Rapper Haftbefehl im Unterricht? Schüler sind dafür
Die Netflix-Doku über Rapper Haftbefehl sorgt für Kontroversen: Schüler fordern seine Texte im Unterricht, das Kultusministerium lehnt ab.

Die Netflix-Dokumentation «Babo – Die Haftbefehl-Story» erreichte unmittelbar nach ihrer Veröffentlichung Platz eins der deutschen Streaming-Charts. Der Film über den Offenbacher Rapper Haftbefehl (Aykut Anhan) sorgt bundesweit für intensive Diskussionen und mediale Aufmerksamkeit.
Die 92-minütige Produktion zeigt schonungslos Haftbefehls Drogenkonsum seit dem 13. Lebensjahr und die tragischen Umstände seiner Kindheit. Besonders der Suizid seines Vaters und die daraus resultierenden psychischen Belastungen werden ungeschönt dargestellt.
Der Dokumentarfilm gewährt tiefe Einblicke in die Auswirkungen der Sucht auf Haftbefehls Familie und sein direktes Umfeld. Die erschütternde Ehrlichkeit der Darstellung erinnert an klassische Sozialdramen wie «Wir Kinder vom Bahnhof Zoo», so der «Deutschlandfunk».
Hessische Schüler wollen Texte von Rapper Haftbefehl im Unterricht behandeln
Der Stadtschülerrat Offenbach hat eine bemerkenswerte Initiative gestartet: Haftbefehls Texte und Lebensgeschichte sollen regulärer Unterrichtsstoff werden. Stadtschulsprecher Luca Dobrita bezeichnet den Rapper in der «Hessenschau» als integralen Bestandteil der «kulturellen DNA unserer Stadt und unserer Generation».

Die Schülervertretung argumentiert, dass Haftbefehls Themen die aktuelle Lebensrealität vieler Jugendlicher widerspiegeln. In Fächern wie Deutsch, Politik und Musik könnten wichtige gesellschaftliche Aspekte wie soziale Ungleichheit, Migration und Identitätsfragen behandelt werden.
Unterstützung erhalten die Schüler von Pädagogen wie Deutschlehrer Dennys Jochum, der die didaktischen Möglichkeiten von Haftbefehls Texten betont. Er sieht in den Metaphern und dem Offenbach-Bezug des Rappers wertvolle Anknüpfungspunkte für Schüler.
Ministerium erteilt Schüler-Wunsch eine Absage
Das hessische Kultusministerium unter CDU-Führung hat den Schülervorschlägen jedoch eine kategorische Absage erteilt, berichtet der «Hessische Rundfunk». Die Behörde erklärt, Haftbefehls Texte und öffentliches Auftreten stünden nicht im Einklang mit dem schulischen Bildungs- und Erziehungsauftrag.

Das Ministerium führt schwerwiegende Vorwürfe gegen den RapperHaftbefehl an: politisch fragwürdige Positionen, Kriminalitätsneigung sowie die Verbreitung von Antisemitismus und Sexismus.
Zusätzlich kritisiert die Behörde Gewaltverherrlichung, unreflektierte Suizidbejahung und die Glorifizierung von Rauschmitteln in seinen Texten. Als Alternative verweist das Ministerium auf bereits etablierte Unterrichtsmaterialien zur interkulturellen Bildung und Migration.












