Der Kunstpalast zeigt Fotos des berühmten Peter Lindbergh. Es gibt nicht nur Fotos von Mode und schönen Menschen zu sehen. Sondern auch unbekannte Motive - wie Stillleben, Landschaften und das Porträt eines Delfins. Und einen Film über einen Mann in der Todeszelle.
Felix Krämer, Generaldirektor im Museum Kunstpalast, in der Lindbergh-Ausstellung. Foto: Fabian Strauch/dpa
Felix Krämer, Generaldirektor im Museum Kunstpalast, in der Lindbergh-Ausstellung. Foto: Fabian Strauch/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Für Mode hat der Fotograf Peter Lindbergh sich eigentlich nicht interessiert.

«Deswegen bin ich auch seit 25 Jahren auf keiner Modenschau mehr gewesen», sagte er noch voriges Jahr in einem Interview in Paris. Vielleicht wurde er deshalb einer der grossen Fotografen der Modewelt.

Wie kein anderer setzte er Supermodels wie Kate Moss, Claudia Schiffer und Linda Evangelista menschlich in Szene. Oft ungeschminkt, mit offenem Blick und nicht als starre Kleiderpuppen. Der Düsseldorfer Kunstpalast zeigt 140 seiner Fotografien - auch viele unbekannte. Der Titel: «Peter Lindbergh: Untold Stories» (5.2. - 1.6.).

Es ist die erste, von dem Starfotografen selbst gestaltete Ausstellung. Aber tragischerweise kann Lindbergh diese Premiere nicht mehr erleben. Er starb im September 2019 im Alter von 74 Jahren. Kurz zuvor, Ende August, schickte er eine letzte SMS: «Ausstellung ist fertig», lautete die Textnachricht an das Museum. «Es ist sein Werk, die Zusammenstellung hat er getroffen», berichtete Museumsdirektor Felix Krämer vor der Eröffnung.

Die einzige Beschränkung sei die Anzahl der Werke gewesen, denn mehr als 140 könne ein Publikum nicht aufnehmen. «Daran hat er sich gehalten», sagte Krämer. Nach dem plötzlichen Tod Lindberghs wirkt die von ihm gestaltete Ausstellung wie ein Vermächtnis.

Ein Grossteil der Aufnahmen ist noch nie gezeigt worden. Dazu gehören Landschaften, etwa Bilder aus der Wüste, Stillleben von einem Tisch voller Meeresfrüchte und viele Porträts. Darunter ist der Kopf eines Delfins, den er 1992 in Florida aufnahm, oder ein Pferd vor einer Steinmauer. Modeszenen etwa für die «Vogue» und andere grosse Magazine sind in grossen Formaten zu sehen. Bis auf wenige Aufnahmen sind die von Lindbergh ausgewählten «Best of» schwarz-weiss gehalten.

Die Arbeiten, die ihm am Herzen lagen, hängen in Reihen übereinander in teils extremen Grossformaten. Modeshootings zeigen Models an düsteren Orten - einem historischen Maschinenraum oder mit Zigarette am abgegessenen Tisch in einem heruntergekommenen Hafen. Die schönen Beine dreier Frauen sind ein Motiv und schwarze Vögel auf einer Parkbank im Herbst. Lindbergh wuchs in Duisburg auf, auch diese Stadt hat er als Hintergrund seiner Fotos gewählt.

Immer wieder tauchen Gesichter der Schönen und Berühmten auf, die sich dem Starfotografen und seinem freundlichen Blick anvertrauten. Claudia Schiffer zeigt auf einem bislang unveröffentlichten Bild Sommersprossen. Starmodel Naomi Campbell präsentiert ihr Gesicht im Grossformat, ungeschminkt mit kleinen Unebenheiten. Schauspielerin Nicole Kidman wurde 2016 in Los Angeles in einem schwarzen Lackledermantel porträtiert und in einem luftigen Dessoushemd. Die Schauspielerin Helen Mirren blickt blass und intensiv. Und Antonio Banderas zeigt auf einem Porträt fast nur seine Stirn.

Lindbergh habe sich einfach für Menschen interessiert, meint Museumsdirektor Krämer. «Er ist ihnen nahegekommen, ohne sie zu verletzen.» Auch die von ihm oft fotografierten Supermodels wussten, dass sie nicht blossgestellt würden. Die oft in Modefotos vorhandene Glätte gibt es in seinen Bildern nicht.

Ein Film mit dem Titel «Testament» ist in Düsseldorf erstmals zu sehen. «Das wollte er unbedingt zeigen», berichtet Krämer. 2013 filmte Lindbergh den Insassen einer Todeszelle in den Vereinigten Staaten. Ohne sich zu bewegen, betrachtet sich dieser Mann eine halbe Stunde lang in einem Spiegel. Wertfrei und neutral sollte diese Darstellung sein, ohne Details zu den Straftaten zu liefern - so wollte es der Fotograf.

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