Die Wahlen 2023 stehen an. Doch die besten Politiker sind nicht unbedingt die talentiertesten. Ein Kommentar.
Wahlen 2019 Plakate
Wahlplakate für die nationalen Wahlen von 2019, fotografiert in Bern. - keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Für die anstehenden Probleme der Schweiz braucht es kreative Lösungen.
  • Die Parteien bieten eine Auswahl an – und gehen damit auf Stimmenfang.
  • Aber haben sie sich das auch gut überlegt? Ein Kommentar.

Gemäss den neusten Umfrage-Ergebnissen, dem eben erschienenen Wahlbarometer, ist bei den Wahlen 2023 alles klar: Die Grünen verlieren, die SVP gewinnt, die anderen hocken sich gegenseitig im Nacken. Noch klarer scheint der Fall bei den grössten Ärgernissen zu sein: Die Boni und Misswirtschaft bei der Credit Suisse, die Klimakleber und die Gender-Debatte/Wokeness.

Bloss nicht zu früh festlegen

Wenn also irgendwann nach den Wahlen die Hypotheken unbezahlbar werden, das AKW Saporischschja hops geht und die Sommerzeit abgeschafft wird, werden wir uns daran erinnern. Das hätte alles verhindert werden können, wenn wir früher gegen den Genderstern angekämpft, damit in der Miss- Wirtschaft weiterhin das «Fräulein» serviert.

Auf einem Briefumschlag aus dem Jahr 1986 steht «Fräulein Simone». Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa
Auf einem Briefumschlag aus dem Jahr 1986 steht «Fräulein Simone». Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH

Dabei kann bis zu den Wahlen noch so viel passieren, dass selbst die klügsten Köpfe nicht voraussagen können, wie das herauskommen wird. Dieses oder jenes Thema drängt in den Vordergrund, neue Probleme tauchen auf, andere verschwinden. Und spätestens am 22. Oktober müssen wir uns trotzdem entscheiden, wen wir in National- und Ständerat wählen wollen.

Probleme haben die!

Es ist eine grosse Verantwortung, schliesslich gibt es viele Probleme in dieser Schweiz und wir wollen nur die Leute mit den besten Lösungen zur Verantwortung zulassen. Es sind komplexe, vielschichtige, oft einander wechselseitig beeinflussende Probleme. Also braucht es die besten Ideen der kreativsten Köpfe.

Stand heute, wie würden Sie im Vergleich zu 2019 bei den Wahlen 2023 wählen?

Welche das sind, das kann ich Ihnen auch nicht sagen, sorry. Das kann nur einer mit einem Selbstverständnis auf Stufe von Paul «weil ich ein Genie bin» McCartney. Zum Beispiel John Cleese von der Komiker-Truppe Monty Python, der genau weiss, warum er ein besserer Mensch und darum kreativer als andere ist.

Bitte nicht lachen

Er habe sich, so Cleese, oft gefragt, warum sein talentierterer Monty-Python-Kollege nie so originelle Sketche schrieb wie er. Nämlich weil dieser, mit einem Problem konfrontiert, sich mit der nächstbesten Lösung zufriedengab. Selbst wenn er wusste, dass diese Lösung nicht sehr originell war.

Was er, Übermensch Cleese, ja auch gerne getan hätte, aber einfach nicht konnte. Sondern noch fünf Viertelstunden dasass und darüber brütete und meistens noch eine originellere Lösung fand. Genau das habe auch der Psychologe Donald MacKinnon beschrieben: Die kreativsten seiner Studien-Subjekte seien diejenigen gewesen, die bereit waren, das Unbehagen und die Angst angesichts eines ungelösten Problems noch ein wenig länger auszuhalten.

Man kenne das, so der Superkomiker: Man will dieses Unbehagen loswerden und treffe darum eine Entscheidung. «Nicht weil wir sicher sind, dass es die beste Entscheidung ist, sondern weil wir uns dadurch besser fühlen werden.» Womit er wohl sagen will: Lachen Sie nicht über den erstbesten Komiker, denn es gibt garantiert noch einen besseren Witz.

Unsere Parteien sind die besten

Darum sollte man sich wohl beim Entscheid, wer die nächsten vier Jahre einen Sitz im Parlament erhalten soll, auch etwas Zeit lassen und darüber brüten. Die schnelle Antwort ist nicht die beste. Nehmen sie sich ein Beispiel an den Parteien, die sich, je nach Orientierung, mit bestimmten Themen sehr gut auskennen.

Wahlplakate 2011
Strassenrand-Gruppen von Wahlplakaten: Schon 2011 wurde nach den besten Köpfen für die anstehenden Probleme gesucht. - keystone

Meistens sind es seit Jahrzehnten die gleichen Themen, je nach Partei, über die man entsprechend lange nachgedacht hat. Und das Unbehagen ausgehalten hat. Okay, es sind zwar auch seit Jahrzehnten die gleichen Lösungen.

Hm. Also, was ich wirklich sagen will, ist wohl: Holen Sie sich eine Zweitmeinung ein, denn ich bin auch nicht sicher, was ich Ihnen sagen will. Seien Sie besser als der talentiertere Nachbar, der seinen Wahlzettel bereits heute abschickt. Jedenfalls, gehen Sie nicht irgendeinem x-beliebigen Kolumnisten auf den Leim. Denn, das allergrösste Ärgernis, kann ich Ihnen sagen, sind Kolumnisten-Kleber. Glauben Sie mir.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Credit SuisseWahlen 2023ZeitumstellungParlamentStänderatAngstWitz