Mit Kameras soll überwacht werden, dass Schlachthöfe die Tierschutz-Gesetze einhalten, so eine grüne Nationalrätin. Schlachtbetriebe sammeln gute Erfahrungen.
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Sollen Schlachtbetriebe per Videokamera überwacht werden? - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Nach Mängeln in Schlachthöfen fordert eine grüne Nationalrätin die Video-Überwachung.
  • Bell und Micarna arbeiten seit Jahren damit und machen sehr gute Erfahrungen.

Betäubt der Bolzenschuss in die Stirn das Tier nicht richtig, verblutet es bei Bewusstsein. Gibt’s nicht? Doch, immer wieder. Das zeigt die Untersuchung des Bundesamts für Veterinärwesen (BLV).

Neben der Ausbildung der Mitarbeiter mangelt es an unangemeldeten Kontrollen. Meret Schneider, Grünen-Nationalrätin und Tierschützerin, fordert zusätzlich Video-Überwachung der Schlachthöfe. «Das erleichtert den Kantonen die Überwachung über die Einhaltung der Gesetze», sagt Schneider zu Nau.ch.

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Meret Schneider, Nationalrätin Grüne und Initiantin der Massentierhaltungsinitiative. - Keystone

Allerdings: Nicht für alle Schlachtbetriebe in der Schweiz wäre eine Videoüberwachung etwas Neues. Zum Beispiel für den Fleischverarbeiter der Migros: Die Micarna setzt Videoüberwachung bereits freiwillig ein. Ihr Schweineschlachthof in Courtepin FR war aber nicht Teil der BLV-Überprüfung.

Überwachung mit Videokameras für zusätzliche Kontrolle

Bei der letzten unangemeldeten Kontrolle bei Micarna durch den Schweizer Tierschutz im November seien keinerlei Mängel in Bezug auf die geforderten Tierwohlstandards festgestellt worden, erklärt Micarna-Mediensprecherin Deborah Rutz.

Micarna hat als erster Schweizer Schlachtbetrieb Kameras eingeführt. «Damit wird der gesamte Schlachtprozess – von der Ankunft der Tiere bis zum eigentlichen Stechen – überwacht», so Rutz. Das habe einerseits den Vorteil, dass ein abnormales Verhalten von Tieren erkannt werden könnte.

«Andererseits ermöglichen diese Aufzeichnungen jederzeit einen Einblick in den Betäubungs- und Schlachtprozess – zum Beispiel für Kontrolleure des Schweizer Tierschutzes und auch rückwirkend zum eigentlichen Kontrollbesuch.»

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Mitarbeiter bearbeiten Schweinehälften in der Fleischverarbeitungsfirma Micarna. - Keystone

Der Schweizer Tierschutz STS führt unangemeldete Kontrollen durch, finanziert durch Detailhändler und Labels sowie Mitgliederbeiträge. Er hat gegenüber den Schlachtbetrieben jedoch keine Sanktionierungsmöglichkeiten.

Bei Micarna ist permanent ein Tierarzt des Kantons vor Ort, so Rutz. Dieser überwacht den gesamten Schlachtprozess. Bei kleineren und mittleren Schlachthöfen ist dies nicht der Fall.

Bell nutzt Videos zur Qualitätssicherung und Kontrolle

Auch Marktführer Bell lässt sich vom STS unangekündigt kontrollieren. Das BLV hatte in seiner Kontrolle keine Tierwohl-relevanten Abweichungen von den gesetzlichen Vorschriften beanstandet, sagt Sara Heiniger von der Bell-Kommunikationsstelle.

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Die Fleischfabrik der Bell Food AG in Oensingen im Kanton Solothurn. - Keystone

Und: «Im Rinderschlachthof in Oensingen sowie im Schweineschlachthof in Basel ist im Bereich der Betäubung eine Videoüberwachung angebracht. Die Aufnahmen dienen zur Qualitätssicherung und zu Schulungszwecken», erklärt Heiniger. Bell überwacht damit den Bolzenschuss bei den Rindern und die CO2-Betäubung bei den Schweinen. Auch der Tierschutz STS erhält Einblick.

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Zur Orientierung: Vergleich der Anzahl geschlachteter Tiere bei Bell und Micarna. - Swissveg

Die Qualität der Schlachtung werde durch externe Stellen als überdurchschnittlich gut bewertet, sagt die Bell-Sprecherin – nicht zuletzt wegen der Videokontrolle.

Bell und Micarna machen mit der von Schneider geforderten Videoüberwachung also sehr gute Erfahrungen. Bisher ist die Massnahme allerdings freiwillig und längst nicht in allen Betrieben Standard.

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