Grüne wollen Halbtax-Abo überflüssig machen
Nach dem Aus für den Autobahn-Ausbau wittern die Grünen Morgenluft: Sie lancieren die ÖV-Preis-Debatte neu.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach dem Nein zu mehr Autobahnen fordern Grünen die Abschaffung des Halbtax-Abos.
- Stattdessen soll es nur noch einen ÖV-Tarif geben, der auf Halbtax-Niveau liegen soll.
- So könne der ÖV gerade auch für Personen mit geringem Einkommen attraktiv werden.
Nach der Ablehnung des Autobahn-Ausbaus sehen sich die Grünen in der Pflicht, alternative Lösungen aufzuzeigen.
Ziel soll ja sein, statt der Strasse den öffentlichen Verkehr attraktiver zu gestalten. Die Partei hat eine klare Antwort darauf und bringt einen alten Vorschlag wieder auf den Tisch.
Marionna Schlatter (44), Grüne-Nationalrätin aus Zürich, hatte vor etwa einem Jahr einen Vorstoss eingereicht. Dieser muss noch vom Parlament behandelt werden – der Bundesrat lehnt ihn allerdings bereits ab.
Ihr Vorschlag: Es soll nur noch einen Tarif für den öffentlichen Verkehr geben, in der Höhe ähnlich dem heutigen Halbtax-Tarif.
Der volle Tarif würde somit abgeschafft und niemand müsste mehr die jährliche Gebühr von 170 Franken fürs Halbtax-Abo bezahlen.
Grüne sehen eine Lösung für zwei Probleme
Die Grünen sehen in diesem Ansatz eine doppelte Chance: Erstens könnte er Menschen dazu bewegen, häufiger Bahn und Bus zu nutzen.
Zweitens könnten Personen mit geringem Einkommen entlastet werden. Diese Gruppe hat am Sonntag überdurchschnittlich oft gegen die Autobahnprojekte gestimmt.
«Zahlen des Preisüberwachers zeigen eine Fehlentwicklung auf», sagt Schlatter zu «Blick». «Das Autofahren wurde in den vergangenen Jahren günstiger, die ÖV-Nutzung teurer. Dies setzt die falschen Anreize.»
Sie ist überzeugt, dass eine Verlagerung von der Strasse auf die Schiene erreicht werden könnte.
Als Beispiel nennt sie Familien, die nur wenige Ausflüge pro Jahr machen. Wenn diese kein Halbtax besitzen, könne eine Zugfahrt für eine ganze Familie schnell zu teuer werden.
Finanzielle Auswirkungen und Lösungsansätze
Nach Berechnungen des Bundesrates würde der öffentliche Verkehr durch diese Änderung jährlich 700 Millionen Franken verlieren: 500 Millionen durch den Wegfall der Einnahmen aus den über drei Millionen Halbtax-Abonnemente und weitere 200 Millionen durch niedrigere Ticketpreise.
Schlatter sieht jedoch den Bund in der Pflicht, diese Kosten zu tragen. «Im Verhältnis zu den Ausbaukosten bei den Strassen ist dies ein eher geringer Preis», sagt sie und fügt hinzu: «Vor allem, wenn man bedenkt, wie viel man damit bewegen könnte.»
Lieber einfach und klimafreundlich als komplex und abschreckend
Sie argumentiert weiterhin gegen das aktuelle Tarifsystem mit seinen verschiedenen Optionen: Halbtax, voller Preis, Halbtax plus und Sparbillette.
Ihrer Meinung nach sei dies zu komplex und schrecke unregelmässige Nutzer ab.
«Es ist eine einfache und klimafreundliche Lösung», betont Schlatter abschliessend. Sie glaubt fest daran: Die Bevölkerung will einen Wandel im öffentlichen Verkehr. Das habe das Abstimmungsergebnis am Wochenende deutlich gezeigt.