FDP-Nationalratskandidat Matthias Müller erklärt im Gastbeitrag, weshalb freiwillige Arbeit jenseits der Pension attraktiver und unbürokratischer werden müsse.
SDS Matthias Müller FDP
Matthias Müller ist Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz und Vizepräsident der FDP des Kantons Zürich sowie Mitglied des Parteivorstands der FDP Schweiz. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweiz sei auf die Erfahrung und Arbeitskraft der älteren Arbeitnehmer angewiesen.
  • Das Potenzial im Inland müsse besser genutzt werden, statt nur auf Zuwanderung zu setzten.
  • FDP-Nationalratskandidat Matthias Müller erklärt, wie dies zu bewerkstelligen wäre.
Ad

Der Arbeits- und Fachkräftemangel zählt zu den grössten Herausforderungen. Grund dafür ist der demografische Wandel. In den kommenden Jahren gehen über eine Million Menschen in Rente.

Weil aber deutlich weniger junge Menschen ins Erwerbsleben nachrücken, kommt es zu einer Verknappung der Arbeitskräfte. Der Schweiz könnten deshalb schon bald 500'000 Arbeitskräfte fehlen.

Einwanderung als Kompensation nicht nachhaltig

In der Vergangenheit wurde der zusätzliche Bedarf an Arbeitskräften insbesondere durch eine hohe Einwanderung gedeckt. Das ist aber kein nachhaltiger Pfad. Allein dieses Jahr dürfte sich die Schweizer Wohnbevölkerung um rund 148'000 Personen erhöhen – ein historischer Rekord.

Selbst der Bundesrat schrieb jüngst: «In den letzten 50 Jahren ist die Bevölkerung der Schweiz so stark gewachsen wie noch nie. […] Die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte hat ebenfalls zu einem Anstieg der Bevölkerung geführt. Die Schweizer Wohnbevölkerung ist innerhalb von 50 Jahren um über 40 Prozent gewachsen.»

Erhöhte Einbindung von Rentnern soll Lücken schliessen

Zuwanderung sollte deshalb nicht die erste und einzige Option zur Rekrutierung künftiger Arbeitskräfte sein. Die Lücke muss hauptsächlich über eine höhere Einbindung der Frauen und Rentner geschlossen werden.

Ersteres wäre mit der Individualbesteuerung zu machen. Zweiteres über ein höheres Rentenalter. Ich unterstütze beide Anliegen; das eine als Mitglied des Initiativkomitees zur Einführung der Individualbesteuerung, das andere als Präsident der Jungfreisinnigen, die für die Renteninitiative verantwortlich zeichnen.

Matthias Müller FDP Renten
Die Jungfreisinnigen und das Initiativkomitee reichen die Volksinitiative «Renteninitiative» ein. Mitten drin: FDP-Nationalratskandidat Matthias Müller. (Archivbild) - keystone

Daneben müssen wir aber auch allgemein über positive Arbeitsanreize für Pensionäre nachdenken. Ich bin überzeugt: Viele Babyboomer, die demnächst in Rente gehen, würden gerne länger arbeiten – aber sie erwarten zu Recht, dass diese Leistung auch anerkannt wird.

Nach dem Rentenalter steuerfrei weiterarbeiten

Deshalb folgende Idee: Wer das Rentenalter erreicht hat, aber freiwillig gerne weiterarbeiten möchte, soll sein Gehalt bis zu einem gewissen Betrag – mit Ausnahme der Sozialabgaben – steuerfrei bekommen.

Matthias Müller FDP Renten
FDP-Nationalratskandidat Matthias Müller ist überzeugt: «Viele Babyboomer, die demnächst in Rente gehen, würden gerne länger arbeiten.» (Symbolbild)
Matthias Müller FDP Renten
Gleichzeitig betont der Präsident der Jungfreisinnigen: «Im Gegenzug erwarten sie zu Recht, dass diese Leistung auch anerkannt wird.» (Symbolbild)
Matthias Müller FDP Renten
Der Zürcher schlägt vor: «Wer das Rentenalter erreicht hat, aber freiwillig gerne weiterarbeiten möchte, soll sein Gehalt bis zu einem gewissen Betrag steuerfrei bekommen.» (Symbolbild)
Matthias Müller FDP Renten
So würden Anreize geschaffen, damit Rentner länger arbeiten und Lücken im Arbeitsmarkt schliessen könnten. (Symbolbild)

Das wäre ein attraktiver Anreiz, länger zu arbeiten. Der Nationalrat hiess eine entsprechende Motion in der Sommersession gut, der Ständerat aber wollte die freiwillige Erwerbstätigkeit von Rentnern steuerlich nicht begünstigen. Die Thematik erhielt unbegreiflicherweise kaum mediale Aufmerksamkeit. Es bleibt eine verpasste Chance!

Alle könnten profitieren

Unser Land ist nämlich dringend auf die Arbeitskraft und Erfahrung unserer älteren Arbeitnehmer angewiesen. Von der Steuerbefreiung würden alle profitieren: die Lehrlinge (freilich nur indirekt: die von den Erfahrenen lernen können), die Pensionäre (die weiter ihren wichtigen Beitrag leisten können), die Betriebe (die nicht nach neuen Arbeitskräften suchen müssen) und am Ende auch der Staat (durch ein höheres BIP).

Matthias Müller FDP Renten
FDP-Nationalratskandidat Matthias Müller ist sicher, dass die Schweiz dringend auf Arbeitskraft und Erfahrung der älteren Arbeitnehmer angewiesen sei. (Archivbild) - keystone

Klar: Damit Ältere länger arbeiten (können), müssen auch in den Betrieben die Rahmenbedingungen verbessert oder teilweise erst geschaffen werden. Es gibt aber eine Fülle an Möglichkeiten.

So müsste die Weiterbildung bis kurz vor und auch nach Erreichen des Rentenalters gefördert werden. Weiter müssten altersgerechte Arbeitsmodelle und Arbeitsbedingungen geschaffen werden (beispielsweise Jobrotation oder eine Reduktion der wöchentlichen Arbeitszeit ab 60 Jahren). Last but not least dürften Arbeitsverträge nicht automatisch mit dem Erreichen des Rentenalters auslaufen, sondern müssten ohne Aktivwerden der betreffenden Personen weiterlaufen.

Sollten Rentnerinnen und Rentner, die freiwillig weiter arbeiten, Steuerbefreiungen erhalten?

Kurzum: Der Schweiz gehen die Arbeits- und Fachkräfte aus. Wir müssen das Potential im Inland deshalb besser nutzen, als nur auf immer mehr Zuwanderung zu setzen. Mit der Steuerfreiheit bis zu einem gewissen Betrag für alle arbeitenden Rentner wirken wir dem Arbeits- und Fachkräftemangel entschieden entgegen.

Zur Person: Matthias Müller ist FDP-Nationalratskandidat im Kanton Zürich. Seit 2019 ist der Jurist Präsident der Jungfreisinnigen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

NationalratBundesratStänderatStaatFDPRentner