Sollte eine Partei Frauen fördern? Ja, sagt jetzt auch die SVP wieder. Nachdem sie 2016 die SVP-Frauen aufgelöst hat. Ein Widerspruch?
Gruppenbild mit Herr (und einem künftigen Generalsekretär): SVP-Präsident Albert Rösti schaut nur kurz bei den SVP-Frauen vorbei, die keine sein wollen.
Gruppenbild mit Herr (und einem künftigen Generalsekretär): SVP-Präsident Albert Rösti schaut nur kurz bei den SVP-Frauen vorbei, die keine sein wollen. - Zvg / Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Gibt es nach zwei Jahren Pause doch wieder eine SVP-Frauen-Sektion?
  • Rund 30 SVP-Politikerinnen haben sich zum «1. SVP-Frauen Kaderanlass» getroffen.
  • Auf Twitter-Bildern sieht es eher nach Frontalunterricht durch Parteipräsident Rösti aus.

Die SVP-Frauen wurden aufgelöst – es lebe der SVP-Frauen-Kaderanlass! Seit zwei Jahren gibt es die offiziellen SVP-Frauen mangels Interesse nicht mehr. Diese Woche haben sich aber rund 30 Frauen zum 1. Kaderanlass getroffen zwecks Förderung der Vernetzung. Ist das jetzt der Relaunch der SVP-Frauen? «Nein», sagt die federführende Nationalrätin Nadja Pieren, «aber der Kaderanlass soll weitergeführt werden.»

Die haben’s nötig!

Und was wurde denn geboten? Den «Impressionen» auf Facebook und Twitter nach zu schliessen: Frontalunterricht durch einen Mann. Parteipräsident Albert Rösti doziert vor den gebannt lauschenden Damen. Der Eindruck täusche, betont Pieren: Rösti und der neue Generalsekretär Dominique Steiner seien «nur zum Zmittag» gekommen.

Referiert hätten dafür die Nationalrätinnen Barbara Steinemann, Verena Herzog und Andrea Geissbühler sowie Grossrätin Andrea Gschwend-Pieren, allesamt zum Thema Asyl. Man habe viel gelernt und den Austausch geschätzt, sagt Pieren: «Es ist uns wichtig, dass wir uns untereinander vernetzen können.» Das finanzielle und organisatorische für den Anlass habe indes die SVP Schweiz übernommen.

Die haben’s nicht nötig

Nur (und damit begeben wir uns ins heikle Minenfeld der Gender-Diskussion): SVP-National-, Regierungs- und Kantonsräte brauchen dann keine Asyl-Weiterbildung? Männliche Volksvertreter der Volkspartei müssen nichts mehr dazulernen und sind eh schon vernetzt?

Angenommen, es gäbe tatsächlich einen SVP-Männer-Fortbildungs- und Kennenlernanlass: Wäre dann auch auf drei von vier Twitter-Bildern eine gar nicht beteiligte Dame in irreführenderweise lehrmeisterlicher Pose zu sehen?

Es ist ganz einfach

Vielleicht gibt es ja einen Ausweg aus dem Gender-Minenfeld. Ein Punkt geht nämlich ganz vergessen: Nebst Referaten gabs für die SVP-Kaderfrauen ja auch noch gemeinsames Mittagessen und Stadtbegehung. Frauen, in der SVP klar in der Minderheit, für einmal unter ihresgleichen. Es ist wie beim Public Viewing: Was zählt, sind die Kollegen, Bier und Chips.

Der SVP-Frauen Kaderanlass ist wie für Männer die Fussball-WM. Und dann stört auch ein einzelner Mann nicht, wenn er dafür Bier und in Öl gebackene Kartoffelprodukte bringt. Solange es nicht Rösti ist. Und dass mit SVP-Bildern nicht das gemeint ist, was man meinen könnte, ist auch nicht wirklich neu.

Doch noch ein Tritt ins Minenfeld

Okay das war jetzt doch noch diskriminierend: Fussballfans sitzen selbstverständlich nicht wegen dem Rahmenprogramm im Public Viewing, sondern sie leiden tatsächlich mit, wenn ihr Team gewinnt, verliert, oder auch einfach 1:1 unentschieden spielt. Sorry!

Sicher ist: Eine offizielle SVP-Frauen-Sektion wird es in naher Zukunft nicht geben, sagt Pieren. Aber: «Der Kaderanlass soll weitergeführt werden», damit sich die Frauen «austauschen und vernetzen können». Das nächste Mal vielleicht auch ohne Rösti zum Zmittag.

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