Beim Ukraine-Krieg gehe es einzig und alleine um den Machterhalt einer Person, sagt SRF-Russland-Korrespondentin Luzia Tschirky im «Spezial Club».
Luzia Tschirky über den Ukraine-Konflikt beim SRF-«Club» - SRF
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die St. Gallerin Luzia Tschirky war für SRF in der Ukraine vor Ort als der Krieg ausbrach.
  • Im «Spezial Club» spricht die Korrespondentin über die Politik in Russland und Putin.

Bis am Samstag befand sich SRF-Russland-Korrespondentin Luzia Tschirky (32) noch Mitten im Ukraine-Krieg. In der Nacht auf Sonntag musste sie schliesslich aus dem Land flüchten. Am gestrigen Abend war die St. Gallerin nun zu Besuch in einem «Club Spezial» und sprach dort Klartext: «Der Konflikt ist derart künstlich, das ist absurd. Das ist wahrscheinlich der unnötigste Konflikt, den man sich vorstellen kann. Was steht da für eine Ideologie dahinter?»

Für diese Katastrophe sei eine einzige Person verantwortlich, so Tschirky. Im Endeffekt gehe es um Macht, um den Machterhalt einer Person. «In Russland sagt man immer, es gebe Politik, und es gibt Menschen. Ein Grossteil der russischen Bevölkerung ist nicht gefragt worden, ob man diesen Krieg möchte.»

Sie erwähnt einen 19-jährigen russischen Soldaten, der in einem Heim aufgewachsen ist und nun in ukrainischer Gefangenschaft sitzt. «Dieser junge Mann ist nicht mit einer ideologischen Überzeugung in das Land einmarschiert.»

Ukraine-Konflikt
Die Unternehmerin Olga Feldmeier ist Ukrainerin mit russischen Wurzeln und meint, dass die ukrainische Armee motivierter ist als die russische. - SRF/Screenshot

Olga Feldmeier, Unternehmern und Ukrainerin mit russischen Wurzeln, meint daraufhin: «Ich denke, das ist genau der Punkt, in dem die ukrainische Armee der russischen überlegen ist. Nicht mit Waffen, aber mit Motivation. In Russland stehen nur ältere Menschen hinter Putin, solche, die Fernsehen schauen. Alle, die Zugang zum Internet haben, die wissen, was läuft. Und junge Menschen sind auch in der Armee...»

Ukraine-Krieg: Tschirky glaubt nicht an Massenprotest

Die Hoffnung vieler Menschen weltweit ist, dass der Ukraine-Krieg in Russland beendet wird. Dass sich innenpolitisch etwas bewegt, dass mehr Menschen sich an den Protesten beteiligen.

Tschirky glaubt nicht daran: «Ich habe in den drei Jahren beobachtet, dass in Russland keine Innenpolitik existiert. Man hat zwar Parteien, die Staatsduma, das Parlament, aber das ist mehr Fassade. Die Leute dort führen nicht wirklich eigenständige Diskussionen oder bringen sich ein, die führen Aufträge aus.»

Ukraine-Konflikt
Die Gäste im «Spezial Club» hören mit Spannung der SRF-Korrespondentin Luzia Tschirky (Mitte) zu, als sie über den Ukraine-Konflikt spricht. - SRF/Screenshot

Derzeit könne sie sich keine Gruppierung vorstellen, die jetzt auf der Strasse einen Massenprotest auslösen könnte. Eine massiv grosse Anzahl von Oppositionellen hätten in den letzten drei Jahren das Land verlassen müssen. «Im direkten Umfeld von Nawalny gibt es niemand mehr, der sich frei im Land bewegen kann. Sie sind entweder im Gefängnis, in U-Haft oder im Exil.»

Tschirky wurde auch gefragt, ob sie vor dem Ukraine-Krieg damit gerechnet hätte, dass sie plötzlich Kriegsreporterin werde. Die SRF-Journalistin, die seit Frühling 2019 aus Russland berichtete, meinte daraufhin: «Dass ich so nahe dran bin, das hätte ich nicht gedacht. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich einmal in Kiew zum Hotelzimmer herausschaue und Explosionen höre.»

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