht auf die SVP gehört.
Paganini Mitte Energie
Nicolo Paganini (Mitte/SG) hält die Verlängerung von AKW-Laufzeiten für nicht ganz abwegig.

Beim Strommangel sind sich die beiden jedoch uneinig. Müller-Altermatt gibt Martullo-Blocher recht. Aber: «Gerade, weil es so ein grosses Problem ist, haben wir Glück, haben wir in den letzten Jahren nicht auf die SVP gehört.» Der Solothurner spielt hier auf die Energiestrategie 2050 an, welche die SVP abgelehnt hatte.

Die Verlängerung der AKW-Laufzeiten halten sowohl der Grüne als auch der Mitte-Mann für «wenig sinnvoll», beziehungsweise «absolut kein Thema». Weil vorwiegend die Sicherheitsfrage im Vordergrund stehe.

Denken Sie, die Schweiz wird jemals ohne Atomkraftwerke auskommen können?

Hier aber widerspricht Müller-Altermatts Parteikollege Nicolo Paganini (SG). Er begrüsse eine Diskussion zur Verlängerung der AKW-Laufzeiten, wie er zu Nau.ch sagt.

Die Betreiber müssten jedoch Anreize aus der Politik erhalten, dass sich Investitionen in die Sicherheit lohnen. «Damit könnte die Laufzeit um beispielsweise 10 oder 20 Jahre verlängert werden», erklärt Paganini.

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