Kanton Bern: Gemeinsam für Berufsbildung und gegen Fachkräftemangel
Mit gleichlautenden Vorstössen wollen Hans Jörg Rüegsegger (SVP/Riggisberg) und Fabienne Stämpfli (GLP/Oberhofen) im Kanton Bern Berufsbildner fördern.
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Das Wichtigste in Kürze
- Überparteiliche Forderung: Es braucht mehr Ausbildung für Berufsbildner.
- Viele Lernende würden zu wenig unterstützt oder sie brechen gar die Lehre ab.
- Mit mehr Unterstützung tue man auch etwas gegen den Fachkräftemangel.
Die Schweiz leidet unter dem Fachkräftemangel. Jetzt soll ein überparteilicher Effort dafür sorgen, dass dies ganz bei den Anfängen schon bekämpft wird: in der Ausbildung der Lernenden.
Aus dem Kanton Bern an vorderster Front mit dabei sind Hans Jörg Rüegsegger (SVP) und Fabienne Stämpfli (GLP).
Bessere Ausbildung für Berufsbildner
Der Bundesrat soll mit Massnahmen und Vorgaben die Ausbildungsqualität in den Betrieben steigern helfen. Zum Beispiel in der Form einer periodischen Weiterbildung für Berufsbildnerinnen und Berufsbildner.
Denn, so Rüegsegger: «Wir wissen aus einer Studie, dass die Schulabgänger in der Schweiz zu wenig gut auf das Berufsleben vorbereitet sind.»

Es brauche die bestmögliche Begleitung der Jugendlichen beim Übergang zwischen Schule und Arbeitswelt und auf dem Weg ins Erwachsenenleben.
So steht es in den gleichlautenden Motionen, die Rüegsegger, Stämpfli und vier weitere Nationalräte aus allen Parteien eingereicht haben.
Erinnerungen an eigene Lehrzeit
«Ich kann mich selber noch erinnern, als ich in die Lehre eingetreten bin: Es ist ein rechter Übergang von der Schule zur Lehre», erzählt die 33-jährige Abteilungsleiterin Stämpfli.
Berufsbildnerinnen und Berufsbildner sollten aus ihrer Sicht den Lernenden auch soziale Unterstützung bieten. «Denn wir sehen, dass ein Viertel der Lehren abgebrochen wird und mehr als 60 Prozent berichten von psychischen Belastungen.»
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So gingen Fachkräfte verloren – denn es gehe ja längst nicht nur um die Lehrabbrüche per se, sagt SVP-Nationalrat Rüegsegger. «Sondern es gibt auch diejenigen, bei denen das Talent nicht erkannt wurde oder die, die nötige Motivation nicht finden.»
Der Landwirt ist selbst auch Berufsbildner, weiss als J+S-Trainer aber auch, dass man mit Weiterbildungsverpflichtungen viel herausholen kann.
Andere Bereiche und einzelne Branchen bereits vorbildlich
«Der Sport hat mir aufgezeigt, dass man eine gute Breite braucht, um oben eine Spitze zu haben. Es braucht also nicht nur Talent, sondern auch jene, die aus- und weiterbilden.»
Die nun aktiv gewordenen Parlamentarier hätten gemerkt, dass es Handlungsbedarf gebe. Das habe ihnen auch der Bundesrat bestätigt, nur habe dieser nichts machen wollen.
Es gehe vor allem um die Betriebe, die ihren Berufsbildnerinnen und Berufsbildner keine Weiterbildungsmöglichkeit geben, ergänzt Stämpfli. Mit einer Minimalforderung sollen diese dazu verpflichtet werden, dass sie dies mal tun.
«Es gibt schon sehr viele Branchen, die das machen, die Lösungen haben. Aber es gibt auch ein paar, die es noch nicht machen, und die will man damit ansprechen.»
Bundesrat dagegen – aber trotzdem unterlegen?
Der Bundesrat hat auf die Vorstösse aus allen Parteien bereits reagiert und Verständnis für das Anliegen gezeigt. Aber er lehnt die Motionen trotzdem mit einer sehr ausführlichen Begründung ab: Er warnt davor, dass solche Anforderungen im Gegenteil abschreckend für künftige Berufsbildnerinnen und Berufsbildner sein könnten. Ausserdem wolle man bei den Unternehmen ja eigentlich nicht mehr, sondern weniger regulieren.
Bei letzterem Argument zeigt GLP-Nationalrätin Fabienne Stämpfli wiederum Verständnis. «Deshalb haben wir auch den Vorstoss sehr offen formuliert. Es soll wirklich einfach irgendwo stehen, dass man einmal eine solche Weiterbildung gemacht haben muss.»

SVPler Rüegsegger vermutet derweil, der Bundesrat habe die Antwort nicht selbst geschrieben, sondern die Bundesverwaltung. Diese sei bei der tertiären Bildung top-organisiert, «aber im dualen Berufsbildungssystem wird sehr wenig getan vonseiten Bund». Man sehe aber ein grosses Potenzial in der Schweiz, das nicht ausgeschöpft werde.
Allerdings ist es gut möglich, dass der Bundesrat trotz langer Begründung trotzdem keine Chance hat. Denn nicht nur wurden Motionen aus allen Fraktionen eingereicht, diese sind auch von fast der Hälfte des Nationalrats mitunterzeichnet worden. Sowohl Rüegsegger wie Stämpfli sind darum optimistisch, dass sie zumindest im Nationalrat gewinnen werden.