Nach Nasen-Wirbel: Fotos an Haftbefehls Zürich-Konzert verboten
Rapper Haftbefehl spielt 2026 in Zürich. Filmen ist dabei tabu. Das Festival 808 führt als erstes Rapfestival der Schweiz ein phone-free Konzert ein.

Das Wichtigste in Kürze
- Das Festival 808 klebt Handykameras ab, Filmen ist nicht erlaubt.
- Der Entscheid kommt vom Festival und nicht von Haftbefehl.
- Handyfreie Konzerte sind im Rap laut Expertin eine grosse Ausnahme.
Kein Handy zum Filmen. Kein Posting, um zu zeigen, dass man dabei war. An Rap-Konzerten undenkbar.
Genau das passiert, wenn Aykut Anhan (39), bekannt als «Haftbefehl», nach Zürich kommt. Am 28. Februar 2026 tritt der Rapper, der derzeit mit seiner Netflix-Doku für Furore sorgt, am 808 Zürich-Festival auf.
Die Handys bleiben in der Tasche. Genauer: Die Kameras werden abgeklebt.
Hip-Hop-Festival wird «Phone-Free»
Das Festival führt ein «Phone-free Concert» ein, laut Veranstalter als erstes Rapfestival der Schweiz. Der Entscheid kommt nicht von Haftbefehl. «Unser Ziel ist es, den Fokus stärker auf die Musik und den Moment zu legen», sagt die Geschäftsleitung.
Es sei kein strenger Eingriff. Niemand müsse das Handy abgeben, die Kamera werde lediglich mit einem Sticker überklebt.
Social Media-Content ist im Rap fast «überlebenswichtig»
Ein Handyverbot im Rap ist fast ein Tabubruch. Denn gerade hier ist Social Media Teil des Geschäftsmodells.
Rap-Expertin Mira Weingart (28) sagt: «Phone-free-Konzerte sind im Rap eine krasse Ausnahme. Die Szene ist jung – TikToks, Vlogs und Stories gehören dazu.»
Für viele Acts seien Fanvideos sogar essenziell: «Einige werden dank Instagram überhaupt erst berühmt. Social-Media-Content ist für viele fast überlebenswichtig.»

Trotzdem kann Weingart den Entscheid nachvollziehen. «Ich habe gedacht: Das ist anders, das ist geil. Ich ärgere mich selbst manchmal, wenn ich ständig das Handy oben habe.»
Reaktionen werde es trotzdem geben: Einige feiern die Idee, andere werden enttäuscht sein. «Wir filmen oft, um auf Social Media zu zeigen: Schaut, ich war da.»
Müdigkeit in der Dauer-Content-Maschine
Weingart spürt eine Trendwende. «Wir sind alle schon etwas ermüdet von diesen Videos, die man filmt und nie wieder anschaut.»
Dass das Festival damit unvorteilhafte Aufnahmen verhindern will – gerade nach Haftbefehls intensiver Netflix-Doku – hält sie nicht für wahrscheinlich.
Haftbefehls Nase kein Grund für Handyverbot
In der Netflix-Doku spricht Haftbefehl offen über seinen Kokainkonsum und sagt: «Ich habe mir die Nase weggekokst.» Danach machten schockierende Vorher-Nachher-Fotos Schlagzeilen.
Seitdem zeigt sich der Rapper auf Events – etwa neben Produzent Elyas M’Barek – häufiger mit Sturmmaske oder Gesichtsabdeckung.
Wichtig: Der Veranstalter betont, dass das Handyverbot nichts damit zu tun hat.

Mira Weingart sieht das ähnlich: «Davon auszugehen wäre vorschnell. Eigentlich profitieren Venue, Event und Artist immer von Aufnahmen, manchmal sogar von schlechten.»
Für Weingart steht etwas anderes im Zentrum: «Es geht darum, dass man den Abend gemeinsam erlebt und wirklich dabei ist.»
Künstler begrüssen handyfreie Konzerte
Auch der Konzertveranstalter Live Nation hat bereits mit Handyfreien Konzerten gearbeitet – allerdings mit anderer Methode. Bei Jack White oder Ghost mussten Fans ihre Smartphones in verschliessbare Yondr-Taschen stecken.
Geschäftsführer Derrick Thomson fasst die Motivation so zusammen: «Den Künstler geht es in der Regel darum, dass das Publikum den Fokus auf das Geschehen auf der Bühne richtet. Und nicht aufs Handy.»

Diese handyfreien Konzerte seien bei den Besuchern insgesamt gut angekommen.
Und genau darauf setzt jetzt auch das 808-Festival. Keine Taschen, kein Einziehen, kein Theater. Nur ein Sticker und ein Festival, das dem Publikum etwas zutraut: den Blick wieder hochzuheben.

















