Noch sind es fast drei Monate bis zur Abstimmung zur Begrenzungsinitiative. Doch die SVP kämpft an verschiedenen Fronten, erklärt Politologe Claude Longchamp.
Politologe Claude Longchamp im Gespräch mit Nau.ch zur Begrenzungsinitiative der SVP. - Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die SVP kämpft verzweifelt um ein Ja zu ihrer Begrenzungsinitiative.
  • Allerdings gelingt ihr das bisher mehr schlecht als recht.
  • Das Problem sind neue Kommunikationskanäle und ein Führungsvakuum, so Claude Longchamp.

Die SVP bewirtschaftet mit der Begrenzungsinitiative ihr Kernthema: die Migration. Doch die Schlacht scheint verloren, bevor sie überhaupt geschlagen ist. Denn einmal mehr steht die Sünnelipartei allein auf weiter Flur – alle anderen Parteien stellen sich gegen die Kündigungsinitiative, wie sie diese nennen.

Umso schlimmer für die SVP: Ausgerechnet in diesem schwierigen Kampf, fehlt ihr der Kopf, der Feldherr, der Anführer. Denn nachdem Parteikapitän Albert Rösti seinen Rücktritt angekündigt hat, will niemand seine Nachfolge antreten.

Albert rösti
Im Falle der Wahl von SVP-Bundesratskandidat Albert Rösti würde sich über jedes Departement freuen. - Keystone

Das heisst: Bis auf Alfred Heer, der als einziger seine Kandidatur bestätigt hat. Doch ob die Delegierten den Zürcher tatsächlich auf den Schild heben werden, darf bezweifelt werden.

Nicht zuletzt, weil SVP-Doyen Christoph Blocher die Fäden der Volkspartei noch immer fest in den Händen hält. Von seinem Anwesen am Zürichseeufer dirigiert der Übervater «seine» Partei.

Claude Longchamp: Die SVP in der Blocher-Krise

Für Politologe Claude Longchamp zeigen sich beim Himmelfahrtskommando Begrenzungsinitiative BGI gleich zwei weitere Probleme. Die SVP kämpfe sowohl mit einem Führungs- aber auch einem Kommunikationsproblem.Blühte sie bei politischen Kampagnen in der Vergangenheit jeweils auf, gelingt ihr dies heute nicht mehr.

Christoph Blocher Toni Brunner
Alt Bundesrat Christoph Blocher und der damalige SVP-Präsident Toni Brunner an einer Medienkonferenz 2015, zusammen mit Nationalrat Adrian Amstutz. - Keystone

Das Problem: Statt der Top-Down-Kommunikation von der Parteispitze her, funktionieren die Kampagnen in den heutigen neuen Medien – Stichwort: Internet – eher Bottom-Up, also von unten nach oben. Dazu komme eben, dass es keine einfache Aufgabe sei, Ex-Parteichef Toni Brunner zu ersetzen.

Für Longchamp ist klar, dass auch das Thema Zuwanderung nicht mehr zuoberst auf der Sorgenliste von Herr und Frau Schweizer steht. Dies, obwohl einzelne SVP-Exponenten krampfhaft versuchen, eine Verbindung zwischen aktuellen Themen wie dem Coronavirus und der BGI herzustellen.

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